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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1968-03/0018
Kriegsrates die letzten Befürchtunigen zu zierstreuen
. Nach einigen bestimmten Anordnungen
entließ er sie alle mit den Worten: Genug des
Beratens! Jetzt gilt es zu handeln!

Am gleichen Sonntagmorgen lichtete das türkische
Gros vor Lepanto die Anker und bewegte
sich unter dem Schutzle der beiden gefürchteten
Kastelle in Kiellinie, den leichten Wind im Rük-
ken, dem westlichen Ausgang des Golfes von
Patrtas entgegen. Zu jeder Stunde war Ali Pascha
, der bereits genannte Höchstkommandieiien-
de der osmanischen Streitkräfte, über die Bewegungen
seines Gegners aufs beste unterrichtet.
Gegen 300 Galeleren, 60 Galeassen sowie zahlreiche
Lastschiffe standen für den von ihm ersehnten
Einsatz zur Verfügung. Im Bewußtsein, unter
seinen Geschwaderchefs die kühnsten und ge-
fürchtetsten Korsarenführer zu besitzten, glaubte
er, des Sieges sicher zu sein. Der Kern seiner
Truppen bestand aus Janitscharen und Spahls,
die, an ihren weißen Pelzmützen und kurzen
Leibröcken kenntlich, mit Musketen und Arkebusen4
bewaffnet waren. Der überwiegende übrige
Teil ging noch mit Pfeil und Bogen in den Kampf.
Diesen gegenüber zählte die päpstliche Ligaflotte
gegen 300 Schiffseinheiten sowie rund 30 000
Offiziere und Mannschaften, davon 19 000 in spanischem
Sold5. „Die Kapitäne, der Nerv der Truppe
, schmiedeten die eisernen Phalangen ihrer Infantile
, Männer aus hartem Stoff, mit unverwüstlicher
Laune, pflichttreu und grausam, fatalistisch
!" — So urteilt ein Zeitgenosse über das
für die größte und letzte Galeerenschlacht bestimmte
Fußvolk.

In dem Eifer, mit welchem die letzten Vorkehrungen
für die Schlacht getroffen wurden,
sprach sich die Kampflust der christlichen Krieger
aus. Noch leinmal prüfte man die Waffen "und
häufte die Kugeln. Gespannt warteten die Matrosen
auf Kommandos. Mönche schritten durch
die Reihen der Männer und spendeten den Segen.
Die Galeeren musternd, fuhr Don Juan auf einer
der schnellsten Fregatten den rechten Flügel
hinauf, während der Maltesergroßkomtur Reque-
sens die Aufstellung des linken prüfte.

Kaum hatte der Beobachter vom Mastkorb der
„Real" aus die ersten türkischen Segel entdeckt,
kam auch schon das Gros der Galeeren mit ihren
hohen Verdeckseinrichtungen in Sicht. Eine gute
Stunde verging, bis beide Gegner sich aus der
Kiellinie zur breiten Gefechtsordnung formiert
hatten. Kurz vor dem Höchststand der Oktobersonne
wurden auf den christlichen Schiffen die
Rammsporne herabgesetzt, die Schanzvterkleidun-
gen6 erhöht und den Rudersklaven die Ketten gelöst
. Auf dem Hauptmast der „Real" erschien das
vom Papst gesegnete blauseidene Banner. Offiziere
und Mannschaften knieten sich für kurze
Augenblicke nieder, während die Ordensgeistlichen
den Segen erteilten.

4 Die Arkebuse — im Gegensatz zur einfachen Muskete — war unsere
Hakenbüchse.

5 Unter diesen befanden sich 5000 Deutsche unter dem Oberbefehl des
Grafen Arco.

6 Das Schanzkleid war die um das Verdeck des Schiffes angebrachte
verstellbare Schutzwand.

(Fortsetzung folgt)

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Eugen Falk: Menschen, Täler und Wälder.

Zu einem neuen Buch des mittelbadischen Künstlers.

