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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 71
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wald und in den Vogesen eignet. — Staehelin (1948) wird noch deutlicher: „Der
Kult des gallischen (Apollo) Belenus war besonders im südlichen Gallien stark
verbreitet. In der Schweiz hat sich sehr wahrscheinlich eine Spur von einstiger
Verehrung des Belenus erhalten in dem Namen der Stadt Biel (1142 Belna); dort
sind in der „Römerquelle" in den Felsen oberhalb der Stadt Kupfermünzen römischer
Kaiser gefunden worden, was auf einen Quellenkult schließen läßt, wie er
gerade auch dem Belenus bei Aquileja dargebracht worden ist." (Als Belna erscheint
übrigens mehrfach in Urkunden des 14.—16. Jahrhunderts auch das ostwärts
vom Schwarzwaldbelchen zum Wiesental hinabziehende Tal von Böllen);
ich füge diese Notiz nur der Vollständigkeit halber an, ohne mich an Kombinationen
zu wagen.) — Grauwiller (1955) bezeichnet Belenus als den helvetischen
„Gott der Schönheit". Andere vermuten einen illyrischen Ursprung des keltischen
Sonnengottes Belenus-Belinus. — Suter (1955) schreibt: „Verschiedene Forscher
bringen den Bergnamen Belchen in Zusammenhang mit dem keltischen Sonnengott
Belenus. Für diese Annahme spricht, daß alle drei Belchen im Gebiet der Hügelgräberkultur
liegen. Auch die Bergformen haben etwas Gemeinsames: es handelt
sich durchweg um kahle, oft felsige Bergkuppen, die sich für kultische Zwecke
(Verehrung der Sonne) wohl eignen mochten."

Schließlich wandte ich mich an Prof Hubschmied, an den als namhaftesten
Fachmann auf dem Gebiet der vorgermanischen und vorromanischen örtlichkeits-
namen in der Schweiz ich immer wieder verwiesen wurde. Hubschmied (1958)
ging in seiner Antwort zunächst von der französischen Namensform Ballon aus:
„Ballon ist auch der Name eines Dorfes im Departement Sarthe. Das Dorf liegt
auf einem steil abfallenden Hügel. Die Siedlung bestand schon in gallischer Zeit
und wird in der Merowingerzeit Balatonno genannt. Auch der Bergname französisch
Balon, dt. Belchen, kann auf die Grundform Balatonno (später Baladon-
Balaon-Balon) zurückgehen." — Demnach wäre weder die deutsche Namensform
Belchen von der französischen Namensform Balon abzuleiten, noch diese durch
Verwelschung von dt. Belchen, entstanden. Vielmehr dürfte der französische
Bergname Balon — der in Angleichung an das bekanntere Alltagswort meist
Ballon geschrieben wird — in gleicher Weise wie der deutsche Bergname Belchen
auf eine gemeinsame keltische Wurzel zurückgehen. — Was aber bedeutet nun
dieser Name Belchen-Balon? Hubschmied wies darauf hin, daß eine Inschrift, gefunden
in Aix-en-Provence, dem Gotte Marti Beladonni gewidmet ist (der gallische
Gott Beladu werde oft mit dem römischen Kriegsgott Mars identifiziert), und
meinte: „Der Bergname Balon wird also auf den Namen eines gallischen Gottes
zurückgehen, ,der Gott, der Tod bringt oder vor dem Tode bewahrt'. Auch der
griechische Gott Apollon tötete mit seinen Pfeilen; man betete aber zu ihm als
einem heilenden Gott. . . Ein anderes gallisches Wort für diesen Gott ist Bella
— der Wortstamm bedeutet ,Krankheit, Verderben, Tod* — ... Der Bergname
le Bal(l)on kann ebensogut zurückgehen auf die von dem Wort Balla abgeleiteten
Formen Ballon(o) oder Balliko(no); gallisch Balliko(no) mußte im Deutschen zu
Belche(n) werden."

Uber diese Deutung habe ich mich noch einmal mit dem Freiburger Germanisten
E. Ochs unterhalten; er schreibt 1959: „Gegen den angesehenen Hubschmied
ist nicht leicht aufzukommen. Was Sie mir in der Belchen-Frage von ihm vermitteln
, ist eine tadellose Konstruktion, aber eben nur eine Konstruktion ohne

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