Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., J 3366,go-1946/48
Le Messager du Rhin: Almanach pour 1946
Colmar, 1946.1945
Seite: 55
(PDF, 29 MB)
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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Soldatengräber im Bergwald

bereden wollen, wann er bei ihm eintreten könne,
er hatte es unterwegs und über andern Gedanken
vergessen. Morgen oder übermorgen würde er halt
noch einmal ins Försterhaus gehen. Er öffnete die
Stalltüre und guckte hinein. Das Vieh fraß. Der
Vater hatte also bereits gefüttert. Martin ging ins
Haus, er öffnete die Stubentüre, es war dunkel
drinnen, und da er öffnete, hob eben die alte Uhr
zum Stundenschlag aus, er zog die Türe wieder zu
und kehrte sich zur Küche.

«Guten Abend, Mutter!» Der Feuerschein flak-
kerte zwischen den Ringen des Herdes, zwischen
allen Bruchstellen durch und tauchte die Küche
bald in Helle, bald in Dämmerung.

«Ist der Vater nicht im Haus? Ich wollte ihm
sagen, daß ich den Förster nicht angetroffen habe.»

«Der Vater ist in der Stube.»

«Ich habe doch eben hineingeschaut, ehe ich
hierher kam, ich sah halt nicht näher zu und hörte
nicht genau auf, die Uhr schlug gerade.»

Während Martin redete, stand Magdalena Hans-
männel am Wasserstein vor dem Fenster und
schaute hinaus in den Abendnebel.

«Du bist so still, Mutter. Wo sind Odilie und
Joseph, man hört ja gar keinen Laut im Haus, bei
der Försterin war es schon so unheimlich still.»

«Die beiden Kinder werden wohl auch in der
Stube sein.»

«Die Försterin macht sich Sorgen um ihren
Georg. Hat Franz noch nicht geschrieben?»
Die Mutter schwieg.

«Warum schweigst du, Mutter? Habt ihr böse
Nachrichten? Habt ihr ein Lebenszeichen von
Franz?»

«Ja, drinnen in der Stube liegt der Brief auf dem
Eckkasten.»

Joseph ging zur Stube, klinkte auf und kehrte
sich gegen den Lehnsessel neben dem Ofen, in
dem er den Vater vermutete: «Guten Abend, Vater
, ich war eben schon hier, habe dich aber nicht
in acht genommen.»

«Guten Abend, Martin, hast du den Förster
noch angetroffen?»

«Nein — ich werde übermorgen nochmals hinausgehen
, aber etwas anderes, Vater, es ist ein
Brief von Franz da.»

«Dort auf dem Eckkasten — wenn es sein muß.»

Martin nahm ihn und trat damit vors Fenster.
Es war dämmerig, aber immerhin noch hell genug
für zwei junge Augen, um die große Bauernschrift
lesen zu können.

Liebe Eltern und Geschwister!

Wir haben schwere Tage hinter uns, aber es ist
Gott Lob vorbei. Es waren die schrecklichsten
Tage, die ich erlebt habe, seit ich fort bin. Wir
sind von unserer Kompanie noch vierzig Mann,
und unsere Nachbarkompanie, in der auch der
Siegel Georg diente, ist nur mit zehn Mann zurückgekehrt
.

Und nun muß ich Euch das Schrecklichste
schreiben; unter den Kameraden, die auf dem Platz
geblieben sind, ist leider auch mein lieber Freund

*


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