Eugen Falk, 1903 in Offenburg geboren und in Hausach
im Kinzigtal im „Molerhisli" lebend, Schriftsteller, Mundartdichter
und Kunstmaler in einer Person, ist der im
nördlichsten Teil unseres alemannischen Gebietes wirkende
Künstler. Er verfaßte bis heute einige Bändchen
heimatlicher Impressionen in Prosa und Versen, darunter
besonders gehaltvolle Gedichte in seiner niederalemannischen
Sprache, wie sie einst sein engster Landsmann August
Ganter berühmt gemacht hat. Er schuf als Schwarzwaldmaler
eine beachtliche Anzahl von Gemälden und
Zeichnungen in verschieden Techniken und Materialien.
Er stellt Land und Leute seiner Heimat mit ihren teilweise
noch unberührten Eigenwilligkeiten und Schönheiten
dar. Alle Schöpfungen entspringen den immer gleichen
Wurzeln: Heimatliebe und -kenntnis, schönheitser-
füllte Seele, bodenständige, traditionsbewußte Grundhaltung
, scharfe Beobachtungsgabe, unbedingte Wahrheit
seiner Aussage, Verantwortungsbewußtsein gegenüber
einer großen Vergangenheit. Hinzu kommt ein echter,
künstlerischer Auftrag, der ihn beflügelt und begeistert,
unermüdlich mit seinem ganzen reichen Innern bis zur
völligen Verausgabung die Umwelt zu gestalten, zu erhöhen
und zu verklären mit dem einzigen und ewig gültigen
Ziel des echten Kunstschaffenden, sich im Werk zu befreien
und zu erlösen.

In dieser harten Grundkonzeption geht Eugen Falk
seinen geraden Weg ohne Rücksicht auf Zeit und Mode,
den Weg des Natürlichen und Volksgemäßen. Er folgt den
Spuren seines großen Landsmannes Heinrich Hansjakob
von Haslach und sucht das Nahe, Handgreifliche, Echte
und Wahre und stellt es wie jener schlicht, klar und überzeugend
heraus. Er lehnt alles Gekünstelte, Gedrechslerte,
Manierierte, Abstrakte, Supermoderne ab. Er ist und
bleibt der Künder des Volkes. Dabei dringt er durchaus

in das tiefere Wesen, in eine höhere Wirklichkeit ein. Er
erkennt innere Schönheiten, Zusammenhänge, Geheimnisse
, verborgene Weisheiten, stellt sie dar und gewinnt
und verzaubert dabei die Leser seiner Schriftwerke, die
Betrachter seiner Pinsel- und Federarbeiten.

Nun legt Falk ein neues Buch „Menschen, Täler und
Wälder" vor. Es enthält auf ca. 150 Seiten kleine Erzählungen
, Betrachtungen, Skizzen, Stimmungsbilder mit 10
Federzeichnungen. Seine Themen lauten: Bei einsamen
Steinen, Abendruhe, Der Bollenhut, Mein Rutscherli usw.,
diesmal alle in der Schriftsprache. Er dringt sicher und
gewandt mit Wort und Feder in die Schönheiten, Heimlichkeiten
, Idyllen, Besonderheiten und in die Reminiszensen
an eine gute, alte Zeit ein und breitet sie liebevoll und gekonnt
vor seiner Gefolgschaft aus. Was diese neuesten
Darstellungen auszeichnet und mit Adel und Kraft erfüllt
, ist wieder des Autors unbändige, überströmende
Liebe und Versenkung an die Heimat. Jede Blume, jeder
Baum, Bach, Strauch, Bühl und Berg, jedes Gräslein und
jeder Tautropfen wird zum Mittelpunkt, zum Erlebnis,
gar zur Offenbarung. Mit den Augen des Dichters und
Malers sieht und erkennt der Leser seine Heimat, seine
Welt, seine Seele, seinen innern Reichtum. Überall entsteht
Schönheit, Originalität, Festlichkeit, Erhebung, Atmosphäre
. Ein rührendes, liebenswertes Buch voll Heimat
, Herzlichkeit, Echtheit, Treue zum Großen und zum
Kleinen. Hier erfährt der Leser wieder die Wahrheit des
Wortes „Der liebe Gott wohnt im Detail." Überall gestaltet
der Dichter, was er einmal so nebenbei auf Seite 18
bekennt: „Das Lispelspiel als Grund und Einklang des
Schöpferliedes."

In diesem Buch breitet sich noch einmal eine heile, unverletzte
Welt einer vergangenen Epoche aus, und der
Dichter hält mahnend und schützend die Hände über ihr
wie ein getreuer Eckart. Das Buch ist bibliophil fein ausgestattet
, hat ein Vor- und ein Nachwort und kostet
7,80 DM; Verlag Schauenburg, Lahr. Richard Gang

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