Freiburger historische Bestände - digital

Vorwort.

Angeregt durch die gute Brauchbarkeit des Hirnphantoms von dem verstorbenen
Professor Kick trug ich mich schon lange mit dem (Tedanken, in ähnlicher Darstellung
die Leistengegend zu behandeln, die erfahrungsmässig dem Verständniss des Anfängers so
viel Schwierigkeiten macht, deren Kenntniss aber auch bei schon älteren Medieinern durch
die mannichfach abweichenden Benennungen der verschiedenen Autoren vag und wenig genug
sieher ist. Aus dem eben Gesagten erhellt, dass vorliegende Arbeit nur für Studirende bestimmt
ist und würde es mir die willkommenste Anerkennung sein, meinen Commilitonen eine
kleine Erleichterung ihrer anatomischen Studien derjenigen Gegend gewährt zu haben, die
für den praktischen Arzt von so hoher Wichtigkeit ist. Die Leistengegend wurde öfters
von mir auf das genaueste an dem Cadaver präparirt, jedoch zur Darstellung des Phantoms
hauptsächlich die Tabulae chirurgico-anatomicae Antonii Nulin, die Abbildungen von
He nie und zu der Beckenhälfte am Phantom des Leistenkanals eine Abbildung aus den
Tabulae anatomicae Fr. Arnoldi benutzt, da die angeführten Tafeln so genau die Natur
nachbilden, dass ein nochmaliges Zeichnen nach der Natur als vollkommen überflüssig erschien.

Wer eine genaue und gründliche Kenntniss dieser Gegend sich zu eigen machen will,
wird die beste Belehrung (so ist es mir wenigstens ergangen) in der Anatomie von He nie
finden. Nach ihr habe ich hauptsächlich vorliegende plastische Darstellung bearbeitet, bei
deren Herstellung mir Herr Professor Claudius, mein hochverehrter Lehrer, einestheils
durch seinen guten Rath, anderntheils durch gütiges Zugebotestellen der Bibliothek des
anatomischen Institutes hier in Marburg mich auf das freundlichste und zuvorkommendste
unterstützte, wofür ich Ihm, sowie für die mannichfachen anderen Erleichterungen meines
Strebens nach anatomischer Kenntniss auf das herzlichste meinen Dank sage.

Marburg im September 1861.

G. A. jflutthes*