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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 70
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1962/0071
des Unteren Hauensteins steigt der Gebirgskamm als schmaler Grat — Grenzscheide
der Kantone Baselland und Solothurn — von Osten her mäßig auf, wird
kurz vor dem Höchsten durch eine jähe Kerbe unterbrochen, um sich erneut zum
Gipfel aufzuschwingen und dann nach Westen abzuwölben. Der niedrigere Gipfel
östlich der Kerbe, der nach Norden in der erwähnten senkrechten Fluh abbricht,
heißt Belchenfluh, 1099 m ü.M.; der höhere und eigentliche Gipfel ist der Ruch-
belchen oder das Dürreck, 1123 m ü.M. Der Jurabelchen weist also — noch
einmal sei's gesagt — weder die Gestalt eines „Ballens" noch die „Ballon-Form"
auf, die man, verleitet durch den französischen Bergnamen Ballon, den Beichenbergen
gern zuspricht.

Was die Belchen aller drei Gebirge in gleicher Weise auszeichnet, ist vielmehr
allein ihre steil und wuchtig die Umgebung überragende Gestalt, ist die frei und
schier unbegrenzt in die Runde schweifende Sicht von ihren Gipfeln.

Bei der Suche nach etwaigen weiteren Zusammenhängen zwischen den drei
Bergen scheint bisher seltsamerweise nicht beachtet worden zu sein, daß unsere
drei Belchen Eckpunkte eines großen, nahezu rechtwinkligen Dreiecks sind und
nicht allein untereinander in Sichtverbindung, sondern in einer besonderen topographischen
Beziehung zueinander stehen, und daß es ein mehr oder weniger zentral
gelegenes Gebiet gibt, in dessen Blickfeld alle drei Belchen zugleich stehen:
Vom Schwarzwaldbelchen aus gesehen liegen der Jurabelchen genau im Süden
und der Vogesenbelchen ziemlich genau im Westen; und von dem flachen Muschelkalkrücken
des Dinkelbergs aus gesehen überragen die drei Belchen die Gebirge
am nördlichen, südlichen und westlichen Horizont. Es gibt wenige Winkel in
der Landschaft zwischen den drei Belchen, in welche nicht mindestens einer von
ihnen hineinschaut. Muß sich da nicht die Annahme aufdrängen, die Namengebung
für die drei Belchen sei wohl von diesem Raum um die Rheinbeuge aus und in
einem Zusammenhang erfolgt? Es liegt nahe, den drei Belchen die gleiche Bedeutung
für die zwischen ihnen sich ausbreitende Landschaft, ja, im Hinblick auf ihre
„natürliche Ortung" die Bedeutung von alten Kultstätten zuzusprechen und, da
alle drei Belchen im alten keltischen Siedlungsgebiet liegen, nun doch der Frage
nach einer keltischen Wurzel des Bergnamens nachzugehen.

Bei Badenern und Elsässern hatten wir bisher Klärung gesucht und waren
nicht zum Ziel gekommen. Warum sollten wir nun nicht auch einmal die Schweizer
fragen? Schließlich haben sie in Sachen der drei Belchen auch mitzureden.
Niemand bei uns vermochte mir Auskunft über das einschlägige Schrifttum der
Schweiz zu geben; so schrieb ich an Schweizer Wanderfreunde, Heimatforscher
und Gelehrte, und siehe: In der Schweiz hatte man in neuester Zeit an unserer
Frage weitergearbeitet, ohne daß wir davon etwas merkten, — freilich, wir waren
zu dieser Zeit anderweitig beschäftigt!

Man ist drüben vorsichtig und möchte die Möglichkeit einer germanischen
Deutung nicht so ohne weiteres von der Hand weisen. Es gibt da im Schweizer
Mittelland ein paar Belchen-Ortsnamen, die wohl aus Belchen-Bläßhuhn erklärt
werden können, wie etwa das Belchenmösli im Kanton Bern. Doch meint Zinsli
(1958), daß die Beichennamen des Juras und des Schwarzwalds kaum in derselben
Art hergeleitet werden können, sondern wohl vorgermanische Relikte sein dürften.
Ähnlich spricht dies Bruckner (1945) aus: „Uralt" sei der Name der Bölchenfluh,
basl. des Belchen, „ein Name, der auch einem bedeutenden Gipfel im Schwarz-

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