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Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 73
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wenn wir für diese Landschaft in Anspruch nehmen, was Nierhaus (1940) schreibt:
„Einheimisch (gallisch-germanisch) ist auch die Form der Verehrung (von Gottheiten
) auf markanten Bergeshöhen, die das Zentrum der umliegenden Landschaft
bilden. Im Elsaß war ein solcher Mittelpunkt des nationalen Kultes der Donon . . .
Kaum weniger bedeutend war auf der anderen Stromseite der Mittelpunkt des
unteren Neckartales, der Heilige Berg." — Ich möchte hinzufügend verweisen auf
den Großen Staufenberg bei Baden-Baden, der wegen des auf ihm gefundenen
Götterbildes heute unter dem Namen Merkur bekannt ist; Mercurius, der ja auch
auf dem Donon verehrt wurde, war offensichtlich die lateinische Umbenennung
für den höchsten Keltengott. Nichts hindert also an der Annahme, daß auch die
drei Belchen vorgermanische Kultstätten waren und in ihrem heutigen Namen
deutscher wie französischer Form den Namen des auf ihnen verehrten keltischen
Gottes bewahrt haben.

Ob dies nun der gallo-römische Apollo Belenus oder Mars Beladu, der Sonnenoder
der Kriegsgott, der Gott der Schönheit oder des Todes oder der Heilkraft
gewesen ist, müssen wir nach dem heutigen Stand der Forschung dahingestellt sein
lassen, wenngleich es reizen mag, die von Natur aus georteten drei Belchen gerade
mit dem Sonnenkult in Beziehung zu setzen. —

Oder sollten — man erlaube mir zum Schluß den gänzlich unwissenschaftlichen
„Schlenkerer"! — schon unsere alemannischen Vorfahren, als sie den keltischen
Götter- und Bergnamen übernahmen, nicht gewußt haben, welchem Gotte
sie hier dienten, und sollte am Ende deswegen dieses Land zwischen den drei
Belchen durch die Jahrtausende voll Pest, Krieg und Vernichtung, voll Sonne,
Schönheit und Heilkraft gewesen sein? Auch Johann Peter Hebel hat den Belchen
einmal „die erste Station von der Erde zum Himmel" genannt, und ein andermal
sagt er: „Der Belche stoht vercholt, . . . lueg, dort isch d'Erde gsi, un seile Berg
het Belche gheiße!"

Doch welchem Gott die Gelehrten hier einmal den Sieg zusprechen werden,
— möge die Welt sich endlich gegen den Gott der Vernichtung und für den Gott
des Lebens entscheiden! — wissen wir nicht. Wie, wenn die drei Belchen, wenn
Land und Volk zu ihren Füßen, wenn der sie verbindende Wanderweg ein hoffnungsvolles
Zeichen wären, daß es möglich ist, zu dreien Staaten und doch zueinander
zu gehören? Eigener Art ein jedes, und doch eines gemeinsamen Willens
zu sein?

Aus „Der Schwarzwald", Vereinsheft 1/1960.

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