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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 67
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lassen; über keinen andern Berg unserer Heimat sind so viele Loblieder gesungen,
über keinen aber auch so viele wissenschaftliche Abhandlungen geschrieben worden
wie über den Belchen.

Erstmals im Jahre 1278 wird der Belchen im Schwarzwald urkundlich erwähnt
: „der berc, dem man sprichet der Belche". Der Große Belchen in den Vo-
gesen heißt in einer Urkunde Ludwigs des Frommen vom Jahre 817, die allerdings
eine Fälschung des 12. Jahrhunderts ist, Peleus oder Beleus; der Hauchlaut
h, ch wird im Lateinischen zuweilen durch den Buchstaben e wiedergegeben. —
Als erster Forscher befaßt sich Engelhard (1821) mit dem Namen; er beheimatet
ihn im Persischen und vergleicht ihn mit Balkan und einem Gebirgszug im Kaukasus
. J. Grimm (Deutsche Mythologie) leitet ihn von dem keltischen Götternamen
Belenus ab, Fallot (1885) lehnt diese Ableitung mit grammatischen Gründen ab,
verweist jedoch auf ein bretonisch-keltisches balch, „stolz". Clauß (1895) sieht in
dem Bergnamen die keltische Wurzel bei-, „leuchtend" (lateinisch ful-, slawisch
bjel-), die er auch im Namen des keltischen Sonnengottes Belinus findet. Martin
(1886) lehnt jede Ableitung aus dem Keltischen ab mit dem Hinweis, daß es auch
in Hessen, südöstlich Kassel, zwei Belchen gibt, die Spitzen des Söhrewaldes; allerdings
findet Vilmar in seinem Idiotikon von Kurhessen keine Anlehnung an
deutsche Wortursprünge, während Mündel („Die Vogesen") an althochdeutsch
bolle, „das Runde am Ei", und Christ (1902) an ahd. ballo, „der Ball, der Ballen
(im Sinne von Kugel, Rundung)" oder an ahd. balgjo, „Bauch, Anschwellung,
ballenförmige, rundliche Bergkuppe", denkt. Martin war es auch, der als erster
auf die „lautlich unantastbare Möglichkeit" hingewiesen hat, daß der Bergname
Belchen mit dem ahd. pelicha, pelaha, nach den Lautgesetzten identisch mit lat.
fulica, zusammenhänge: der Bezeichnung für das schwarze Wasserhuhn mit dem
weißen Hautfleck über dem Schnabel. Dem ahd. Wort entspricht das mittelhochdeutsche
belche; die Bezeichnung Belchen für das Bläßhuhn ist ja heute noch am
Bodensee gebräuchlich und in der Öffentlichkeit durch die „Beichenschlacht am
Untersee" unrühmlich bekannt geworden. Mit dem Belchen-Bläßhuhn, meint Martin
, „konnte ein Berg, der über einer dunklen Waldregion eine kahle, graue Stelle
zeigt, sehr gut verglichen werden". Von Martin haben dann Schroeder (1891) und
Krieger diese Deutung übernommen, und auch Ochs erwähnt sie. Aber schon Pfaff
(1894) hat in seiner Rezension des „Topographischen Wörterbuches des Großherzogtums
Baden" beanstandet, daß dieses lediglich „Martins zweifellos hinfällige
Erklärung als mhd. belche-Bläßhuhn" mitteilt, und bringt seinerseits den
Bergnamen mit dem Volksnamen Beigen (C. J. Caesar) in Beziehung. Schwaederle
(1914) findet die Deutung von Martin zwar etymologisch einwandfrei, aber sachlich
unwahrscheinlich. Er erklärt Belchen als deutsch umgeprägten oder umge-
deutschten keltischen Bergnamen, der letztlich auf den keltischen Götternamen
Belenus zurückgehe, und hält es für möglich, daß die alte deutsche Namensform
— vielleicht „Belesberg" o. ä. — später nicht mehr verstanden und wegen des
Anklangs an das mhd. belche-Bläßhuhn zu Belchen geworden sei; Peleus oder
Beleus hält er für eine Latinisierung von „Belesberg". Mentz (1918) billigt allein
der von Martin gegebenen Erklärung den Anspruch zu, wissenschaftlich ernst genommen
zu werden, wobei er zweierlei Auffassungen von Martins Erklärung für
möglich hält: Entweder ist der Name sowohl des Bläßhuhns wie des Berges vom
mhd. belche - Bläß abgeleitet; oder der Berg wurde vom Namensgeber tatsächlich

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