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Kurt Ueckert, Langenau:
Jm ODIefne flöiefetal
Am felsige Südhang vom Beiche, dort wo im
Summer d Sillberdistle blüeihe uh der rot Fin-
gerhuet in d Sunne blinzlet, isch d Quelle vo der
Chleine Wiese. Si gümperlet und bruddlet as
wunzig Bächli vo Stei zue Stei an de Belchehöf
verbei dur ne chluusig Mattetal un goht bi Langenau
in der Große Wiese uf, wo vom FeLdberg
obe-n-abe chunnt. Ne mengg gattig Dörfli lit an
ihrem chlare Wasserlauf, un do un dort luegt ne
Chilchturm zue de Bäume-n-us.
Das chlei Schwarwaldtal isch grad wie gschaffe
zuem Wandere. Einsami Wegli gönge vo Dorf
zue Dorf un uf d Berg uf e, wo mit Wiald bewach-
se sin. Natüxli sin s keini urige Tannewälder; der
Wald isch gmischt mit Bueche im andere Laubbäum
. Aber de herlig Wald isch scho zue alle
Zyte der lebig Riichtum vom Chleine Wiesetal
gsi, un ihm hen emol miese all die suufere Dörfli
abgrunge werde. Das isch vor mengg hundert
Johre gsi, wo eusi Vorfahre ins Tal cho sin go
rode. So hen si Platz übercho für ne eifachi
Wohnhütte un für e Stückli Acherland. Mit der
Zyt sin fruchtbari Aue entstände, uf die hüt no
Dorfname wie Langenau, Tegernau un Bürchau
hiwiise. Ortsname wie Ried, Schwand un Elbe-
sehwand chünde ebefalls vo sellere Zyt, wo amig
no Bäre un Wölf in euse Wälder ghuuset hen.
Ne Tal lehrt me am beschte chenne, we me
der Wanderstecke in d Hand nümmt im uf d Wanderschaft
goht. So gönge au mir jetz dur das
breit fründlich Tal im chömme z erseht in d Langenau
. Im obere Dorf stoht no der alt Burehof
vom Frey, wo amig der alemannisch Dichter
Hermann Burte as Schiuelerbueb in de Summer-
f erie gsi isch.
Enkestei isch s nächst Dörfli uf der Wanderig
dur s Chlei Wiesetal, un do gönge mer heeg d
Halde uf zue der verfallene Rotheiburg. Im 13.
Johrhundert het do obe der Edelher Dietrich vo
Rotheberg mit sinere Frau Adelheid gwohnt, wo
usem Elsiß gstammt het. Wo die zweu letschte
Rotheberger gstorbe sin, isch d Burg lang leer
gstande, bis si bim gruusige Basler Erdbebe anne
1356 zämmekeit isch. Hüt sin numme no e bizzeli
Muure un e vermooste Torboge z seh un an der
Stell vom Turm isch jetz e tief Loch mit uf-
gmuurte Steine. Vom Burghof us het me e bsun-
ders schöni Ussicht zuem Eichholz übere un ins
Tal abe zue de Hüsere vo Niedertegernau.
Vo der Rotheburg goht e geeche Waldweg abe
uf Wieslet, wo sich s alt Wasserrad vo der letschte
Chornmühli im Tal draiht. Ufern stille Gottsacher
schloft der Chunstmoler Ernst Schieith, wo z
Wieslet uf d Welt cho isch un z Karlsrueh unte
gstudiert het. Vorem Rothus chündet e eifache
Findlig vom Schleith-Moler un verzellt is vo sine
Bildere. Dort het er die gsegneti Landschaft vom
Chleine un Große Wiesetal, vom sunnige Rebland
un vom einsame Hotzewald festghalte.
