Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., J 3366,go-1946/48
Le Messager du Rhin: Almanach pour 1946
Colmar, 1946.1945
Seite: 95
(PDF, 29 MB)
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LE MESSAGER DU RHIN

95

Das zerstörte Sigolsheim

wieder zurückziehen. Am 19. Dezember besonders
fanden Kämpfe im Kloster selbst statt. Deutsche
Soldaten schössen durch die Kellerluken, die
größte Panik herrschte unter den Flüchtlingen, die
Kinder und Frauen schrien, andere verloren den
Kopf. Am 22. Dezember brannte die Ortschaft wie
eine große Fackel. Die Einwohner, die sich noch
in den Kellern der Ortschaft befanden, wurden
von den Deutschen nach Colmar evakuiert, die
meisten aber blieben im Kapuzinerkloster. Den
Patres gebührt großes Lob: sie kochten, backten
Brot, schufen Ordnung, munterten die Leute auf,
trösteten sie, waren ihre Beschützer und Helfer.
Am 26. Dezember drangen die Amerikaner von
Kientzheim und von Bennwihr her in Sigolsheim
ein, und die deutschen SS-Truppen zogen sich ins

Kapuzinerkloster zurück. Am 28. Dezember begab
sich Pater Ernest mit einer Gruppe Männer ins
Dorf, um Wasser zu holen. Er sprach mit den
Amerikanern, die das Kloster durch die Flieger
bombardieren lassen wollten, allein der tapfere
Pater erreichte einige Zeit Aufschub, begab sich
wieder hinauf ins Kloster und brachte es fertig, daß
sich die Deutschen ergaben. So rettete er zahlreichen
Sigolsheimern das Leben. Von diesem Zeitpunkt
an jedoch fielen die deutschen Granaten in
die Ortschaft bis zum Ende des Monats Januar
1945 und sie vervollständigten das Zerstörungswerk
.

Hoffentlich kann Sigolsheim bald in seiner alten
Gestalt wiedererstehen, und die Einwohner in
Friede und Ruhe wieder ihrer Arbeit nachgehen.

A HI HI 121t § C El WI II II

Wer kennt nicht das schöne Städtchen Am-
merschwihr? So herrlich liegt es inmitten der
Reben, unweit der lachenden, geraden Ebene, sowie
der dunklen, hohen Berge. Das Straßenbild ist bezaubernd
mit den vielen malerischen Ecken, die
Häuser sind eines schöner als das andere, Tore
und Türme und eine hohe Kirche blicken ins Ortsbild
, ein feuriger, blumiger Wein, ein edler «Käferkopf
» ladet zum Verweilen ein. Der Märchenprinzessin
gleich lächelt und singt Ammerschwihr.

Märchenprinzessin! Es war einmal... Fürwahr!
Heute ist Ammerschwihr zum größten Teil, mit
Ausnahme des Viertels beim Obertor, zerstört,
vernichtet, in Stücke gerissen, zertrampelt. Nur
noch ein Trümmerhaufen, aus dem geschwärzte
Mauern mit gähnenden Fensterhöhlen aufragen,
eine Anklage gegen die Menschheit und ihre Grausamkeit
. Einige Augenblicke wollen wir hier verharren
wie vor einem Grabe.

Vom 7. Dezember 1944 an fielen die Granaten


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