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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 32
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besuchte die hiesige Volksschule und Realschule. Er erlernte das Schlosserhandwerk
und ging freiwillig zum Militärdienst, diente von 1901—1904 beim See-Bataillon
in Tsingtau in China.

Im Jahre 1905 wanderte der Verstorbene aus nach Amerika, war in verschiedenen
Staaten Nord-Amerikas und verheiratete sich am 16. Juli 1907 mit Anna
geborene Frick. Aus dieser Ehe ist eine Tochter hervorgegangen.

Otto Walter hat in dem fernen Amerika nicht immer schöne Zeiten erlebt.
Im Jahre 1917 begann Otto Walter mit seiner Frau, wie so viele deutsche Familien
schon vor 60, 80 und 100 Jahren, ein Stück Wald zu einer Farm auszuroden
in der Nähe der Stadt Wabeno im Staate Wisconsin. Harte Zeiten, schwere
Arbeit, Not und Entbehrungen waren jahrelange Begleiter, bis doch schließlich
sich der Mühe Lohn zeigte.

Der Verstorbene war ein hilfreicher Mann in allen Lebenslagen, das zeigte
sich auch darin, daß Otto Walter 3 Jahre Stadtrat und 11 Jahre Bürgermeister
in seiner zweiten Heimatstadt wurde. Sein nach jeder Seite hin gerechtes Verhalten
hat ihn in allen Kreisen recht beliebt gemacht. Vor 2 Jahren ist Otto Walter von
seinem Amte zurückgetreten.

Ende März dieses Jahres zeigten sich gesundheitliche Störungen, ein Aufenthalt
in einem Sanatorium hatte keinen Erfolg, und am 20. Mai wurde Otto Walter
von seinem Leiden erlöst. Neben seiner Frau, mit welcher er 42 Jahre lang
Freud und Leid teilte, trauern 1 Tochter und 5 Enkel im Alter von 12 bis 18 Jahren
um den über alles geliebten Vater und Großvater, welcher wünschte, seine
sterblichen Uberreste in seiner Schwarzwald-Heimatstadt Schopfheim der Erde
zu übergeben.

Aus alP den Briefen, welche der Verstorbene in den letzten 3 Jahren in die
Heimat schrieb, kamen immer wieder Jugenderinnerungen und damit Beweise,
daß das Heimweh mit dem zunehmenden Alter sich stärker zeigte.

Sein letzter Wunsch wurde erfüllt. Das schöne Lied, das wir alle schon in der
Schule lernten:

„Im schönsten Wiesengrunde ist meiner Heimat Haus,
da zog ich manche Stunde ins Tal hinaus"

ist durch einen Schülerchor verklungen, und es war wohl der letzte Vers mit den
erhebenden Schluß-Worten:

„Singt mir zur letzten Stunde im Abendschein",

der den Toten in der Heimaterde den ewigen Schlaf schlummern läßt.

Beigesetzt am Donnerstag, den 22. September — Hebels Todestag — 1949, in Schopf -
heim. Altstadtrat Adolf Müller war der treue Mittler zwischen Amerika und Schopfheim.

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