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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1968-03/0006
Gustave Fecht, Hebels Freundin in Weil, wird mit
Jungfer Sauerampfer angeredet Leben Sie wohl,
süße Jungfer Sauerampfer, schreibt Hebel am Schluß des
Briefes vom 9. Mai 1794. Damit spielt er auf ihre ernste
Natur an.

Der Buchdrucker Katz in Pforzheim, der seit 1813 den
Rheinländischen Hausfreund druckte, heißt in einem Brie?
an Haufe 1813 der Kater.

Christof Magnus Leichtlen, geboren 1763, war seit 1806
Vikar in Kehl und ab 1810 Pfarrer dort. Deswegen heißt
er der Kehler. Euer Wort / Für den Kehler find't günstigen
Ort (an Sophie Haufe Sommer 1810).

Aus Witz und höherem Blödsinn gemischt sind die lateinischen
Briefe Hebels an lttner. Sie enthalten köstliche
Proben verballhornten Lateins. Unter anderem latinisiert
Hebel Namen seiner Bekannten nach dem Grundsatz: bist
du nicht willig, so brauch ich Gewalt. Der württembergische
Legationsrat Koelle (vgl. Adjunkt) erscheint in den
lateinischen Briefen als Legatus consiliarius
Cauponis adMontem, d. h. Legationsrat von Württemberg
(Wirt am Berg).

Leodorus wird in einem anderen Brief an lttner der
Freiburger Professor Leonhard Hug (1765 —1846) genannt
: Dum scribo, accipio doctissimum Programme Leo-
duri tui. Leodurus ist zusammengestzt aus leo (Löwe) und
durus (hart).

Als Meister Theninger bezeichnet Hebel — vielleicht
— den Weiler Lehrer Georg Friedrich Bronner, der
ein guter Musiker und Sänger war und einen Chor leitete.
Er nennt ihn in einem Brief vom Dezember 1791 an Gustave
Fecht: Heute war Meister Theninger bey mir. Wenn
ich nicht gerade einen guten Freund bey mir gehabt hätte,
so hätt er mir eins singen müsen. „Süßer Christ" u.s.w.
oder so etwas. Vermutlich stammte Bronner aus Teningen.

M i 1 o n e n sind Spießbürger (Brief an Hitzig vom September
1804), ein anderes Wort für Schwabenhammel.
Beide Ausdrücke sind proteisch. (Milonen = Leute wie
Milo, römischer Politiker, f 48 v. Chr.?)

Auch seinen eigenen Namen übersetzt Hebel, und zwar
ins Griechische. Er unterschreibt den Brief an lttner vom
30. März 1810 mit dem griechisch geschriebenen Wort
MOCHLON, was ins Deutsche übersetzt eben — der
Hebel heißt (eigentlich Mochlos).

Wer war der Morlaki? Hebel schrieb im Dezember
1792 an Gustave Fecht: ... und möchte doch gern in Weil
begraben seyn, neben des Morlaki's Mutter. Die Dalmatiner
, die bei den österreichischen Truppen am Rhein standen
, wurden nach einem ihrer Stämme Morlacken genannt
. Vermutlich hieß ein Weiler Bürger seines exotischen
Aussehens wegen so.

Sophie Haufe wird mehrmals die Müllheimerin
genannt. Sie wurde 1786 in Müllheim geboren, daher der
Übername. Ihr Vater hieß Johann Jakob Bögner und
wirkte von 1781 bis 1786 als Diakonus in Müllheim. Vgl.
Die Markgrafschaft, 1967/5 (Mai 1967), S. 7.

Als Narr wird Georg Heinrich Sievert bezeichnet. Im
Brief vom 21. September 1806 schrieb Hebel an Hitzig:
Wie sehr das Cons. die Achtung und das Zutrauen des
entschiedensten aller Narren gewonnen habe, hoc ipsi
videant. Pfarrer Sievert war zunächst Vikar in Karlsruhe.
Bevor er die erste Pfarrstelle antrat, wurde er wegen
Geisteskrankheit beurlaubt. Auch in seiner zweiten Stelle

ging es nicht gut. Schließlich starb er nach jahrelanger
Krankheit in der Irrenanstalt Illenau.

