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Markgräfler Jahrbuch
3.1954
Seite: 143
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1954/0142
Eine Dichterin, die zwischen der Hagmeier und der Preusch steht, ist
Hedwig Salm aus Neuenweg am Belchen, eine Lehrerstochter. Sie ist
in den verschiedenen Sparten der Dichtung heimisch. Auf Alemannisch und
gut Deutsch hat sie Festspiele und Dramatisches geschrieben, wohl auch
Geschichten und Darstellungen, aber ihre lyrische Begabung schlägt durch
und schenkt ihr und uns innige Gebilde. Im Kleinen Wiesentale, ihrer engen
Heimat, fühlt sie sich von der Welt durch die hohen Berge am schmalen
Tal entfernt, aber Sonne, Mond und Sterne, die über die Himmelslinie des
Gebirges herabglänzen, geben ihr das Gefühl des Alls. Ihr äußerst zartes und
feines Empfinden für Dinge, die nur ein weiblicher Mund ohne Gefahr aussprechen
kann, offenbart sich in den ergreifenden Versen an ihre Mutter.
Dieses Gedicht ist eine der seltensten und köstlichsten Perlen im Markgräfler
Schatz.

Schriftstellerin mehr als Dichterin ist Paula Kromer von Feldberg,
diesem schönen Weindorfe, wo die Pilasterreihen an den Fenstern und Plastiken
über den Türen und an den Giebeln von alter Kultur und einstigem
Wohlstand zeugen. Sie hat unter dem lustigen Decknamen der „Stübliwirtin"
Jahre hindurch die Leser der „Alemannischen Heimat" erfreut und erfrischt
mit ihren Geschichten von sonderbaren Originalen, aussterbenden Käuzen
und schrulligen Eigenbrödlern und ist damit auch in den Rundfunk gelangt.
Sie darf in der Reihe der Dichterinnen nicht fehlen. Ihr Gedicht „Der
Mähder" stehe als Probe ihres Talents.

Gewiß wären noch andere Namen zu nennen, und es singt und spielt
noch manche im Lande, die wir noch nicht kennen. Wir wenden uns von
der Gegenwart ab, schauen in die Zukunft, und es ist ein schönes Gefühl,
von dem kommenden alemannischen Genius zu träumen und über ihn zu
sinnen, gleichviel, ob es ein Mann oder ein Weib ist, dem der künftige
Gesang vom Schicksal aufgetragen wird. Er wird vor dem Angesicht der
Zeit so stehen, nach dem ungeheuersten Erlebnis der deutschen Geschichte,
wie einst Grimmelshausen nach dem Dreißigjährigen Kriege. Nur Geist und
Seele, nicht Wille und Wehr scheinen aus dem Abgrund emporführen zu
können. Wenn eine Harfenträgerin die Auserwählte sein sollte, so spricht
der Genius des Volkes etwa so zu ihr:

Jo, 's dunkt mi, Chrieg und Brand und Bluet

Düeg eigertli der Harpfe guet.

Und wenn du über d'Saite fahrsch

Und, was erlebt hesch, offebarsch,

So würd e Dönes uuse cho:

Me het eso no kais vernoh.

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