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Alfred Dietz, Weil
L^ebelüogt 7uÜuö ßfbigtc 65 Jatyw alt
Am 23. Mai 1968 wird der im Markgräfler-
land allseits geschätzte und verehrte Kunstmaler
Julius Kibiger 65 Jahre alt.
In seinem selbstgebauten, schmucken Heim
in Auggen empfängt er an diesem Tage sicher
manchen Gratulanten aus der engeren Heimat
und dem nahen Basel.
Aus diesem Anlaß wollen wir uns einmal
näher mit dem Leben und dem reichen Werk
des Künstlers beschäftigen.
Julius Kibiger wurde am 23, Mai 1903 in
Feldberg als Sohn eines Bauern und Küfers geboren
. Bis ins Jahr 1374 reicht die Familienchronik
der Kiibigers zurück; dies beweist ein Grabstein
am Turm der Kirche in Niedereggenen.
Viele Häuser erinnern noch an die Familie Kibi-
der, die sich im Laufe der Jahrhunderte mit vielen
Familien im Eggener Tal verwandtschaftlich
verband.
Der junge Julius lernte im Gesamtunterricht
bei seinem hochverehrten Lehrer Echme'r vor
allen Dingen das Zeichnen. Große Unterstützung
fand er auch bei dem Pfarrer Götz. Den ersten
Malkasten bekam er von der Besitzerin von Haus
Baden geschenkt.
Sechs Kinder tummelten sich im Kibiger-
Haus, fünf Buben und ein Mädchen. Als 4. Kind
der Familie mußte Julius früh seinem Vater bei
der Arbeit helfen, z. B. Reifen nieten. Oft mag
der kleine Julius bei der schweren Küferarbeit
gedacht haben, daß es doch sicher auch leichtere
Arbeit geben müsse, als gerade Fässer und Bütten
herzustellen. Ein Beruf, bei dem man nicht
so viel Handwerkszeug brauchte, wie der Vater.
Ein Zeichenblock und Kohlenstift, Farbstifte oder
gar „ein kleines Steckelchen mit Borsten dran",
das müßte doch auch Handwerkszeug sein. Schon
als Kind träumte er davon ein Maler zu werden
— ein Kunstmaler. —
Bis dahin war es noch ein weiter Weg, der
mitunter recht schwer war. Waren die Kibigers
in früheren Jahrhunderten vermögende Leute gewesen
, so mußten sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts
bittere Zeiten mitmachen.
Aus der Schule entlassen, suchte er sich selbst
später eine Lehrstelle in Müllheim. Am 11. Februar
1919 war es soweit, daß Julius Kibiger als
Malerlehrling anfangen durfte. Nach seiner Lehrzeit
ging er nach Basel in die Gewerbeschule, um
sich weiterzubilden. In jener Zeit stand es um die
deutsche Mark sehr schlecht, und so arbeiteten
die meisten Schüler, um sich „Fränkli" zu verdienen
, die hoch im Kurs standen, in Basel —
anstatt die Schule zu besuchen. Als dies den Behörden
in Basel zugetragen wurde, unterbanden
sie diese „Schwarzarbeit." Julius Kibiger und
fünf deutsche Gewerbeschüler mußten unschuldig
darunter leiden, daß andere Schwarzarbeit
leisteten; sie wurden auch von der Gewerfce«-
schule verwiesen. Was sollte er nun tun? Julius
Kibiger ging als einziger Schüler zu Hermann
Daur nach Otlingen. Dieser war wie ein Vater zu'
Julius. Der Einfluß Daurs läßt sich heute noch
nicht verleugnen in der Tempera- und Aquarellmalerei
Kibigers.
Kibigers Malerei hat sich gewandelt. Längst
malt er nicht mehr so, wie es ihm sein Lehrmeister
Daur gelehrt hat. Er malt jetzt etwas moderner
.
Seit fast 40 Jahren ist Julius Kibiger verheiratet
. Von der Malerei läßt sich nicht leben, dachte
der Künstler damals. Diesen praktischen Sinn
muß er von seinem Vater ererbt haben, der auch
mit beiden Beinen im Leben stand, und der den
Maler heute noch als Lebenskünstler auszeichnet.
Daher gründete Kibiger in Auggen ein kleines
Malergeschäft. Nun konnte er Mina Kuhn aus
Obereggenen heiraten. Sie war ein einfaches
Mädchen mit einem besonderen Gespür für das
Betbeig
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