Oft schreibt Hebel in seinen Briefen von einem Neto-
r e c k. Den Netoreck werden wir nun wohl als Pathen
Statthalter in Proteopolis erklären müssen (an Hitzig August
1800). Gemeint ist der Diakonus Ferdinand Sigismund
Hitzig. Der Cosefelicet-Natoreck steht in einem
Brief an Hitzig vom Juli 1802. Dem Netoreck meinen
freundlichen Gruß und verbindlichen Dank für die brave
Zeichnung (September 1802 an Hitzig). Hier meint Hebel
den Lörracher Vikar Jakob Friedrich Eisenlohr (oder den
Zeichenlehrer des Pädagogiums Frick?). Des älteren Ne-
lorecks gedenke ich in meinen Gebeten (März 1805). Diesmal
bezieht sich der Ausdruck auf den Hofmeister der
Kaltenherberge Heinrich Sigmund Herbst. Das Geld, womit
ich dem iungen Netoreck die Flugschwingen gesalbt
habe, kann, wenn es euch bequem ist, an H. Sarasin im
Lohnhof zu St. Leonhard in Basel für Meerwein gegen
Schein abgegeben werden (Mai 1805, Karl Friedrich Eisenlohr
in Brombach?). 1809 und 1810 ist Hitzigs jüngerer
Bruder Karl Ludwig der Netoreck der Briefe; er war
Vikar in Lörrach und wurde 1810 Pfarrer in Rüppurr.

Der Netoreck erscheint nur inBriefen an Hitzig: es muß
sich um einen Ausdruck handeln, der nur wenigen geläufig
war. Der Netoreck bezieht sich auf verschiedene Leute:
die Bennung ist also nicht an eine bestimmte Person gebunden
, wie manche glaubten. Der Übername gilt nur
jüngeren Leuten. Zur Erklärung des Übernamens Netoreck
muß man auf die Sprachverdrehung der Lörracher
Freunde um Hebel, der Proteuser, zurückgreifen. Ein
Kennzeichen der Geheimsprache war das Einschieben des
Vokals e zwischen Konsonanten, ein anderes das Vertauschen
von n und s in den Wörtern. Wenn wir die Vokale
e aus Netoreck herausnehmen und das n in s verwandeln,
erhalten wir „Storck" (wiesentälerisch für Storch). So
nannten Hebels Freunde und er junge Männer aus dem
Wiesental, die gewissermaßen erst die niederen Weihen
des Proteus empfangen hatten, meist Kandidaten, Vikare
und Präzeptoren.

Der ältere Netoreck (Heinrich Sigmund Herbst) wird
im Mai 1805 Archinetoreck genannt: Dem Archine-
toreck wünsche ich noch einige Geduld und dann eine
fröliche Crönung desselben mit Kleinenkemser Reblaub
(der Hofmeister wollte in Kleinkems Pfarrer werden; sein
Wunsch ging aber nicht in Erfüllung). Sogar ein After-
netoreck kommt vor (Brief vom 9. August 1811): der
jüngere Bruder Hitzigs.

Der neue Pfarrer in Brombach heißt der neue Planet
: Vor allen Dingen, mein lieber Zenoides will ich dich
wohlmeinend gewarnt haben, wenn du in Zukunft zum
Fenster hinaus schaust, Acht zu geben, ob nicht der neue
Planet, der dir aus dem Gedritten Schein in Kl K in den
Gegenschein zu Brombach rückt, das nemliche thue, damit
du den Kopf nicht anstoßest (an Hitzig im Juli 1802).
Hebel meint, Hitzig in Rötteln solle seinen Kopf nicht so
schnell und so weit aus dem Fenster strecken, weil vielleicht
der neue Pfarrer in Brombach zur gleichen Zeit
seinen Kopf herausstreckt und die beiden Köpfe dann zusammenstoßen
könnten. Hebel schien für den Neuen
keine sonderliche Hochachtung zu hegen, denn er schrieb
im gleichen Brief weiter unten: Der neue Planet, denn
für eine selbst leuchtende Sonne halte ich ihn wirklich
nicht, führt meinen Ideengang auf... Der neue Brombacher
Pfarrer hieß Jakob Christof Friesenegger (1752 —
1823).

Niclas Bonaparte: siehe Bonaparte. (Fortsetzung folgt)

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