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die Neudörfer mit Schimpf und Spott das Feld
räumen mußten.
Die Fische aus dem Strom und aus den zufließenden
Wassern ergänzten vortrefflich die Mahlzeiten
der Uferbewohner, und ihr Bedarf ging
über die fleischlosen Freitage hinaus. Vor allem
war die Nachfrage bei den vielen Geistlichen am
Dörnhof und bei den Klöstern beträchtlich. Der
Speisezettel des Dompropstes war sehr wählerisch
, wenn der hohe Herr an Weihnachten und
Ostern seine 24 Domherren jeweils an 4 Tagen
njittags mit vorgeschriebenen 9 Gängen zu bewirten
hatte. An den Abstinenztagen gab es Lachs
mit Sulz, Balchen mit Senf, in öl gesottene Salme
mit Lauch, Forellen mit Essig, Hechte und
andere große Fische, auch Albelen mit Semmeln.
Aber gleicherweise sprang der Fisch auch den
Ehewirtinnen an beiden Ufern willig in die „Brägelpfanne
", was zuweilen sogar den Dienstboten
zuviel des Guten wurde, so daß eine gelegentliche
Fischschwemme den Protest der Mägde auslöste
und der Rat beschloß, daß dem Gesinde nur
zweimal in der Woche ein Lachsgericht zumutbar
sei. Besonders der Strich der Nasen im Sommer
war gelegentlich so gesegnet, daß die Beute
die Weidlinge bis zum Bord füllten und keine
Liebhaber mehr den Fisch begehrten; er mußte
vom Fischer zurück- oder den Schweinen Vorgeworfen
werden.
So waren unsere Fischer wohl das ganze Jahr
über in ihrem wohlvertrauten Element, vom
Großvater bis zum Enkel; der Strom war ihre
große Werkstatt, wochenlang, oft Tag und Nacht.
Besonders aber, wenn die hohe Zeit der Weifl
auf den „Junker" Lachs, den vornehmsten Schuppenfisch
, im Nebelmond den vollen Einsatz der
Männer forderte. Dann durfte auch kein Nachter
dem anderen in sein Gehege kommen! Lachs hieß
der Fisch, der aus dem Meer den Strom Jhüiaüf
zum Hochzeiten und Laichen kam, solange die
Tage abnahmen, also vor der Eiablage, die etwa
um den St. Katharinentag (25. Nov.) begann; also
um „St. Andreas, wenn der Lachs bees wird'H
dann wurde die Lachsweid eingestellt. Wenn die
Tage dann wieder zunahmen, also nach der
Laichablage, wurde der Fang nun auf den Salm,
wie er von mm an hieß, vom März bis. im die
Sommermonate fortgesetzt, denn auch sein rötlich
zartes Fleisch war begehrt, „eine köstliche
Speiß vom Mertze und je länger je besser in deix
Brachmonat hinein." Er galt im 17./18. Jh. bis zur
Maienzeit je Pfd. bis 5 ß, danach aber nur noch
2V2 Batzen; für 100 Sälmlinge, Jungfische, wurden
10 ß bezahlt. (Forts, folgt)
F. Fessenbecker:
jöfc ©eefdjladjt bei lepanto
(Ein Beitrag zur Geschichte des Malteserordens)
An der Nordwand der Kirche zu Heitersheim,
unmittelbar neben dem Haupteingang, befindet
sich die noch sehr gut erhaltene Grabtafel des
Fürsten Wybert von Rodenbach. Die aufschlußreiche
Inschrift erinnert den Beschauer daran,
daß jener 1567 in den Malteserorden eintrat, vier
Jahre darauf im Verband der päpstlichen Ligaflotte
bei Lepanto mitfocht und als einer der wenigen
Ordensritter diese für die spätere Geschichte
des Mittelmeeres so wichtige Galeerenschlacht
überlebte. Als Anerkennung für seine
großen Verdienste, die er sich in den Jahren 1600
bis 1604 — zunächst als „Balli" dann als „Sanct
Johans Ordens Meister in Heitersheim" für das
Deutsche Reich erwarb, wurde er vom Kaiser in
den Fürstenstand erhoben. (Siehe auch die Kapi-
tels-Rezesse der Jahre 1600 — Fol. 1 — und 1601
— Fol. 47 — im Freiburger Stadtarchiv).
I. Europa zur Zeit des Tridentinums (1545 - 1563)
Die jahrzehntelangen Kriegszüge Solimans
des Prächtigen bis vor Wien sowie Überfälle slei-
ner Galeerenflotten auf die Küsten und Inseln
des Mittelmeeres erfüllten weithin die Bewohner
des Abendlandes mit Bangen und Entsetzen. Deren
Staatsoberhäupter und Regierungen jedoch
waüen allzu sehr mit innerpolitischen Problemen
und der Verwirklichung ihrer nationalen Zukunftspläne
beschäftigt. Für die zur letzten Tagimg
in Trient versammelten Konzilsväter bedurfte
es erst noch des Erscheinens einler türkischen
Riesenflotte vor Mallorca, bis auch sie die
drohende Gefahr richtig erkannten und1 eine
kriegerische Auseinandersetzung mit dem alten
Glaubensfednd als das dringendste Gebot der
Stunde zum obersten Beschluß erhoben. Als es
dann dem Großmeister auf Malta unter schwersten
- Opfern gelang, seinen Inselsitz gegen ein
starkes Landungsheer des Sultans zu verteidigen,
und im letzten Augenblick ein spanisches Geschwader
den Gegner zur Aufgabe der Belagerung
zwingen konnte, ging lein Aufatmen durch
alle Länder der Christenheit. Es schien, als sei
der alte Kreuzfahrergeist zu neuem Leben erwacht
und würde die Stimmung vorbereiten zu
dem sechs Jahre später erfolgten Tag von
Lepanto1.
Unter den wenigen großen Persönlichkeiten
jener Tage war es vor allem Papst Pius V., den
dieser Geist beseelte, als er 1567 zum Kirchenoberhaupt
gewählt worden war. Mit dem Eifer
des bisherigen Großinquisitors forderte er seifte
diplomatischlen Vertreter an den verschieden Höfen
auf, unverzüglich Schritte zu unternehmen
mit dem weitgesteckten Ziel, eine gemeinsame
universale Liga zu gründen. Bei den Großmächten
aber warlen die Bemühungen von Anfang an
ziemlich aussichtslos. Das Deutsche Reich hatte
zwar keine Kriegsflotte, eine zusagende Haltung
jedoch hätte den Betginn der Verhandlungen wesentlich
begünstigt. Sein freundliches Verhältnis
zu den protestantischen Fürsten und Ständen
wollte Kaiser Maximilian II. mit allen Mitteln
erhalten, und den mit Soliman gegen Zahlung
eines jährlichen Tributs vereinbarten Waffenstillstand1
mußte er sogar verlängern. Auch die
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