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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 8
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1962/0009
gen. Da leuchtet das wieder aufgebaute Neuenburg auf, nur für einen Augenblick;
schon ist der Schein weitergewandert, die Baustufe Ottmarsheim des Rheinseitenkanals
rückt in das Licht — und in den nächsten Minuten liegt der Glanz viele
Kilometer weit weg auf dem Breisacher Münsterberg. Dann geistert der helle
Schein mit einem Male um den Staufener Schloßberg, oder er läßt die Burg von
Badenweiler aus den Wolkenschatten heraustreten und die weiße Fassade von
Hausbaden aufblitzen.

Die beiden unter der Linde kamen kaum mit dem Schauen nach. Diese Landschaft
ist von einer unbeschreiblichen Wandlungsfähigkeit. Da steigt, schier anderen
Regionen schon angehörend, aus einer gerade niedergegangengen Schneewolke
der Belchen empor. Seine weißschimmernde Kuppe scheint unnahbar in die Ferne
gerückt. Oben, auf der freiragenden Höhe, hat Johann Peter Hebel von diesem
einzigartigen Berg des Schwarzwaldes gesagt, da „haben wir im großen Psalter
gelesen" und „das Hallelujah verstanden, das krachende Eichen und stürzende
Tannen dem Niegesehenen zu singen begannen."

Nur wenige hundert Meter vom Fuße des Rebbergs entfernt, an der Landstraße
, lag die Alte Post, in der Hebel gerne Einkehr gehalten und jenen Wein
getrunken hatte, von dem er sagte, daß er wie Baumöl „igoht". Aus der ehemaligen
Poststation und dem Hofgut ist heute wieder ein Haus der Gastlichkeit geworden
, das als Motel internationalen Ruf genießt. Und immer trinkt man dort
noch den Wein vom „Reggenhag", den auch der Mann aus der Stadt kannte, sonst
hätte er nicht dem Rebberg seine Reverenz erwiesen.

Aber das Gespräch um die Rebe hatte ihn nicht nur wein-, sondern auch
wissensdurstig gemacht. Und so war es gut, daß ihm der Einheimische „Bescheid
tun" konnte. So erfuhr er von der Ausdehnung des Markgräfler Reblandes, das
vom Grenzacher Horn bis vor die Tore Freiburgs reicht. Mit seiner über 2500
Hektar großen Rebfläche nimmt es, nach der Ortenau und Bühler Gegend, die
zweite Stelle im badischen Weinbau ein. Die Reben gehören in diesem sonnigen
Land, in dem Blumen und Tiere aus heißen Ländern eine Heimat gefunden haben,
zum Wesen fast eines jeden Ortes. Überwiegend wird die Gutedelrebe gebaut,
daneben — und in jüngster Zeit in verstärktem Maße — Silvaner, Ruländer und
einige andere Edelsorten. Die Probleme der modernen Bewirtschaftung der Reben
und der Weinbehandlung beschäftigen auch den Markgräfler Winzer. Anderen
Weinbaugegenden ist er zu einem großen Teil voraus. Der größte/Teil der Weinberge
im Markgräflerland ist bereits umgelegt und neu angepflanzt. Der Müllheimer
Professor Dr. Adolf Blankenborn (gestorben 1906), der als erster den Weinbau
auf eine wissenschaftliche Grundlage gestellt, der aus eigenen geldlichen Mitteln
und Opfern das erste Weinbauinstitut gegründet hat und in jeder Weise ein
Pionier des neuzeitlichen Weinbaus und der modernen Kellerwirtschaft gewesen
war, würde heute seine Freude daran haben, was aus seinen Forschungsergebnissen
und Lehren in der Praxis geworden ist. —

Die beiden Männer schlugen den Rockkragen hoch, da der Wind eisig geworden
war. „Es wird doch keine Frostnacht geben?" — Langsam gingen die beiden
die Reben hinunter, Müllheim zu. Dabei erzählte noch der Einheimische vom
Müllheimer Weinmarkt, der alljährlich im Frühjahr stattfindet. Er ist der älteste
der badischen Weinmärkte und bis auf den Tag der Spezialmarkt für Markgräfler
Weine geblieben. Im Jahr 1962 konnte er sein achtzigjähriges Jubiläum begehen.

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