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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0009
Was für eine Persönlichkeit ist dem künftigen Hauslehrer auf der Schwelle
des Hertinger Pfarrhauses, eines stattlichen, über mächtigen Keller gewölben
aufwachsenden, von einem Obstgarten umsäumten Gebäudes damals entgegengetreten
? Hebels erste Biographen haben Schlotterbeck als roh und ungebildet
bezeichnet; ein Odium, das diesem Manne bis auf den heutigen Tag
haften geblieben ist. Den Hertinger Pfarrherrn auf Grund von Akten- und
Quellenstudien und anders lautenden mündlichen Überlieferungen von diesem
Vorwurf zu reinigen, ist Zweck und Sinn dieser Ehrenrettung.

Schlotterbeck, zur Zeit von Hebels Eintreffen 53 Jahre alt, konnte auf das
übliche Dasein eines damaligen Landgeistlichen zurückblicken. Freud* und
Leid war darin in etwa gleichen Schalen gemischt worden. Als Sohn eines
markgräflich-tbadischen, ursprünglich aus dem Württembergischen stammenden
Hofrats und einer aus Pforzheim gebürtigen Mutter hatte der am 13. Juli 1728
in Karlsruhe Geborene das Gymnasium seiner Vaterstadt durchmessen und im
Frühjahr 1747 das theologische Studium in Jena aufgenommen. Er beeilte sich
nicht besonders mit der Beendigung desselben. 1751 unterzog er sich in Karlsruhe
der Staatsprüfung und wurde hierauf rezipiert. Nach abgelegtem Examen
sah er sich in einer ähnlichen Lage wie nachmals der Candidatus Ministerii Johann
Peter Hebel. Er dürfte deswegen dessen iSituation das nötige Verständnis
entgegengebracht haben. Auch dem jungen Schlotterbeck winkte zunächst kein
Vikariat. Im Pfarrhaus zu Holzen versah er zwei Jahre lang die Hauslehrerstelle,
bis man ihn im August 1753 als Pfarrverweser nach Kleinkems, eine der bescheidensten
Pfarreien des Bezirks, beorderte. Noch im gleichen Jahre verheiratete
sich Schlotterbeck mit Wilhelmina Clara Zandt, einer Tochter des
Pfarrers in Wittlingen. Die eigene Pfarrei ließ nun nicht mehr lange auf sich
warten. 1755 hielt die Familie Einzug in Hertingen, dem ehemalig Rotbergischen,
seit 1733 an den Markgrafen abgetretenen Dorfe. Schlotterbeck war offenbar
nicht sonderlich erfreut über diese Berufung. „Gehe, wohin ich dich sende!"
bemerkt er in seinem Dankschreiben an den Landesherrn. Eine humorvolle
Ader, später noch öfters an ihm zu beobachten, fällt somit bereits an dem
jungen Pfarrer auf. In dem nämlichen Schreiben wird der Wunsch ausgesprochen
, nicht dauernd in Hertingen bleiben zu müssen. Nach dem Bericht,
den unlängst Albert Eisele in der „Badischen Zeitung", Ausgabe „Markgräfler
Nachrichten" vom 9. Mai 1950 gegeben hat, war die Hertinger Kirche in einem
baulich sehr bedenklichen Zustand, so daß Einsturzgefahr drohte. Dieser Umstand
mag Schlotterbeck bewogen haben, daß er im Jahre 1763 eine Berufung
nach Teningen annahm, wo er, bald nach der Uebersiedlung, seine Frau verlor.
In der Tochter des Teninger Chirurgus Frank fand er kurz danach seine
zweite Hausfrau. Dieser Ehe entsproßten neun, teilweise in jugendlichem Alter
gestorbene Kinder.

Offenbar hat sich Schlotterbeck an seiner neuen Wirkungsstätte nach der
alten, die er jetzt richtig schätzen lernte, zurückgesehnt. So kehrte er nach drei
Jahren „aus bewegenden Gründen" in die alte Pfarrei zurück. Möglicherweise
war der Entschluß der Gemeinde Hertingen mitbestimmend, eine neue Kirche
zu errichten, für die man zunächst in ratenweiser Abzahlung einen Bauplatz
erwarb. Mit der Ausführung hatte es allerdings noch gute Weile; Schlotterbeck
sollte nur noch die Grundsteinlegung des neuen Gotteshauses, nicht mehr die
Vollendung erleben.

Die Kinder, welche 1780 Hebels erzieherischer Obhut anvertraut wurden,
waren zwei 1768 und 1775 geborene Töchter sowie der damals vierjährige
Wilhelm Friedrich. Johanna Karoline Beata lag bei Hebels Ankunft noch in der
Wiege. Da der kinderreiche Pfarrer seinem Hauslehrer nur eine mehr als be-

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