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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 10
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herum der große Wandel sich vollzog: Im Rebberg, wie zu dessen Füßen in der
Ebene. Die Eisenbahnzüge fahren elektrisch; auf dem Rhein gibt es keine qualmenden
Schlepper mehr. An ihrer Stelle tuckern die Motorschiffe auf dem Rheinseitenkanal
.

Von den Bammerthüüsli und dem Bammert handelt dieser Beitrag, den wir
als Zeitdokument aus dem Jahre 1927 unverändert wiedergeben.

Auf allen Hügeln leuchtet das frische Grün der Weinberge. Überall ranken
sich die Reben um die gemütlichen, behäbigen Markgräfler Weinorte. Selbst in
den Straßen der Dörfer und Städtchen hat der Weinstock seinen Standort gefunden
. Große „Landeren" bedecken Giebel und Hauswände, da und dort wird die
Rebe in kunstvollem Bogen über die Einfahrt gezogen, aus dem grünen Laubgewinde
lugen die Fenster mit den feurigroten Geranien. Da schaut das Dörflein
drein als wäre den ganzen Sommer über „Fahnenweihe". Wer so ein „bekränztes"
Dorf schauen will, der lenke einmal seine Schritte nach Vögisheim; Haus für Haus
trägt da sein Festgewand, und wer noch mehr am Schmuck der Dorfstraße sich
freuen mag, dem werden die alten, laufenden Brunnen den Freudebecher noch
mehr füllen. Aber auch die übrigen Orte der Gegend zeigen dieses charakteristische
Bild, überall läßt der Landwirt seiner „Huuslandere" besondere Sorge angedei-
hen. Von den Rebenhügeln schaut man im Westen in die weite, fruchtbare Rheinebene
mit dem silbernen Strom, drüben am Horizont erheben sich in lichtem Blau-
Violett die Vogesen. Im Osten steht der Schwarzwald mit seinen dunklen Tannen.
Die Alpen und ihre Vorberge leuchten im Süden, im Norden grüßt der Kaiserstuhl
mit seinen ausgedehnten Rebgebieten herüber. Hier ist die Heimat des
Markgräfler Weinbauern, das Herz des Markgräflerlandes.

Aus diesem Weinland will ich etwas erzählen. Etwas von den kleinen Häusle
in den Weinbergen, die so ganz allein, verlassen inmitten der zu Tausend und
Tausend zählenden Schar von Weinstöcken dastehen. Es sind ganz sonderbare Gesellen
, diese Häusle, die in ihren mannigfaltigsten Formen und Gestalten aus ihrer
Umgebung herauswachsen und ebenso wieder in sie hineinwachsen. Sie sind selber
ein Stück der Reben geworden. Angeschmiegt an die Wand einer Hohlgasse oder
stolz erhaben, über alle Welt hinausschauend, bleiben sie eng mit der Natur verbunden
. Sie träumen denselben Traum, den sie schon vor Jahrzehnten und Jahrhunderten
geträumt haben, während in ihrer nächsten Nähe die moderne Zeit auf
Eisenschienen dahinrollt und qualmende Schlepper auf dem Rhein von Handel
und Wandel erzählen. Nur vom Sturm, Regen und Schnee werden sie ab und zu
aufgerüttelt. Dann macht sich die Vergänglichkeit an ihnen bemerkbar, so wie
J. P. Hebel sagt: „Der Rege wäscht der's wüeschter alli Nacht, und d'Sunne bleicht
der's schwärzer alli Tag, — es pfiift der Wind dur d'Chlimse." So sind manche
dieser Häusle im Laufe der Zeit baufällig geworden; zu anderen sind die „Chin-
deschind" gekommen und haben dran geplätzt.

Wem gehören denn diese Häusle und welchem Zweck dienen sie? Zunächst
einmal ihr Zweck. Schon seit alter Zeit bestanden im Rebbau Bestimmungen über
die Arbeit und Ernte im Weinberg. Diese ursprünglich herrschaftlichen Verordnungen
und Regeln sind von den freien Weinbauern zum Teil übernommen worden
, und werden heute von der Gemeinde weitergeführt. Ein besonderes Kapitel
bedeutet die Rebhut. Sie wird in den meisten Orten noch streng ausgeführt. Für
die Gemarkung werden ein oder mehrere Hüter bestellt, denen vom Beginn der

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