Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., J 3366,go-1946/48
Le Messager du Rhin: Almanach pour 1946
Colmar, 1946.1945
Seite: 102
(PDF, 29 MB)
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102

LE MESSAGER DU RHIN

Anekdoten aus dem Colmarer Hinkenden Boten 1846

Der starke Tabak

Als im Laufe dieses Sommers der Hinkende Bote
eine kleine Reise machte, und abends in R..., eimm
zwar nicht schönen aber lebendigen Städtchen am
Gebirge, einkehrte, um da zu übernachten, siehe
da traf er in der «Blume» eine muntere Gesellschaft
, welche bei härmlosem Scherz und Lachen
sich ihr Schüppchen Gebirgswein fürstlich munden
ließen. Da ich nun ebenfalls von jeher ein
Freund unschuldigen Scherzes und auch — im Vertrauen
gesagt — eines Schüppchens war und noch
bin, trotz meines vorgerückten Alters und hinkenden
Fußes, so konnte mir für heute nichts angenehmer
sein. Mein nicht schwerer Reisesack war
bald abgeworfen, und ich, bis zum Nachtessen,
fand mein Plätzchen im Eck am Tisch neben den
lustigen Brüdern, von denen aber einer, indem er
die Pfeife ausklopfte, anhub also zu sprechen:
«Nein, der Tabak ist nicht stark, man kann ihn
wohl beim Wein rauchen, aber ich will Euch sagen
, was starker Tabak ist; wie die Flinten erst
erfunden waren, befand sich ein Straßenräuber mit
einer solchen am Rande eines Waldes. Da kam
Meister Luzifer zu ihm und fragte, was er da für
eine lange Maschine habe? Das ist eine neue Art
Tabakspfeife, versetzte der Räuber, der sich nicht
wenig freute, als Beelzebub ein paar Züge daraus
zu tun begehrte; kaum aber hatte dieser die Pfeife
im Munde, als der Räuber unvermerkt den Hahn

losdrückte. «Der Teufel, der wohl ein Schuß Pulver
wert wäre, aber leider unsterblich ist, fand die
Erfindung sehr pikant, nieste heftig darnach und
rief die Worte aus: Hu! das ist ein stärker Tabak.»

Ein junger Ehemann wurde von seinen Freunden
förmlich belagert, weil seine Frau höchst liebenswürdig
war. Da er nun fürchtete, die ewigen Besuche
und Gesellschaften möchten seine Frau zu
sehr zerstreuen, seinen Hausfrieden stören und die
Haushaltung verteuern, so ersann er folgende
Kriegslist: Er nahm die guten Freunde, einen nach
dem andern bei Seite und sagte: «Sie sind wie ich
weiß, mein Freund; ich habe eine Spekulation vor,
die mich in den Fall setzen könnte, in einigen
Wochen bedeutender Geldsummen benötigt zu
sein; ich rechne auf Sie! Die Sache bleibt aber unter
uns». Acht Tage darauf war der junge Ehemann
von allen guten Freunden und lästigen Besuchern
befreit.

Der Kaufmann S. hatte Bankerott gemacht.
Seine Gattin tröstete ihn und sprach: «Beruhige
dich, lieber Mann, und denke, was der Himmel
uns nimmt, das gibt er uns doppelt wieder.» — «Du
gutes Weib,» sprach S. gerührt, indem er ihr die
Hand reichte, «möge der Himmel dich mir niemals
nehmen.»

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Colmar und das Sc-Martinsmünster

Zeichnung von A. Boxler


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