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LE MESSAGER DU RHIN
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tronen und Nothelffern, welche in dem Dorf Reiningen
Thanner-Herrschaft im Oberelsass gnadig
seyrid.» Darinnen heißt es:
«Dein Brunnen, den wir haben,
Uns Seel und Leib erfrischt,
Es tut uns kräftig laben,
Sein Wasser heilsam ist. *
Laß ihn beständig fließen
Und mach uns all gesund.
Dein Hilf laß uns genießen
Jetzt und zu aller Stund.»
Dieses Pilgerbüchlein erwähnt auch die Legende
vom Maultier und spricht *von den Wundern, der
«Austreibung der bösen Geister» und der «Erledigung
von allerlei schweren Krankheiten». Oft kamen
ganze Pfarreien prozessionsweise'nach Reiningen
, um die Hilfe des hl. Romanus in schweren
Anliegen zu erbitten. Auch von dem wunderbaren
Erlöschen einer furchtbaren Feuersbrunst in Reiningen
wissen die Jahresberichte zu melden (1662),
als der Geistliche#das Haupt des hl. Romanus durch
das Dorf trug.
Am Laurentiustag wurde die Predigt, des Volksandranges
wegen, vom «häusle, welches auf dem
frydhof stehet», aus gehalten; hier hatte man auch
das Heiltum der Verehrung ausgesetzt. Mit dem
Laurentiusfeste war ein Jahrmarkt verbunden, der
sich wohl im Laufe der Zeiten gebildet hätte, ähnlich
jenem in Kfttgersheim am Adelphustage.
Allein die Wallfahrt erlebte in der Revolutionszeit
einen völligen Niedergang.
Wie bereits angedeutet, wurde im Jahre 168 8
die alte, dem Einsturz nahe Kirche durch eine neue
ersetzt; diese war im Barockstil gehalten und wurde
1749 durch den Fürstbischof von Basel, Wilhelm
Rink von Baldenstein, feierlich eingeweiht.
Sie wies prächtige Fresken des Barockmalers Pfun-
ner auf (u. a. St. Laurentius auf.dem Rost), der
auch in Obersulzbach (dessen Kirche ebenfalls den
Jesuken vom Ölenberg unterstand) gearbeitet hat.
Die Altargemälde stammten von Jonas. Diese Kirche
wurde am 10. August 1914 durch deutsche
Geschütze in Brand geschossen; dem damaligen
Pfarrer Spindler gelang wenigstens die Rettung der
Reliquienschreine an jenem verhängnisvollen Laurentiustage
. Alles andere ging leider verloren, auch
die berühmte Hosannaglocke aus dem Jahre 1492,
die u. a. die Inschrift trug: «O rex gloriae Christe,
nobis veni cum pace. Amen. Osanna heis ich.
Das Wetter vertreib ich. In sant Romannan (mar-
tyrn) macht man mich. Fülips Streim von Ruffach
du hast gössen mich.» Sie hatte gar manchen Romanustag
eingeläutet, die Stürme der Revolution
überstanden, nun schmolz sie mit den andern
Glocken in der Glut des Feuers. Den Turm hatte
man 1688 stehen gelassen; der untere Teil stammte
wohl aus der Zeit der Gotik. Nach dem ersten
Weltkrieg baute man eine neue Kirche; im Chor
verewigte man in Glasgemälden die Überbringung
der Reliquien durch den hl. Leo und die Wallfahrt
zum Romanusbrunnen. Leider wurde die Kirche in
den Kämpfen im verflossenen Winter schwer beschädigt
, wobei auch diese Glasgemälde mitgenommen
wurden. Der Romanusbrunnen mit der
Jahreszahl 1771 lag jahrelang hinter dem Chor der
neuen Kirche, wurde aber kurz vor diesem Krieg
auf dem Friedhof aufgestellt und blieb bei den
letztjährigen Kämpfen unbeschädigt.
Nur im Patronsfest lebt heute die Erinnerung
an die einst weitbekannte Romanus-Wallfahrt fort.
Alte Mühle im Sundgau
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