Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., J 3366,go-1946/48
Le Messager du Rhin: Almanach pour 1946
Colmar, 1946.1945
Seite: 97
(PDF, 29 MB)
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LE MESSÄGER DU RHIN

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hergerichtet, gehackt und gepflegt. Die schwergeprüften
Einwohner wünschen, daß ihr Städtchen,
das eine so schöne, reiche und vielseitige Vergangenheit
sein eigen nennt, bald wieder erstehe, daß
wieder ein Anziehungspunkt werde, und daß

es

sich alle Menschen wieder daran erfreuen können.
Möge alles getan werden, um an künstlerischen
Schätzen zu retten, was zu retten ist, und aus Am-
merschwihr wieder eines der lachendsten und angenehmsten
Städtchen unserer Heimat zu machen!

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An der Hauptstraße von Schlettstadt nach Markols-
heim, kurz nachdem man den Illwald mit seinen zahlreichen
Brücken verlassen hat — es führen deren 18
über die einsamen Illwasser — lag einsam der Hof
Schnellenbühl. Er hatte vermutlich seinen Namen von
den Herrn von Schnellen oder Snellones, die im 13. Jahrhundert
als Schultheißen vorkamen. Anno 1501 kam er
durch Kauf an das Bistum Straßburg, und 1618 schenkte
Bischof Leopold die Meierei den Jesuiten von Schlettstadt
. Die Patres ließen dort im Jahre 168 3 auf den
Ruinen der früheren sog. Kopfkapelle ein Kirchlein unter
dem Schutze Mariä, der hl. Franziskus Xaverius und
Ignatius von Loyola errichten. Eine kleine Statue
LI. L. Frau von Foix (bei Dinant in Belgien) nahm den
Ehrenplatz in der Kapelle ein, die wegen ihrer großen
Wunderkraft bald ein Wallfahrtsort wurde. Bittprozessionen
zogen von Schlettstadt aus in das seit 1737 mit
Ablässen ausgestattete Kirchlein. 1791 als Nationalgut
versteigert, kam der Hof samt der Kapelle in den Besitz
der Familie Murphy. — Das alte Herrschaftsgut wurde
kurz nach dem Kriege 1914-18 abgebrochen, weil es,
wie die umliegenden Dorfbewohner behaupteten, darin
nicht geheuer war. Die Meierei wurde vor etlichen
Jahren ein Raub der Flammen. So steht nun die Kapelle,

ein Achteckbau, einsam zwischen dichten Kastanienbäumen
, verlassen an der Landstraße. Herbstwinde ziehen
durch die Weiden und das leere Geäst der hohen
Bäume, letzte Zeugen reicher, vergangener Tage. Die
Landleute, die Schlettstadt zu eilen, fahren teilnahmslos
an der einsamen Kapelle vorbei, die, von Moos und
Unkraut umwuchert, auch bald in sich zusammen zu
fallen droht. Der einst so besuchte Wallfahrtsort war
Zeuge zahlreicher Truppentransporte 1939-40 und
1944-45. Schwere Kämpfe fanden während der vergangenen
Wintermonate im nahen Illwalde statt. Wie anderswo
noch im Elsaß besteht auch hier eine Trilogie
von Gnadenstätten der Mutter Gottes : Nicht weit vom
Schnellenbühl, inmitten des Gestrüpps des Illwaldes,
steht die bekannte Marienwallfahrt von Mariä Eich, und
an der gleichen Landstraße, beim Eintritt in den Illwald
, die bekannte Illwaldkapelle, ein Klösterlein, das
leider unter den harten Kämpfen der vergangenen Monate
ein Opfer der Kriegsfurie wurde. So verschwinden
allmählich, einer nach dem anderen, die alten Zeugen
heimatlichen Glaubens. Hastig und rastlos ziehen die
Enkelsöhne und -töchter frommer Altvordern am Erbe
der Aknen teilnahmslos vorüber. Zeichen der Zeit,
Mahnruf zu innerer Einkahr! Robert GALL.


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