http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/metzger1914/0024
6
A. Das Freiburger Pontifikale (F).
finden sich bei der Litanei u. a., während sie anderseits auch wieder,
z. B. bei den fol. 42 ff. beginnenden Breviergebeten, vollständig fehlen.
Bemerkenswert sind die vielen Randnotizen und Korrekturen
. Mit dem Stift eingegrabene Buchstaben finden sich häufig:
fol. 40 über und unter dem Bild, leider nicht zu enträtseln, 25v „ut
possimus", wieder 52v „ut possimus", und fol. 53 ist dasselbe mit Tinte
ausgeschrieben: „ut possimus consequi", am Schluß des nekrologischen
Eintrags.
Auffallend zahlreich und systematisch treten die Korrekturen und
Randbemerkungen auf bei den „benedictiones episcopales". Zwei
Hände haben am Ganzen korrigiert; zuerst eine ziemlich gleichzeitige
für den Gebrauch der Hs und wieder eine andere, die zum mindesten
die „benedictiones episcopales" abschreiben ließ. Alle diese Korrekturen
scheinen, aus paläographischen Gründen zu schließen, im Verlauf
etwa eines Jahrhunderts nach Vollendung der Hs abgeschlossen.
Die Korrekturen sind entweder Lesarten, die wir zum Teil in den
Hss wiederfinden, oder sie sind grammatisch-orthographischer Art.
Interessant sind die bei den Ordines vorgenommenen gleichzeitigen
Änderungen. Sie beweisen, daß der Schreiber aus einer Hs, in der
der Singular stand, zunächst diesen abschrieb, dann aus vernünftiger Erwägung
— möglicherweise freilich auch aufgrund der Vergleichung mit
einer anderen Hs — den Plural darüber oder bald auch allein schrieb,
wobei er nachher, aber nur teilweise, den Singular radierte1.
Oft bleibt jedoch, aus Versehen oder Sprachunkenntnis, auch in
späteren Teilen noch der Singular stehen. Sprachunkenntnis hat den
Schreiber auch bei seiner Umänderung wiederholt Fehler begehen lassen,
z.B. fol. 24 (Nr. 14), wo er mit dem Plural beginnt und mit dem Singular
(seiner Vorlage) fortfährt; fol. 3 7 (Nr. 19), wo er einen andern Kasus im
Plural darüber schreibt (eins : eis). Inkonsequenzen aus demselben Grund,
die Rückschlüsse auf die Benützung anderer Hss zulassen, sind auch
Stellen wie: 3V8 (Nr. 21): ascendunt ipsi electi ... et benedicit eum(os);
410 (Nr. 24): si usque nunc fuisti(s) tardi, debetis(es) esse assiduus(i).
Der Korrektor bei den benedictiones episcopales ist sicher
eine andere, etwas später lebende Person. Seine Tätigkeit ist eine verschiedenartige
. Zunächst schied er eine Reihe von Benediktionen aus
durch die Randbemerkung „inutilis" oder „supervacuum"; andere dagegen
merkte er mit „scribe" am Rand an. Das zeigt auch wohl deutlich
den Zweck seiner Korrektur: die Vorbereitung einer Abschrift, entweder
der ganzen Hs oder wenigstens dieser benedictiones episcopales. Seine
kritische Arbeit erstreckte sich fast ausschließlich auf jene benedictiones,
1 Die Easur ist, wenigstens sicher in der Regel, vom Schreiber selbst, da er
den Plural mehrmals in die Rasur hineingeschrieben hat.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/metzger1914/0024