Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,eg
Markgräfler Jahrbuch
4.1962
Seite: 86
(PDF, 21 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1962/0087
Ellenbogen in den Hosensäcken vergraben, trotzen sie Wetter und Wind. Einer
sucht den anderen an Lautstärke zu übertreffen. Kein älterer hilft ihnen, ganz
aus sich heraus, allein walten sie ihres hohen Amtes, und jeder kann auch genau
den Wortlaut des Sprüchleins sagen.

Nach etwa einer Stunde ist der Hisgir fertiggewickelt. Zum Einflechten der
Beine hat man ihn auf einen Hocker gestellt. Nun wird der letzte Schliff an
ihn gelegt. Mit Packnadeln wird ihm jetzt zu Leib gegangen, denn wie ein
Panzerhemd muß sein Strohgewand sitzen. Ein mächtiger Strohschwanz wird
ihm am Hinteren angenäht und am Ende hochgebunden. Dann wird der Strohmann
über und über mit Glocken und Schellen behangen. Unter Hallo wird ihm
der Tschako aufgesetzt, die Larve und ein Halstuch angelegt. Schon viele Generationen
mögen diesen Tschako getragen, und manchen Sturm mag er erlebt
haben. Sein Stoffbezug gibt nur noch einen blassen Schimmer davon, daß er
einmal grün gewesen ist, das Leder ist im Lauf der Jahre hart und brüchig
geworden, der Schild wird nur notdürftig noch von einigen Bindfadensträngen
gehalten, aber lustig weht über der zylinderartigen Röhre der schwarze Roßschweif
. Der Bürgermeister meint, daß der Tschako einmal einem Bergmann gehört
habe, der in früher Zeit in das damalige Bergwerk bei Auggen gegangen
sei. Beim Joner Paul wird er stets aufbewahrt und nur am Mittfastensonntag
holt ihn alljährlich der Hisgir.

Jetzt ist er endlich ausstaffiert, auch den Säbel hat er in der Hand, und mit
Schellengeläut springt der Hisgir aus der Scheuer auf die Straße, wo er mit lautem
Jubel von den kleinen Buben empfangen wird. Der Umzug durch das Dorf beginnt
. Die größeren Buben tragen die Körbe und Säckchen, in denen von Haus
zu Haus Eier, Oel, Anke (Butter) und Mehl gesammelt werden, während die kleinen
Buben aus Leibeskräften ihr Sprüchlein schmettern:

Hüt isch de Mitti, Mitti Faschte,
Mer mueß im Hisgir Chüechli bache.
Dr Hisgir isch e völlige Narr
Er möcht gern Eier in Anke ha.
Mer hört de Löffel gahre,

Mer soll em Anke schare,
Mer hört das Messer giire,
Mer soll em Speck abschniide,
Mer hört das Fäßli rumple,
Der Hisgir soll uffgumpe!

Bei diesen Worten springt der Hisgir in die Höhe, daß die Glocken hell erklingen
. Dann fallen die Buben mit dem „Sprechchor" wieder ein:

Un wenn er (ihr) is keini Eier wänn ge,

So mueß ich (euch) dr Hisgir d'Hüehner neh\

Holzschlegel über's Hus,

Dr Hisgir hockt im Hüehnerhus!

86


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgjb-1962/0087