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§ 2. Beschreibung.
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scheinlich auch noch ausgeführt werden, denn unter dem ersten Bild
finden wir dieselben eingegrabenen Linien zur Skizzierung. Ein Zusammenhang
des Bildes mit dem vorausgehenden Text (ad agape pau-
perum) bestand anscheinend nicht.
Die Tinte ist bis fol. 10 bei den Überschriften, bis 6V bei den
Initialen rot, sonst schwarz. Fol. 10 mitten in dem Wort Bene(dic-
tiones episcopales) hört die rote Tinte auf, um, eine Uberschrift
fol. 12 ausgenommen, bis zum Schluß nicht wiederzukehren, die
schwarze schimmert freilich öfters etwas ins Rötliche. Die Litanei
fol. 50v—52 und ähnlich der Eintrag (Visitation?) fol. 53 unten ist in
schmutzig roter Tinte geschrieben.
Der Schreiber1 muß ein im Lateinischen nicht besonders gebildeter
Mann gewesen sein. Man wird zwar die grammatische Unsicherheit
, die Verwechslung der Kasus usw. (s. u.) auf die schlechten
Schultraditionen der frühen karolingischen Zeit und auf die romanische
Heimat des Schreibers zurückführen müssen; allein Verwechslungen
und Verunstaltungen ganzer Wörter weisen auf die persönliche Unfähigkeit
des Schreibers hin. Dazu war seine Arbeitsweise eine ziemlich
flüchtige. Schon die Schrift macht nach den ersten Seiten oft
den Eindruck des Nachlässigen. Einmal läßt sich an einer Kleinigkeit
die Arbeitsweise des Schreibers wahrnehmen: fol. 19 hatte er
eine Oration (Nr. 79) am falschen Ort eingeschrieben, strich sie nachher
aus, stellte aber dann in der zweiten Abschrift ecclesiae huius
und huius ecclesiae um und ließ die Uberschrift weg2.
Was den praktischen liturgischen Gebrauch der Hs angeht, so
ist die Entscheidung nicht ganz leicht. Tür den Gebrauch spricht,
daß zu den Singularen bei den Ordinationsformularien der Plural hinzugefügt
und mehrmals der Singular sogar nachträglich radiert wurde.
Ebenso wurden in den Benedictiones episcopales, bei denen das Volk
nach jedem Satz mit „Amen" antwortete, solche Amen nachträglich
hinzugeschrieben, teilweise auch wieder radiert. Auf fol. 1 ist von
einer Hand des 14. (?) Jahrhunderts geschrieben: Orationes diversae.
Fol. 17v25 steht eine sehr bemerkenswerte spätere Korrektur ienua in
genua nach der richtigen Sprachweise, die ebenfalls für den Gebrauch
der Hs zur Zeit des Korrektors spricht.
Hin und wieder, besonders vor dem Beginn des Dedikationsritus
(fol. 17), ist die untere Ecke des Blattes abgegriffen; ähnliche Spuren
1 Wir gebrauchen den Singular, obwohl jedenfalls zwei Hände zu unterscheiden
sind (s. unten). In sprachlicher Beziehung besteht nämlich gar kein Unterschied.
2 Dies letztere spricht für Benützung zweier Hss. als Vorlage.
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