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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1968-01/0010
Paul Stintzi, Mülhausen:

„j&m ©täMdjen in einem TLa\": ^ayfecöbecg

Ein alter Spruch, dem man immer wieder in
Büchern über das Elsaß begegnet, faßt dieses zusammen
in „drei Schlösser auf einem Berg" und
„drei Städtchen in einem Tal." Diese drei Städtchen
sind Kaysersberg, Kienzheim und Am-
merschweier, einst befestigte Flecken mit Türmen
und Toren, die schon im frühen Mittelalter
durch ihr Rebgelände weit bekannt waren.

Kaysersberg ist durch seine Lage, aber auch
durch seine Bauwerke wohl das interessanteste
der drei Städtchen. Trotz der erbitterten Kämpfe
in nächster Nähe und trotz der schweren Schäden
durch Artilleriebeschuß im strengen Winter
1944/45, ist Kaysersberg mit Reichenweier das
schönste Weinstädtlein im oberen Elsaß. Und
wenn Reichenweier auf den Dolder und das
obere Tor stolz ist, so zeigt mit demselben Stolz
Kaysersberg eine Burg und eine befestigte Brük-
ke den vielen Fremden, die das Städtlein besuchen
.

Was die Geschichte erzählt

Kaysersberg liegt an der Stelle, an der sich
das Tal der Weiß noch einmal verengert, bevor
es in die weite Ebene ausmündet. Hier mußte
eine Burg gebaut werden und unter deren Schutz
ein Städtlein entstehen. Ein Römerweg zog von
Breisach und Horburg bei Colmar, dem Argen-
tovaria der Römer, durch dieses Tal über die
Diedolshauser Höhe (Col du Bonhomme) nach
Saint Die. Vielleicht hatten bereits die Römer die
strategische Bedeutung dieser Landschaft erkannt
und1 hier eine Siedlung angelegt. Sicher
ist, daß im 12. Jahrhundert über dem Talweg
eine Burg stand und diese die Talenge beherrschte
. Vielleicht war die Burg ursprünglich
Lehensgut der Grafen von Egisheim, die etwas
weiter oben im Tal das Kloster Alspach gegründet
hatten. Die Burg, die im Teilbesitz der Grafen
von Horburg und der Herren von Rappolt-

stein war, begünstigte unter ihrem Schutz die
Entstehung einer Siedlung. Diese so wie die
Burg kaufte im Jahr 1227 im Auftrag des Stau-
ferkaisers Friedrich II. dessen Sohn Heinrich VII.
Die Burg samt dem sich nun entwickelnden
Städtlein sollte den Besitz der Hohenstaufen und
des Reichs in der Gegend um Colmar gegen Einfälle
des Herzogs von Lothringen schützen, geradeso
wie dies die Aufgabe der Hohkönigsburg
in der Schlettstadter Gegend war. Schultheiß
Wölfelin von Hagenau verstärkte die Burg, trotzdem
konnte sie durch den Herzog von Lothringen
erobert werden (1248). Aber schon dreizehn
Jahre später nahm sie Rudolf von Habsburg zurück
.

1293 wurde Kaysersberg zur freien Reichsstadt
erhoben und trat 1354 dem elsässischen
Zehnstädtebund bei. Wehrfeste Mauern und
Türme schützten das rasch sich entwickelnde
Städtlein, das durch die Kaiser bedeutende Rechte
und Freiheiten erhielt. Am schönsten überblickt
man die mittelalterliche Stadt, wenn man
droben auf der Burg steht, von der aus die Stadtmauern
sich um die Siedlung legen, um auf der
Burg wieder auszumünden, oder wenn man von
Colmar kommend das Städtlein umfährt und die
zwei runden und die zwei quadratischen Türme
der Stadtbefestigung in relativer Nähe sieht.

Im Mai 1525 zogen die Bauern kampflos in
das Städtlein und plünderten mit einem Teil der
Bürger das nahe Kloster Alspach. Schwere Zeiten
kamen 1632 durch die Schweden über Burg
und Städtlein. 1648 fiel Kaysersberg an den
König von Frankreich. Gerade so wie man das
bei Basel gelegene Saint Louis (St. Ludwig) 1793
in Bourglibre „umtaufte", wurde auch aus Kaysersberg
das Städtlein „Montlibre". Die Jakobiner
duldeten eben keinen „reaktionären". Ortsnamen
. 1814 wurde allerdings der alte Name
wieder mit Recht zu Ehren gebracht. Trotzdem

Partie an der Weissbrücke

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