Euse Weg goht witers am Hexemättli verbei
zue der verschwundene Burg Waldeck, un derno
chömmemer uf Tegernau, wo d Heimet vo der
Dichterin Hedwig Salm isch. D Hüüser schnug-
gerle sich do ganz anenander, wyl f ascht kei Plafz
isch im enge Tal, wo sich jetz teile duet. Z Tegernau
goht nämli e schmal Strößli ab un windet
sich dur s Chöhlgartewiesetal am Stausee Schwi-
zermühli dure uf Wies un zuem Chöhlgarteberg,
wo si Name vo de Chöhler übercho het. Dort heu
d Wälderlüt früeiher amig Holzchohle gmaebt.
Im e liebliche Talgrund an der Was&erscheidi vo
der Chöhlgartewiese un em Chlemmbach liege
die große Burehöf verstreut, un zmitts drus use
güggelet d Chilche mit ihrer chostbere Orgele,
wo vom Orgeiebauer Georg Marcus Stein gmacht
worde-n-isch.
Am Fueß vom Chöhlgarte, doch uf der andere
Syte, lit der Nonnemattweiher mit sinere Moor-
insle verborge zwüsche dicke Tanne un saftige
Bergsmatte. Am Rand vo dem uralte See wachse
Chatzewadel un Seegras, un wemme gnau ufbaßt*
cha me au no Sunnetau finde. Im Juni blüeiht
do ne ächti Moorpflanze, nämli s Wullgras mit
sine wiiße Hüübli. Ne alti Sag verzellt is vo me
Chloster, wo Nonne drin glebt hen. Zuer Strof
aber für ihr sündhaft Lebe isch s Chloster versunke
, un obe drüben het sich e Wasser zämme-
zoge, zue dem me derno eifach Nonnemattweiher
gsait het.
Schwand mit sinere Hampfle Hüüser isch eu-
ser nächst Ziel, derno gohts abwärts uf Langesee
un wyters uf Bürchau, wo der Buredichter Ernst
Niefethaler wohnt. Wanderziel git s au do hinte
meh as gnueg: der gmüetlich Haidehof mit tem
Kapelleli im Tanneschlag un der Nonnemattweiher
mit em Weiherfelse, d Chälbelischüüre, un
ufern Hau obe d Schanze us de Franzosechrieg.
Alles verzellt vo eusere Heimet, me mueß numme _
loset chönne, sei hört me so menggs us vergangene
Tage.
Jetz aber heißts der Wanderstecke feschter in
d Hand neh, denn es goht geech ufe zuem Horni-
felse un ufe Beiche. Allewyl geecher suecht sich
der steinig Weg ne Halt in de Felse un im Groll
un windet sich fascht bis an s Belchethus ane.
Unte im Tal lit Neueweg mit de Belchehöf in der'
Sunne. Hinterem Spitzchopf rieglet der Chöhlgarte
e Landschaftsbild ab. Ganz herlig isch die
Gegnig, we me si vom Beiche us aluegt.
Luege mer doch au emol d Lüt a, wo vo dere
Gegnig gmodlet sin. Still sin si in ihrem Wese,
bsinnli veralagt, un si mache keini große Wort,
wenn si Schmerz un Leid trage müen. Si chönne
aber au vo Herze fröhlich si. Das zeigt sich derno
by heimelige Dorfobe, wenn der Gsangverein
oder d Musik öbbis het. Bi dene Glegeheite sait
me amig au no Gedichtli vo der Hedwig Salm un
em Ernst Niefethaler uf. Das sin jo eusi Dichter,
wo ihri chernige Versli im urchige Alemannisch
gschriebe hen, wie me s hüt no schwätze duet. Un
im Chüehlebrunn — das isch ganz htnte am
Chöhlgarte — stohts Heimethus vom Philipp
Würger, wo au Gedicht gmacht het, aber leider
nümmi het dörfe usem Chrieg heimcho. D Hedwig
Salm un der Ernst Niefethaler sin Träger vo
der Hebelgedenk-Plakette, wo jedes Johr e große
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