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LE MESSAGER DU RHIN
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Die
Stadtkirdien
von Hagenau
Unter den elsässischen Ortschaften, die schwer
durch den Krieg heimgesucht wurden, befindet sich
in erster Linie auch Hagenau. Während langer,
banger Wochen mußten die Einwohner unter größter
Gefahr diese regelrechte Belagerung aushalten.
Einzelne Viertel, besonders Marxenhausen, die
Häuser um das Weißenburgertor und längs des
Umleitungskanals, sowie verschiedene «Höfe» sind
sozusagen vollständig zerstört, der imposante
Wasserturm, die Eisenbahnbrücken und die Moderbrücken
wurden gesprengt, die technischen Anlagen
des Gaswerks vernichtet, vom Bahnhof
stehen nur noch ein paar ausgebrannte Mauern.
Auch die beiden l^irchen sind schwer beschädigt.
Beiden wurde die Turmspitze über dem Glockenstuhl
weggeschossen, zahlreiche Treffer beschädigten
Dach und Mauern, aber auch das Innere und
die wertvolle Ausstattung. Die St-Nikolauskirche
besonders in unmittelbarer Nähe der Frontlinie, die
am Umleitungskanal entlanglief, ist schwer mitgenommen
. Die St-Georgskirche hat besonders
Treffer am Turm, am Chor und am Querhaus zu
beklagen.
Letztere ist die bedeutendere und größere der
beiden Kirchen. Sie wurde im Laufe des 12. Jahr- ^ „ - , ;
Die St-Georgskirche in Hagenau
hunderts, von 1137 an erbaut, und im Jahre 1189
eingeweiht. Heute noch zeichnen die romanischen
s Formen das Gebäude aus, die kleinen Rundbogen-
. fenster und das schmucklose Hauptportal an der
Westseite sowie die Seitenportale und im Innern
besonders die festen, kurzen Säulen mit den wuchtigen
Rundbogenarkäden, die die Kirche zur wichtigsten
Säulenbasilika des Elsaß stempeln. Nach
der Mitte des 13. Jahrhunderts errichteten neue
Meister Turm, Chor und Querhaus in den schlanken
Formen des gotischen Stiles und verlängerten
auch das Langhaus. Im 16. Jahrhundert wurde noch
unter der ursprünglichen romanischen Wölbung
das jetzige Netzgewölbe angebracht. Kanzel und
Sakramentshäuschen im Chor sind bedeutende
Kunstwerke der ausklingenden Gotik, wie auch
der Altar mit dem Jüngsten Gericht im Querschiff,
der allerdings schwer beschädigt wurde. Im Turm
hängt die älteste Glocke des Elsaß, die, Gott sei
Dank! erhalten blieb und die aus dem Jahre 1268
stammt.
Schwerer als die
St-Georgskirche
wurde
Die St-Nikolauskirche in Hagenau
die
St-Nikolauskirche betroffen. Wohl haben der
wuchtige Turm und auch die festen Mauern den.
Granaten und der Zerstörung getrotzt, und die
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