Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., J 3366,go-1946/48
Le Messager du Rhin: Almanach pour 1946
Colmar, 1946.1945
Seite: 89
(PDF, 29 MB)
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LE MESSAGER DU RHIN

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mondheller Dezembernacht einen Besuch abzustatten
. Allein kaum waren sie an der Insel gelandet,
als ein scharfer Windhauch in das Gelände fuhr,
daß es wie ein eitles Nebelgebilde auseinanderstob.

Eine andere Rheininsel nennt man «s'Jumpfere-
geflecht» und behauptet, die spröden Mädchen,
welche überm Korb austeilen alt geworden und
unbemannt geblieben, seien nach ihrem Tode auf
diese Insel gebannt und müßten von den reichlich

Ein Meerwunder bei Straßburg

Mitte November 168 8 ließ sich im Rhein zur
Verwunderung und zum Entsetzen der Leute ein
schreckliches Meerwunder sehen. Es war an Größe
und Farbe einem schwarzen Pferd gleich, mit langen
Ohren und einem breiten Schweif, den es ganz
aufrecht in der Luft trug, und hatte dabei einen
gar großen Kopf; etliche hielten es für ein Meer-

Schiffbrücke bei Chalampe

darauf gedeihenden Weiden Körbe flechten bis
zum Jüngsten Tag.

Der Sturm auf dem Rheine

Eine Frau von Marckolsheim fuhr vor einigen
Jahren mit andern Weibern und Mädchen ihres
Dorfes am Himmelfahrtstage über den Rhein. Als
sie mitten auf dem Flusse waren, erhob sich plötzlich
ein furchtbares Gewitter; der Nachen
schwankte auf und nieder, und alle begannen zu
zagen. Da fragte der Ferge: «Hat eins von Euch
ein Kleidungsstück, an welchem es heute etwas
gearbeitet hat?» Alle schwiegen; jedoch ein Mädchen
, welches sich zu verbergen suchte, wurde von
den andern verraten, und gestand, daß es etwas
an seinem Vorstecker genäht habe. «Nur schnell
mit dem Vorstecker ins Wasser!» rief der Ferge,
«sonst müssen wir alle ertrinken!»

Das Mädchen tat, wie ihm befohlen, und alsogleich
legte sich der Sturm.

pferd, andere aber für ein Monstrum oder Meerwunder
. Es ging in der größten Geschwindigkeit
den Rhein hinauf an zahlreichen Städten vorbei,
bis Straßburg und bis Basel und erschreckte mit
seiner ungewöhnlichen Gestalt und Größe alle Einwohner
, besonders mit seinem gewaltigen Brausen;
man schoß nach ihm, aber es achtete der Schüsse
so wenig, als wenn man ein paar Bohnen nach ihm
geworfen hätte.

Eine Wiege auf dem Rheine

Durch langanhaltenden heftigen Regen im Juli
und August 1480 trat der Rhein über seine Ufer
und richtete von Basel bis Köln großes Unglück
an. Ganze Häuser, totes Vieh, Hausrat, Bäume
trieben auf dem Wasser. Oberhalb Straßburgs
führte der Strom aus irgendeinem Dorfe eine
Wiege mit, darin ein kleines Kind schlafend lag.
Ein Fischer aber war mit seinem Nachen unterwegs
, der traf auf die Wiege und nahm sie in seinen
Kahn. Das Kind erwachte bei der Bewegung
und lächelte seinem Retter zu. Das machte dem
rauhen Mann große Freude, und er nahm das Kind
mit nach Hause.


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