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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 19
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den schlechtesten gehöre, die auf einen deutschen Jahrmarkt kommen!" Das war
deutlich genug. Hebel hatte nämlich die ersten 3 Jahre, alles beobachtend, mitgearbeitet
und war auf der Lauer gelegen, die Fehler von Grund aus zu erkennen.
Bei der bloßen Verurteilung blieb er aber nicht stehen. Er hatte sich umgesehen
und Inhalt, Ausstattung, Preis und Wirkung anderer Kalender mit den Eigenschaften
seines Schmerzenskindes verglichen. Eigene Ansichten, Erkenntnisse und
Bestrebungen waren hinzugetreten, und so flog als Frucht reiflicher Überlegung
am 18. Februar 1806 dem hochpreislichen Konsistorium das „Unabgeforderte Gutachten
über eine vorteilhaftere Einrichtung des Kalenders", verfaßt von dem
Professor Hebel, auf den Tisch. Der Webersohn von Hausen redete darin eine
klare, deutliche Sprache, hielt mit seiner Kritik nicht im geringsten hinter dem
Berge und gab vor allem brauchbare Vorschläge zu einer Verbesserung.

Er verglich den von Obrigkeitswegen durch den Hatschier *) zur Verteilung gelangenden
Landkalender mit dem Basler Hinkenden Boten, Zschokkes Schweizer
Boten1) und etlichen andern, die bloße Privatunternehmen waren und doch erheblich
besser gediehen und lieber gekauft wurden als der bilder- und farbenlose,
magere, schlechtgedruckte, nüchterne, rein belehrende und obendrein noch teure
„Landkalender für die badische Markgrafschaft lutherischen Anteils", dessen Titel
allein schon genügte, nicht badische und nicht lutherische Leute schon von
weitem treuherzig zu warnen: „Kaufe mich nicht, dich gehe ich nichts an!" Dazu
kam noch ein Zweites. „Der badische Kalender enthält 4—5 Bogen Text, kein
rotes Jota, nicht einmal einen roten Vollmond", habe schlechtes Papier und koste
4 Kreuzer; der Bote „hat 6—8 Bogen Text, in den schlechtesten Exemplaren wohl
erträglichen und sehr leserlichen Druck, viel Rot", „und kostete in einer Gegend,
wo alles teurer ist, lange nur 6, jetzt 8 Kreuzer."

Aus dem Vergleich heraus machte Hebel folgende Vorschläge:

1. Man gebe dem Kalender einen einladenden Namen, da der Aushängeschild
an und für sich schon mehr Wirkung auf das Volk ausübe, als man gemeinhin
annehme.

2. Man nehme besseres Papier, verwende mit Rücksicht auf die lesenden Kinder
und alten Leute größere Lettern und sei für einen guten, klaren Druck besorgt.

3. Man ersetze im Kalendarium die kohlschwarzen Vollmonde, Feiertäge und
Sabbate durch rote Zeichen, da diese das Aufsuchen erleichtern.

4. In erster Linie stehe der Eifer, den Lesern zu gefallen, und nicht die Absicht
, zu belehren. Wenn der Leser am Kalender Vergnügen habe, dann lasse sich
der belehrende Zweck um so besser erreichen. Daher seien nach dem Muster des
Hinkenden Boten zunächst die politischen Begebenheiten des abgelaufenen Jahres
zu bringen, dann Mord- und Diebsgeschichten, verunglückter Schatzgräber- und

*) Hatschier ist Polizist.

x) Obser, Karl. Briefe von Johann Peter Hebel. Karlsruhe 1926. Anm. 57 Heinrich
Zschokke (1771—1848), schweizerischer Staatsmann und Schriftsteller, Herausgeber des
„Schweizer Boten", lebte auf Schloß Biberstein bei Aarau. Hebel kannte und verehrte ihn
und widmete ihm 1805 zu seinem Hochzeitstag das bekannte Festgedicht „Dem aufrichtigen
und wohlerfahrenen Schweizerboten an seinem Hochzeitstage."

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