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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 62
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siegte: 1862—65 saß er im Gemeinderat, zweimal sandten ihn die Wahlmänner
des Kreises in den Landtag. Er wurde Vorstand des Landwirtschaftl. Vereins in
Lörrach, betrieb den Rebbau auf moderner Grundlage. Jakob Burckhardt von
Basel schätzte den Ankerwirt und seihe Weine hoch ein.

Mit Hinterlassung dreier Töchter starb er im Alter von 82 Jahren am 4. Januar
1903.

Philipp Würger aus Kühlenbronn

Landwirt, Holzhauer und Dichter
1908 — 17. 1. 1943

Ein Brief aus dem Rußlandfeldzug

Ortsunterkunft, den 22. 1. 1942 — Liebe Angehörige! Teile Euch mit, daß
nach einer Reise von 7 Wochen gestern 4 Pakete endlich angekommen sind. Die
zwei von Euch vom 27. 11. und 5. 12., eines von Drehers in Maulburg und eines
von Schwald Otto. Alles noch in bestem Zustand. Da war die Freude groß. Dazu
ist auch die Verpflegung, die etwas mulperig war in letzter Zeit, wieder bedeutend
besser geworden und jeden 2. Tag gibt es Ltr. von dem berühmten Krimwein.
Er ist süß und schwer und dick wie öl. Von einigen ganz kurzen Kälteperioden
abgesehen war es hier immer warm. Wir können Gott danken, daß wir diesen
Winter auf diesem schönen, Stück Erde verleben durften, und die Kameraden im
Norden beneiden uns bestimmt darum, denn der Eismeerwind, den ich beim Abschied
von der Ukraine kennen lernte, ist schlimmer noch als alles, was ich von
ihm gelesen habe. Wir haben ein gutes Bett/ sogar eine Roßhaarmatratze und
immer eine warme Bude. Wir haben eine schöne Weihnachtsfeier gehabt, meine
schönste beim Kommis. Zu essen und zu trinken genug, darum denkt sie mir ewig.
Der Alte sorgt für uns, was in seinen Kräften steht, da geht nichts drüber. Diese
Stadt ist ein berühmter Kurort. An der Hauptstraße steht ein eindrucksvolles
Denkmal des großen russischen Dichters Puschkin mit der Büste des Sängers und
der schlichten Inschrift: A. S. Puschkin 1799—1837. Derselbe hat lange hier gelebt
und singt in seinem Gruß an den Abendstern:

„Mein Geist sieht wieder Dich in Deines Aufgangs Feuer
Ob jenem Friedensland, wo alles mir so teuer,
Wo in den Talen schlank der Pappeln Kronen wehn,
Wo zarte Myrthen und Cypressen dunkelnd stehn,
Wo an den Strand der Krim des Pontus Wellen fluten .... usw."

Auch Tolstoi, der größte Dichter Rußlands hat lange auf der Krim gelebt und
durch seine Schriften das Gebirge berühmt gemacht. Dasselbige ist wenig waldgesegnet
, ein südländisches Weidegebirge, bestanden mit Eichenhürsten, nichts als
Eichenhürsten. Dadurch hängen braun wie alte Heiligenbilder die Halden neben
der Riesenorgel des Meeres, die Tag und Nacht mächtig rauschend ihren Schöpfer
preist. Die aber die Decke des Domes tragen, den blauen Himmel, die Berge sind

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