http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/messager_rhin_1946/0098
92
LE MESSAGER DU RHIN
felnheim, so daß anzunehmen ist, daß die Ortschaft
damals eine recht bedeutende Gemeinde war.
Damals erscheinen auch die «Schüsseldreher»
und die «Hafner» von Suffeinheim. Der Überlieferung
nach jedoch, erhielten sie von Friedrich I.
Barbarossa bereits das Recht, unentgeltlich Erde
im Hagenauer Forst zu graben. Ein von 1403 datierter
Krug wird noch in Suffeinheim aufbewahrt,
1442 wird das «antwerck gemeinlich der hafener
zu Sufelnheim» genannt, war mithin schon gut
organisiert und entwickelte sich immer mehr. Die
Hafner bildeten eine Zunft oder Bruderschaft, deren
Statuten J622 durch Ferdinand II. und 1682
durch den Conseil Souverain d'Alsace bestätigt
wurden.
Das Gewerbe wurde sehr blühend, allein durch
die Einführung des emaillierten Blechgeschirrs und
des Aluminiums gegen Ende des letzten Jahrhunderts
erlitt es einen starken Rückschlag. Zur Zeit
ist die Nachfrage jedoch sehr groß, und die bedeutende
Ortschaft, die durch die Kriegsereignisse
nicht zu sehr beschädigt wurde, kann einem neuen
Aufschwung entgegengehen. Die bunten Schüsseln,
Milchkrüge, Blumenvasen, Bier- und Weinkrüge,
Vasen und Geschirre jeder Art, sind in allen elsäs-
sischen Haushaltungen zu finden und stellen echte
Volkskunst dar. Einzelne Unternehmen gehen ganz
ins künstlerische Gebiet über, und der Kreuzweg
von Leon Elchinger auf dem Odilienberg bildet ein
hervorragendes Meisterwerk der Keramik. LUX
Das Straßbürger "Kaufhaus
Unter den durch das Luftbombardement im
August 1944 getroffenen und zerstörten Gebäuden
befindet sich auch das alte mächtige Kaufhaus von
Straßburg.
Zu den schönsten profanen Bauten unserer mittelalterlichen
Städte gehören in erster Linie die
Kaufhäuser, die als die Mittelpunkte des Handels
und der Wirtschaft zu gelten haben. Sie dienten
als Lagerhallen der Waren, die in eine Stadt kamen
, durchgeführt oder hier verkauft wurden, und
von denen die Stadt ihren Zoll erhob. Sie waren
ferner Kaufhallen, in denen die fremden Produkte
zum Großverkauf ausgestellt wurden, und in denen
die Kaufleute, Gewerbetreibenden und Handwerker
ihre Waren und Rohstoffe bezogen.
In Straßburg entstand das erste, urkundlich
erwähnte Kaufhaus des Elsaß und zwar im Jahre
13 58, wie die Chronisten Closener und Twinger
von Königshoven berichten. Von diesem Zeitpunkt
an waren die Kaufleute gezwungen, ihre Waren in
dieses Gebäude zu führen, und sie durften sie nicht
mehr in den Gaststätten lagern wie zuvor und auf
diese Weise sich der Zollerhebung entziehen. Die
ersten Verordnungen Straßburgs über das Kaufhaus
stammen aus den Jahren zwischen 1360 und
1372.
Das hohe, schmucklose Gebäude wurde im Jahre
13 58 erbaut, 13 89 bereits gegen die St-Nikolaus-
brücke zu erweitert. Vier Jahre zuvor bereits wurden
die großen Krane errichtet, die erst gegen
1865 weggeschafft wurden. Der Teil des Kaufhauses
gegen die Rabenbrücke zu wurde erst in
späterer Zeit, und zwar 1781 erbaut. Das stattliche
Gebäude mit den markanten und charakteristischen
Staffelgiebeln bildete das Zentrum des
Straßburger Wirtschaftslebens, wie es noch die
alten Stiche zeigen. Heute ist das ganze Gebäude
ausgebrannt, und nur die spitzen Giebel mit den
Staffeln ragen noch empor.
Das Strassburger Kaufhaus und Weinmarkt
Stich von Wenzel Hollar
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/messager_rhin_1946/0098