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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1943/0004
Liebe Kameraden!

Wieder geht ein Jahr zur Neige, bald feiern wir das Fest der deutschen Familie: Weihnachten.
Viele unserer Kameraden sind gezwungen, dieses Fest der Wintersonnenwende zum
fünften Mal draußen, fern der Familie, zu feiern. Lebendiger denn je fühlt in dieser Zeit
die Heimat sich mit ihren Soldaten verbunden und Zweck dieses Heimatbriefes ist es, in
Bildern und im gedruckten Wort eine Brücke zwischen Front und Heimat zu bauen, um
so den Soldaten die Gewissheit zu geben, daß die Heimat in Gedanken stets bei euch —
ihren Soldaten — weilt.

Ich will auch versuchen, euch vom Schaffen der Heimat und den politischen Geschehnissen
einen kleinen Ausschnitt zu geben.

Die Erzeugungsschlacht, zu der in unserem Gebiet am Oberrhein im vergangenen Winter
aufgerufen wurde, hat zu großen Erfolgen geführt. Es ist im Kreis Müllheim und Lörrach
gelungen — trotz der großen Lücken an Arbeitskräften — unter schwerem Einsatz, in
erster Linie unserer landwirtschaftlichen Bevölkerung, eine Rekordernte auf allen Gebieten
zu erzielen.

Dem Wettergott war es zu verdanken, daß schon im Frühjahr Baum und Strauch in
herrlicher Blüte stand, keinerlei Frost auftrat und es so möglich wurde, an Stein- und
Kernobst große Mengen zu ernten, als willkommene zusätzliche Nahrung, besonders für
unsere Kinder. Aber auch der Winzerschweiß ist in diesem Jahre nicht umsonst geflossen.
Wenn auch nur ein starker Drittel-Herbst zu verzeichnen war, so ist doch in allen Weinorten
, an allen Rebhügeln ein Tropfen gewachsen, den wir wohl zu den besten seit langen
Jahren zählen können, zeigt doch das Mostgewicht im Durchschnitt 80-90° Oechsle an.
Hoffen wir, daß dieser 1943er euch, wenn ihr in Urlaub kommt, Frohsinn und Kraft spendet.
Auch die Getreideernte ist dieses Jahr so reichlich ausgefallen, daß mancher Bauer erklärt
, sich nicht erinnern zu können, wann er eine solche Rekordernte hereingebracht
hat. Quantität und Qualität ist gleichbefriedigend.

Freudig wurde von der Bevölkerung die Erhöhung der Brotration begrüßt, ebenso die
bessere Qualität des Brotes.

Wenn man durch unsere herrliche Landschaft fährt oder geht, kann man zurzeit überall
ein emsiges Schaffen unserer Landbevölkerung sehen, die jetzt wieder das Saatkorn legt
für eine Neuernte, um so die Brotversorgung der ganzen Bevölkerung auch für das Jahr
1944 zu sichern.

In den Schulen war auch eine emsige Tätigkeit festzustellen. Die Jugend will nicht nur
Lesen und Schreiben lernen, sie will am Kampf unserer Soldaten um die Nahrungsfreiheit
aktiv beteiligt sein. Nicht nur beim Kartoffelkäfersuchen sehen wir die Jugend, sie sammelt
auch Heil- und Teekräuter in großen Mengen und will so mithelfen, Wunden und
Krankheit, die der Krieg euch geschlagen hat, durch die Medikamente, die aus diesen
Heilkräutern hergestellt werden, zu lindern und zu heilen. Fleißig hat sie auch Sanddornbeeren
gesucht. Diese hochwertige Beere, die hohen Vitamin-G-Gehalt aufweist, soll auch
euch Soldaten in manigfacher Weise zugeführt werden. Uberhaupt blickt die Jugend
voller Begeisterung auf euch ihr Frontsoldaten. Sie weiss, daß euer Einsatz, euer
Kämpfen und euer Bluten, eure Entbehrungen und Strapazen in erster Linie ihrer Zukunft
gilt. Die Jugend fühlt, daß in diesem Kriegsgeschehen es um ihre Zukunft, um ihr Reich,
in dem sie sich einmal froh und glücklich fühlen soll, geht und so blicken all diese blauäugigen
und blondschopfigen Jungen und Mädel voll Dankbarkeit nach allen Fronten zu
ihren Brüdern und Vätern.

In diesem Jahr konnten wir im Kreis Müllheim zwei Soldaten und in Lörrach einen
begrüßen und ehren, die das Ritterkreuz für Tapferkeit vor dem Feind erhielten. Es sind
dies in Müllheim Oberleutnant Sehringer, alter Parteigenosse und ehemaliger Politischer

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