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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/markgrafschaft-1968-05/0011
Fischer fleißig beobachtet werden. Den Fischfrevlern
mußten Garne und Fische genommen und
gepfändet werden. Dem Rüger fiel die Hälfte der
Buße, nämlich 5 Pfd. oder die abgenommenen
Fische und Geräte zu.

Die Hofküche war aber auch gehalten, die
verbindlichen Preise für die gelieferten Fische an
ihre Fischer zu bezahlen.
Im Jahre 1730:

Für Sälmling, Forellen und Äschen das Pfd.
um 14 Pfg., für Nasen 5 Pfg., für Barben 9 Pfg.,
für Schuppfisch, Back- und Bratfische 10 Pfg.,
für Hecht 5—6 Kreuzer, für Grundlen und Grop-
pen, das Maß (1,51; ein Schoppen) 3 ß, für Greß-
ling und Pfrillen, das Maß 18 Pfg., für Neunaugen
, das Maß 3 ß, 100 Sälmlinge, vor Jakobi 6 ß,
nachher 4 Batzen (1591).

- Die Ablösimg des Fischereirechts in der Wiese
aus dem Großherzoglichen Domänen-Ärar und
die Übertragung auf die Wiesetal-Gemeinden erfolgte
1854/55; die Naturalabgabe der Fischer, der
3. Fisch, war schon 1813 in Geldzins umgewandelt
worden. Fortan verpachteten die Gemeinden
das Fischwasser in ihren Gemarkungen an
die Sonntagsfischer, an die Angler. Aber der
Liebhaberwert der Fischpacht verlor mit der zunehmenden
Industrialisierung und Verschmutzung
der Gewässer im gleichen Maße, wie das
Leiben der einst so „lieblichen Tochter des Feldbergs
" wie das ihres „Vaters Rhein" erstarb,
trotz mühe- und opfervollen Einsatzes von Jungforellen
, Jährlingen und Frischlingen.

In der Bannmeile Basels stromabwärts

Urwüchsige Fischerdörfer standen mit ihren
armseligen Fischerhäuslein barfuß im Wasser:
Klein-Hüningen, Hiltelingen, das im 17. Jh. aufgelassene
Dörflein mit Weiherschloß, Märkt,
Istein, Kleinkems und Rheinweiler. Von ihren
Stuben und Kammern über dem Keller stiegen
sie vor Tag hinab in ihre Weidlinge, die an einem
Ring am Haus angekettet waren, und ihr vielseitiges
, schweres Handwerk entließ sie kaum vor
dem Einbruch der Nacht. Sie zeigten dem Strom
wie den Mitmenschen ihr herbes, von Wind und
Wetter gezeichnetes Gesicht, in dem ein waches
Auge mehr aussagte als ihr schweigsamer Mund.
Ihre Arbeit war wie die bäuerliche aufs engste
mit der Weite und Strenge der Natur verbunden,
nur forderte das Wasser mehr Mut, Ausdauer und
eine schärfere Beobachtungsgabe im täglichen
Umgang mit dem Strom und seinem Leben im
steten Wechsel und Wandel. Mit ihren schwieligen
Händen waren sie stündlich- bereit, Gefahren
zu wehren und den Segen zu gewinnen. Auf den
Bildern, die uns die bekannten Maler und
Zeichner, von Peter Birmann bis F. Kaiser,
von der Basler Bucht zwischen Klotzen und
Horn in ihrer Ursprünglichkeit und Schönheit
hinterließen, fehlten kaum der Fischer oder sein
Weidling oder die Fischerhäuschen. Von all dem
lebendig und natürlich gewachsenen Strombild
und von der Uberlieferung blieben in der Tat
nur schwache Relikte:

Da und dort neben den Reblandern noch an einer

Hauswand eine rostige Lachsfalle oder ein ver-
mucktes Garn, draußen zwischen dem Buschwerk
versteckt ein „verlächerter" Weidling neben dem
von der Sonne gebleichten Fischtrog. Nur die
Galgenbähren „gahren" zuweilen noch bei gutem
Wasser über dem müden schmutzigen Fluß und
eine große Zahl von Anglern stellte sich in den
Jahren an beiden Borden des Restrheins ein.
Wohl täglich kommen noch die Söhne und Enkel
der einstigen Berufsfischer aus alten Fischergeschlechtern
nach ihrer Arbeit im Steinbruch oder
in der Fabrik am Abend zu ihren Ständen, um
nach dem Wasser zu sehen und gelegentlich den
Bähren einzulassen. Seit der Lachs auch nicht
mehr die Lachstreppen jenseits vor dem Märkter
Stauwehr, das 1928—1932 erbaut wurde, erreicht
und die Forelle, die Äschen und Drischen keine
Lebensbedingungen mehr finden konnten und
ausblieben, wurden die Fischer und damit der erste
Beruf der Siedler am Strom endgültig zur Resignation
gezwungen. Sie stehen zwar immer noch in
ihren angestammten Revieren am Ufer, getrieben
von der unbändigen Lust ihres Blutes, von ihren
Vätern eingeweiht in die uralt überlieferten Geheimnisse
ihres Standes, und sie gestehen mit
dem Naturfreund voll Bitterkeit am zementierten
Bord vor dem Stauwehr, daß sie in dieser Kolke
„kein Fischlein möchten sein!"

Die Geschichte der Fischerei in der Basler
Bucht ist so reichgestaltig wie die der Dorfsied-
lungen. Als im 15. Jh. die Landeshoheiten in den

Er flickt das Garn Schäl in 1962

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