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Unser Herzog ist nun ^uch Vogt des Klosters
Interlaken und1 Herr der Grafschaft Sitten. Er
hält für seine schweizerischen Lande einen Gerichtstag
zu Worb (beim heutigen Bern) ab, zü
dem hauptsächlich der Burgundische Adel erscheint
. Seine Beziehungen zu den Staufern sind
aber denkbar schlecht, der junge Friedrich, der
spätere Kaiser Barbarossa, fällt in den Brelisgau
ein und erobert sogar die Burg Zähriagen bei
Freiburg.
Im gleichen Jährt 1147 läßt der König seinen
10jährigen Sohn Heinrich zum deutschen König
wählen (Heinrich IV.) und rüstet zum 2ten Kreuzzug
. An diesem nimmt unser Herzog nicht teil,
obwohl ihn Bernhard von Clairvaux, der große
Mahner, zur Fahrt bereden möchte (in Säckingen).
Während Kaiser Konrad den Kreuzzug vorbereitet
, an dem isich auch König Ludwig VII. von
Frankreich beteiligt, entschließt sich der Zähringer
, eine groß angelegte Unternehmung Herzog
Heinrichs des Löwen gegen die heidnischen Wenden
mitzumachen. Der Zug des süddeutschen
Herzogs nach Norden und Nordosten wird vielen
Zeitgenossen als Unbotmäßigkeit erschietnen sein,
doch brachte er dem Reich ungleich größeren Gewinn
als die verlustreichen Kreuzzüge. Er brachte
die Eindeutschung großer Gebiete rechts der Elbe!
Slaven- oder Wendenkreuzzug nennt man den
Feldzug der beiden Herzöge, die auf kräftigen
Widerstand der slavischen Fürsten stießen, den
sie mit dänischer Hilfe brachen.
Die Mannschaft des Herzogs von Zähringen
erstürmte die Burg Dobin am Schweriner See;
schließlich wurden die Fürsten Niklot von Mecklenburg
und Ratibor von Pommern Leihensträ-
gext des Sachsenherzogs.
Dieser heiratet, erst 18jährig, die hochgebildete
, energische Tochter Herzog Konrads; ihre
Mitgift war die Burg Badenweiler (damals nur
Baden geheißen) mit Umgebung und mit 100, teils
adeligen Dienstmannen, die wohl großenteils mit
dem zähringischen Prinzessin nach Norden zogen
und mithalfen, die lieu erworbenen Gebiete östlich
der Elbe zu besiedeln und zu verwalten. Von
Konrads Tochter dementia wäre noch zu sagen,
daß sie in kriegsbedingter Abwesenheit ihres Gemahls
das sächsische Herzogtum mehrmals verwaltete
und verteidigte.
Mit detf Nennung Badenweilers sind wir wieder
im Markgräflerland und auch beim Wappen
mit den drei Röslein angelangt. Im goldenen
Schild ein schwarzer Balken, belegt mit drei silbernen
Rosen, das ilst das Wappen des Minnesängers
Brunwart von Augheim (Auggen). Der ritterliche
Sänger kann nicht selbst am Slawen-
kreuzzug teilgenommen haben, denn er lebte noch
im Jahr 1296. Aber er hatte eine Reihe von Vorfahren
; übermittelt ist uns u. a. ein Reginaldus
miles de Ouchheim (Ritter von Auggen) aus den
Jahren vor 1152. Dieser oder einer seinen Brüder
leistete dem Herzog Gefolgschaft und blieb in
Mecklenburg. Er hat das Dorf, in welchem er
wohl einen bescheidenen Rittersitz erbaut hat,
FeidSberg oder Veldberig genannt zur Erinnerung
an seine Breisgauer Heimat. Ob die Auggener
Ritterfamilie Besitz oder Rechte in Feldberg gehabt
hat, konnten wir nicht ermitteln. Möglicherweise
besaßen sie einen Hof und Eigenleute dort,
deren Söhne mit nach Norden zogen und das
neue Feldberg gründen half en.
Nun lebt in der Provinz Hannover) noch eine
Familie, die aus dem Markgräflerland stammt,
sie heißt „von Baden." Wir können mit ziemlicher
Sicherheit annehmen, daß mindestens ein Mitglied
der Ritterfamilie „von Baden" am Kriegszug
des Landesherrn teilnahm, denn die „von
Baden" warten Ministerialien (adelige Dienstmannen
) der Zähringer und hausten als deren Burgvögte
in Badenweiler auf dem Schloß. Sie führten
das schwarz-weiß geschachte Wappen mit dem
doppelten Flug als Helmzier, ein Wappen, das
jeder kennt, der einmal Lieler Sprudel getrunken
hat. Denn die Herren von Baden zogen sich
vor dem Jahr 1300 auf ihre Lieler Besitzung zurück
, wo sie zunächst ein Wasser- und Weiher-
schloß erbauten, später ein Barockschlößlein. Das
Geschlecht starb im Jahr 1830 mit dem badischen
Staatsrat Freiherr Karl Anton von Baden aus.
Es wäre mm interessant, zu erfahren, ob sich
auch Herren und Waffenknechte aus der Schweiz
dem Herzog angeschlossen und in den Elblanden
eine neue Heimat gefunden haben.
Von Herzog Konrad wäre noch zu sagen, daß
seine Beziehungen zu Kaiser Konriad anfänglich
schlecht waren. Die beiden Fürsten trafen sich
im Januar 1152 zu Basel und söhnten sich aus,
um dann gemeinsam zu einem Fürstentag nach
Konstanz zu reisen. Dort starb der Herzog und
wurde vom König und großem Gefolge über Freiburg
nach St. Peter im Schwarzwald geführt, um
dort in der Familiengruft der Zähringer bestattet
zu werden. Noch im gleichen Jahr stirbt auch der
Kaiser zu Bamberg.
Nachfolger wird sein Neffe Friedrich, nachmals
Fr. Barbarossa genannt. Auf Herzog Kon-
radt folgt sein Sohn Berthold IV., der auch Herzog
von Burgund genannt und mit der Verwaltung
der Provence betraut wird, Doch der Kaiser heiratet
in zweiter Ehe die Erbtochter von Hochburgund
, Beatrix, wodurch Bertholds Machtbefugnisse
dort eingeschränkt werden und wieder Verstimmung
zwischen den Machthabern entsteht.
Im Jahr 1173 erhält der Herlzog nach dem Aussterben
der Grafen von Lenzburg die längstbegehrte
Reichsvogtei über Zürich. Zur weiteren
Festigung seiner Macht gründet erf im Jahr 1157
die Stadt Freiburg im Uechtland und später
Neuenburg am Rhein. Im Jahr 1175 weilt er am
Genfer See; ein Bergsturz bei Chülon tötet eine
Anzahl seiner Ritter. 1185 weilte der Herzog
wieder in Zürich, im folgenden Jahr starb er.
Sein Sohn Berthold V., „der Reiche", gründete
Bern; mit ihm starb im Jahr 1218 das Haus der
Zähringer aus. Seine schweizerischen Besitzungen
erbte der Graf von Kyburg, die Ländereien und
Rechte im Breisgau und Hochschwarzwald ein
anderer Schwager, Graf Egon von Urach. Auch
das Reich holte sich einen Teil der Erbschaft.
Wenn die Zähringer nicht ausgestorben wären
, wenn ihr Staat vom württembergischen
Schwarzwaldl bis zum Genfer See Bestand gehabt
hätte bis in die Neuzeit... wie hätten sich dann
die Geschicke Südwest-Deutschlands und der
Schweiz gestaltet?
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