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Land, Neusetze, Bühl (nach Ausrottung von Waid-'
stücken) usw."
Erträge
Als Maßstab zur Beurteilung und Schätzung
der Kulturen wurden fürt gute Böden und Lagen
nachstehend aufgeführte Erträge festgestellt. Es
sind hierzu die alten Maße und zusätzlich die alljährlichen
Erträge in dz je ha umgerechnet als
Durchschnitt augegeben.
Dinkel 15 Malter auf 1 Juchert
(1 Malter = 1501; enthält rd. 60 kg Körner
mit Spelzen oder 40 kg ohne Spelzen).
Uuchert = 36 Ar
Ertrag an Körner ohne Spelzen je ha 16,5 dz
Gerste 4 Malter 3 Sester = 4,3 Malter auf 1 Juchert
(1 Malter enthält 90 kg Körner)
Ertrag an Körner je ha 11,0 dz
Wiesen 35 centner Heu und 23 centner Öhmd
zusammen 58 centner auf 1 Juchert
Ertrag Heu je ha 80,0 dz
Weinberge erster Klasse 14 Saum Wein auf 1 Juchert
1 (1 Saum oder Ohm wird mit 150 1, stellenweise
mit 1251 gerechnet)
Ertrag an Wein je ha 47 — 59 hl
Der Dinkel war damals die Hauptfrucht auf
dem Ackerland. An seihe Stelle trat später der
ertragreichere Weizen. Es wurden jedoch auch
mit dem Dinkel schon verhältnismäßig gute Erträge
erzielt. Im Vergleich mit den heutigen Erträgen
wurden von den Wiesen überraschend
hohe Erträge eingeheimst. Dies war wohl nur bei
sorgfältigster Pflege der Wiesen mit Hilfe ausgeklügeltster
Bewässerungsanlagen möglich. Es
ist darin wiederum die Bedeutung der Wiese als
Mutter des Ackerlandes, aber auch der Weinberge
zu erkennen.
Bei dem im Anfang stehenden Kartoffelbau
wurden nur 65 dz je ha (heute 200dz/ha) geern-
tet. Der Dewatbau war dagegen mit Ernten in
Höhe von 10 dz je ha gut entwickelt und gehörte
zur Betriebseinrichtung, um den Haushalt mit
öl zur Beleuchtung und Nahrung zu versorgen.*
Der Anbau von Gemüse (Kraut) und Bohnen
diente wohl ebenfalls zur Versorgung des Haushaltes
. Der Hanfbau lieferte das Material für das
eigene Garn.
In den Spinnstuben, dem Trefpunkt der Buben
und Mädchen, ist bei der Beleuchtung mit
der ölfunzel an der Wand wohl manches feine
Garn gesponnen worden. Das schönste Bild tätigen
Hausfleißes in seinem Oberland hat uns
Hebel in seinen alemannischen Gedichten gezeichnet
.
Produktenpreise
Für die heute gebräuchlichen Maßeinheiten
wurden folgende Prodtuktenpreise festgestellt
(fl = Gulden, kr = Kreuzer):
Dinkel ohne Spelzen 6 fl 15 kr = 6,25 fl je 100 kg
Gerste 4 fl 40 kr = 4,66 fl je 100 kg
Heu 1 fl 24 kr = 1,40 fl je 100 kg
Wein 5 fl 31 kr = 5,51 fl je 100 1
Dinkel und Wein waren die wichtigsten
Marktprodukte. Im Vergleich mit den heutigen
Produktenpreisen war der Weinpreis im Verhältnis
zum Preis für den Dinkel verhältnismäßig
gering. Mit den bereits angegebenen Erträgen
war jedoch der Wert des Rohertrages je Flächeneinheit
(ha) auch damals schon beim Weinbau erheblich
höher als beim Getreidebau. Mit den Erträgen
, welche in den Weinbergen erzielt werden
konnten — diese waren in unserer Vorkriegszeit
nicht höher — wurde der Weinbau zur sorgsam
gehegten und gepflegten Kulturart.
Produktionskosten
Als jährliche Kulturkosten wird der Bewirtschaftungsaufwand
von Äcker, Wiesen und
Weinbergen von Schlettwein exakt aufgeführt.
Zur Ermittlung des reinen Ertrags, auf dessen
Bedeutung er so eindringlich hinweist, werden
die Kulturkosten vom jährlichen Erwachs oder
Totalproduktion ohne den Ziehenden abgezogen.
Als wichtigste Posten werden dabei folgende
Kosten aufgeführt:
1. Für 1 Wagen voll Düngung 2,00 fl
2. Den Acker pflügen 1 Juchert 72 kr = 1,20 fl;
3. 1 Taglohn 24 kr = 0,40' fl
Bei der Düngung handelt es sich um Stallmist,
wobei ein Wagen mit rd. 20 z berechnet werden
dürfte.
Als bewährtes und begehrtes Düngemittel
wurde ein verhältnismäßig hoher Wert dafür veranschlagt
. Nach den Bewirtschaftungsplänen, welche
sich aus den Aufstellungen Schlettweins ergeben
— wobei er betont, daß er nicht Spekulationen
oder erdichtete Rechnungen vorlegt, sondern
Rechnungen, welche die Landleute selbst
machen — werden alljährlich für das Ackerland
80 — 85 dz und für die Weinberge 110 — 120 dz
Stallmist je ha gebraucht.
Obwohl keine Angaben über die Viehhaltung
gemacht werden, mußte diese, um den Bedarf
bzw. Verbrauch von Stallmist decken zu können,
ein wichtiger Betriebszweig gewesen sein. Eine
ausreichende Versorgung der Böden mit Stallmist
war zweifellos auch das wichtigste Produktionsmittel
zur Erzielung guter Erträge und zur Erhaltung
der Fruchtbarkeit der Böden. Zur Futterbeschaffung
für eine möglichst starke Viehhaltung
ist auch der Kleeanbau auf dem Ackerland
gefördert worden.
Beim Ta,glohn muß zusätzlich mit der Verköstigung
der Taglöhner gerechnet werden.
In Bezug auf die damalige Arbeitswirtschaft
wird man unwillkürlich zu Vergleichen mit der
heutigen Arbeitswirtschaft veranlaßt. Es mußte
z. B. damals für das Schneiden, Binden und Ausdreschen
des Getreides von 1 ha mit 18 Taglöhnen
oder 150 — 180 Arbeitsstunden gerechnet
werden, während heute diese Arbeiten mit dem
Mähdrescher in kurzer Zeit bewältigt werden.
Bei den anderen Kulturen sind ähnliche Veränderungen
der Bewirtschaftungsmethoden festzustellen
. Es soll hierzu nur noch die Bodenbearbeitung
auf dem Ackerland und in den Weinbergen
genannt werden; wobei an die Stelle der
Handarbeit mit Haue und Karst der Pflug hinter
dem Traktor oder an der Seilwinde getreten ist.
Wenn wir diese Vergleiche anstellen, sind wir
uns bewußt, daß die Veränderungen der Bewirtschaftungsmethoden
im wesentlichen durch die
Entwicklung der allgemeinen wirtschaftlichen
Verhältnisse der Nachkriegszeit bedingt sind. Bis
zum Krieg waren es in der Hauptsache immer
noch alte Methoden, welche sich über eine lange
Zeit kaum verändert hatten. Nach dem Kriege
war die Landwirtschaft jedoch um jeden Preis
gezwungen, mit Maschineneinsatz Arbeitskräfte
einzusparen. Es war nicht länger möglich, die Abwanderung
von Arbeitskräften aus der Landwirt-
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