Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., J 3366,go-1946/48
Le Messager du Rhin: Almanach pour 1946
Colmar, 1946.1945
Seite: 73
(PDF, 29 MB)
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LE MESSAGER DU RHIN

73

die Erinnerung an seines Vaters Herkunft verlor.
Und so sagte er eines Tages zu seinem Adjutanten,
Oberst Marmier:

«Wenn ich das Glück habe, diesen Sohn zu behalten
, werde ich mir alle Mühe geben, ihn in einfacher
Lebensweise zu erziehen. Ich will nicht, daß
Max eitel wird, aber wenn ich sterben sollte, und,
wenn mein Sohn hochfahrend würde, so versprechen
Sie mir, ihn nach Colmar zu führen, ihm die
bescheidene Wohnung seines Vaters zu zeigen, ihn
zur christlichen Demut zurückzurufen und ihm
immer ganz freimütig die Meinung zu sagen.»

(Der Sohn allerdings starb, kaum dreißig Jahre
alt, als Capitaine in. Algerien und ist neben seinem
Vater auf dem Colmarer Friedhof begraben.)

Rapp bei der Nachricht vom Tode
Napoleons

Rapp suchte am Hofe Ludwigs XVIII. um die
Erlaubnis nach, seinen Kaiser auf der Insel St-He-
lena besuchen zu dürfen. Doch als er sie endlich
erhalten hatte, konnte er keinen Gebrauch mehr
davon machen. In Audienz beim König traf
die Nachricht vom Tode Napoleons ein. Tieferschüttert
brach Rapp in Tränen aus, sodaß
Ludwig XVIII. selbst bewegt wurde und zu ihm
sagte: «General, ich kenne den Grund Ihrer Trauer,
er ehrt Sie in meinen Augen. Ich bin weit entfernt
davon» Sie deswegen zu tadeln, Sie erwerben nur
mehr Anrecht auf meine Achtung!»

«Sire, antwortete Rapp, ich bin kein Undankbarer
, ich verdankte alles Kaiser Napoleon.»

«General, erwiderte der König und reichte ihm
'die Hand, ich wiederhole es Ihnen, ich schätze
und liebe Sie deswegen nur umsomehr.»

Das war im Mai 1821. Am 8. November desselben
Jahres schied Johann Rapp, kaum fünfzigjährig
aus dem Leben. Er war ja der am meisten

verwundete General der Großen Armee, hatte sich
nie geschont, und sein Körper war durch die
vielen Verwundungen geschwächt. Der Tod des
Kaisers schien ihm den Rest zu geben. Als sein
Leichnam von Rheinweiler nach Colmar überführt
wurde, läuteten überall die Glocken, standen die
Leute unter Anführung der Obrigkeit und der
Geistlichkeit in allen Dörfern längs der Straße, um
dem edlen Krieger die letzte Ehre zu erweisen.

Rapps Denkmal in Colmar

Im Jahre 18 56 errichtete die Stadt Colmar ihrem
tapferen und berühmten Sohn das wuchtige Denkmal
, welches die Mitte des Rapp-Platzes ziert. Es
ist ein Jugendwerk von Aug. Bartholdi, aber voller
Kraft und Eigenart.

Auch dieses Denkmal hat seine Geschichte.
Während die Deutschen es nach 1870 und sogar
während des ersten Weltkrieges stehen ließen,
mußte es bald nach der Besetzung: Colmars im
Jahre 1940 verschwinden. Der Befehl des Gauleiters
wurde im September 1940 brutal ausgeführt,
die Statue von ihrem Sockel herabgerissen, der
Sockel vollständig zerschlagen und die Bronzestatue
in mehrere Stücke zersägt. Die . Teile aber
kamen heimlicherweise ins Museum. Doch es kamen
die «Metallmobilisierungsmaßnahmen», und
die Statue wurde verschiedentlich von den diesbezüglichen
Stellen reklamiert. Die städtische Verwaltung
von Colmar zögerte und zog die Sache
hinaus, schließlich war es zu spät, und die Teile
blieben in Colmar.

Sofort nach der Befreiung der Stadt aber erklärte
sich die Erste Französische Armee und
besonders General de Lattre de Tassisny bereit, das
Rappdenkmal wiederherstellen zu lassen. Die Arbeit
gelang, und heute blickt Rapc wieder sieggewohnt
in das tägliche Leben und Treiben seiner
Vaterstadt Colmar. S.

General Schramm und die Dorf herde

Es »var im Jahre 1 808. Auf der Straße gegen
Beinheim, bei Seltz im Unterelsaß, ritt General
Schramm mit seinem Stab und hinter ihm folgte
-ein Teil seiner Truppen, mit denen er nach
Deutschland zog. Da kam die Herde des Dorfes
Beinheim dem Militär entgegen. Kaum hatte
Schramm das gesehen, als er seinen Truppen zu
halten gebot und mit seiner hellschmetternden
Stimme «Presentez armes!» befahl. Offiziere und
Soldaten glaubten, ihr General wäre verrückt geworden
und amüsierten sich herzlich, als die
Herde, Geisen, Schafe, Gänse an ihnen vorbeizog
mit einem mächtigen Ziegenbock als General sozusagen
vorndran.

Als die Herde vorbei war, sprach Schramm: «Ich
danke Euch, liebe Freunde. Ihr habt soeben

dem ersten Bataillon, das Euer General befehligt
hat, die Ehren bezeugt!»

Wirklich war Jean-Adam Schramm, gebürtig von
Beinheim, in seiner Jugend Viehhirt. Im Jahre 1760
geboren, lief er mit 17 Jahren zu den Soldaten,
wurde bald Unteroffizier, zu Beginn der Französischen
Revolution Offizier, zeichnete sich verschiedentlich
glänzend auf zahlreichen Kriegsschauplätzen
aus, in Belgien, am Rhein, in Italien, in
Ägypten, wo ihn Kleber zum Oberst beförderte.
Bei Austerlitz (1805) wurde er General, zeichnete
sich dann besonders unter Lefebvre bei der Belagerung
von Dantzig aus (1809) und wurde zum
Baron ernannt. Nach den napoleonischen Kriegen
pensionniert, zog sich Schramm in sein Heimatdorf
Beinheim zurück, dessen Maire er wurde bis zu
seinem Tod im Jahre 1826.


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