Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0019
Hausmachtpolitik im Voralpenland; die Eidgenossenschaft aber zieht ihre
Kreise immer weiter nordwärts, ihr Einflußgebiet wächst den Alpenflüssen nach
auf ihrem Lauf zu Aare und Rhein. Die Eidgenossenschaft weitet sich nicht in
einem Aufstand gegen das Reich, sondern sie dehnt sich als Folge der Abwehr
gegen Habsburg und frißt sich immer weiter in habsburgische Territorien hinein
unter Ausnützung günstiger Umstände und trotz heftigsten Widerstandes der
Herzöge gegen diesen neuen Bürger- und Bauernstaat.

Im ersten Jahrhundert ihres Bestehens ist die Eidgenossenschaft ein Bund
zwischen den bäuerlichen Talgemeinden am Vierwaldstättersee und den großen
Reichsstädten Bern und Zürich. Schon waren die beiden Flankenbollwerke der
nordalpinen Längsroute Genfersee—Bodensee im Appenzeller Land und im
Saanetal gewonnen, als die Eidgenossenschaft nun im zweiten Jahrhundert seit
ihrer Gründung zur folgerichtigen Ausfüllung der Landlücke im Mittelland
schritt und sich zur Einheit allen Landes von den Alpen bis zum Hochrhein
weitete. Die Feindschaft des Kaisers Sigismund aus dem Hause der Luxemburger
gegen den Herzog Friedrich von Österreich kam der Schweiz zugute. Sie
ermöglichte ihr die Eroberung des besonders wichtigen Aargaues. Als der
habsburger Herzog dem Kaiser im Jahre 1415 die Huldigung verweigerte und
dem Papste Johann, den das Konstanzer Konzil zur Abdankung genötigt hatte,
zur Flucht half, erklärten Kaiser, Fürstenrat und Konzil den Herzog in Acht
und Bann. Kaiser Sigismund forderte die Schweizer zum Einfall in die habsburger
Lande auf und beschenkte die Acht Orte mit wertvollen Freiheitsbriefen,
um ihnen den Feldzug gegen die Österreicher noch schmackhafter zu machen.
So begannen denn die Schweizer Fähnlein nun, vom Kaiser ermuntert, den
Krieg, rückten in den habsburgischen Aargau ein und besetzten ihn mitsamt
der Feste Habsburg selbst für immer. Diesen Verlust konnten die österreichischen
Herzöge naturgemäß nie verschmerzen. Nur ein Wunsch beherrscht
sie, als der Habsburger Friedrich III. dann zum deutschen Kaiser gewählt wird,
der Wunsch, das „Wassertor" der Schweiz, den Aargau im Aaretal, zurückzugewinnen
und damit den eidgenössischen Bund am weiteren Vordringen zu
hindern. Für die Schweiz aber lag durch die Gewinnung des Zugangs zum
Hochrhein die nächste geopolitische Aufgabe darin, den Rest des Alpenvorlandes
bis zum Bodensee und die Juraketten bis zum Schwarzwald und den
Vogesen zu erobern, den Rhein, den sie nun auf kurzer Strecke besaß, auch
zum durchgehenden Grenzfluß zu machen.

In diesen für den weiteren Bestand des eidgenössischen Bundes entscheidenden
Jahren, um die Mitte des 15. Jahrhunderts, gelingt es dem habsburgischen
. Kaiser Friedrich III., den Keil der Zwietracht zwischen die Schweizer
Orte zu treiben, den Streit der Stadt Zürich mit den Landkantonen zu verschärfen
und den offenen Bruderkrieg im Lande zu entfachen. Zürich schloß
einen Bund mit dem Kaiser, der selbst in die Stadt am See zog und die Huldigung
der Bürger im Empfang nahm. Österreichische Hilfstruppen erschienen
in Zürich, und statt der weißen Kreuze steckten die Züricher rote Kreuze mit
Pfauenfedern auf als Parteizeichen Habsburgs gegen die Miteidgenossen. Doch
der vom Kaiser erhoffte Zerfall der Eidgenossenschaft, ihr Untergang im Bruderkrieg
erfolgte nicht. Zürich wurde späterhin neu in den Bund aufgenommen,
nachdem dieser auf Veranlassung des Kaiseis einer viel schlimmeren Belastungsprobe
unterzogen worden war und sich in heldenhaftem Kampfe gegen
einen neuen, furchtbaren Feind gehalten hatte. Es war in den Augusttagen des
Jahres 1443, als zwei habsburgische Ritter im Auftrage des Kaisers an den Hof
des Königs von Frankreichs ritten, um ihm ein Schreiben zu überbringen, in
dem der deutsche König den französischen um Waffenhilfe bat gegen seine

16


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0019