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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0021
Nun aber richteten diese im Bewußtsein ihrer wachsenden Macht ihre Begehrlichkeit
sogar schon auf das rechte Rheinufer, nachdem der Rhein mit Ausnahme
von Basel, Konstanz und des Fricktales bei Laufenburg-Rheinfelden
schon überall zur Grenzlinie geworden war. Im Jahr 1459 hatte Zürich die
Stadt Stein am Rhein durch ein Schutzbündnis an sich gezogen und auch
mjit Schaffhausen Abkommen getroffen. Hätte sich 1468 Waldshut bei der Belagerung
durch die Eidgenossen nicht so tapfer verteidigt und als wahre habs-
burgische Hut des Waldes erwiesen, so würde heute die deutsch-schweizerische
Grenze wohl über die Höhen des Schwarzwaldes ziehen, und Waldshut wäre
vielleicht die Hauptstadt eines schweizerischen Kantons. So aber brachen die
Schweizer die vergebliche Belagerung ab und begnügten sich mit einer von
Herzog Sigmund von Österreich zu zahlenden Kriegsentschädigung. Es wurde
aber festgelegt, daß Waldshut und der Schwarzwald den Schweizern zufallen
sollten, wenn diese Kriegsentschädigung nicht rechtzeitig bezahlt werden könne.

In diesen letzten Jahrzehnten des 15. Jahrhunderts entscheidet sich das
politische Schicksal der heutigen Grenzlande am Hochrheinlauf; es ist daher
von Bedeutung, gerade den Ablauf der folgenden Ereignisse noch etwas breiter
zu behandeln. Die 70er Jahre des 15. Jahrhunderts zeigen aufs Deutlichste,
wie eng gemeinsam ertragene Not das alemannische Volk auf beiden Ufern
des Stromes trotz aller trennenden Grenzen miteinander verbunden hat. —
Herzog Sigmund von Österreich konnte die den Schweizern zu zahlende Kriegsentschädigung
nicht aufbringen und wandte sich mit der Bitte um Unterstützung
an den mächtigen, reichen und ehrgeizigen Herzog Karl den Kühnen
von Burgund. Wieder senkte sich der Alpdruck einer welschen Westmacht auf
deutsches Land am Hoch- und Oberrhein! Herzog Karl von Burgund greift
zwar in seinen reichen Schatz, leiht dem Habsburger Sigmund daraus 50 000
Gulden, um sich von den Schweizern zu lösen, läßt sich aber dafür den Besitz
Sigmunds an der Burgunder Pforte, im Elsaß und auf dem Schwarzwald vei-
pfänden und setzt seinen harten und grausamen Ritter Peter von Hagenbach
als Vogt dort ein. Damit begann eine unerhörte Leidenszeit für die verpfändeten
Lande, und drohend zeigte sich auch die Gefahr, die der Eidgenossenschaft
aus dem übermächtigen Burgund erwachsen konnte. Die Bürger von
Waldshut, Säckingen, Rheinfelden, Breisach und der Elsässer Städte wurden
zu burgundischen Untertanen herabgedrückt, das mit den Schweizern verbündete
Mülhausen zur Annahme der burgundischen Oberhoheit aufgefordert,
Basel mit einer Handelssperre bedroht und die Schiffahrt auf dem Rhein der
burgundischen Aufsicht unterworfen. Vergebens mühten sich die Eidgenossen
und die freien Reichsstädte, den Druck zu lockern, der auf dem geknechteten
Lande lag. Gerade gegen die Schweiz sollte sich ja auch das habsburgische
Bündnis mit Burgund richten. Das Haus Habsburg wollte immer noch nicht
auf Rückgewinnung seines Besitzes in seinen Stammlanden verzichten und
hoffte, eben durch die Verbindung mit Burgund, das Verlorene zurückzugewinnen
. So beging Kaiser Friedrich III. zum zweiten Mal Verrat an deutschem
Land und Leuten, erklärte die Eidgenossen in „Acht und Aberacht"
und verlieh dem französischen Herzog von Burgund die Reichsgewalt über sie.

Hatte nun der habsburgische Kaiser des Reiches, Friedrich III., mit Herzog
Karl dem Kühnen den eidgenössischen Reichsgliedern, wie sie sagten, „eine
Katze auf den Käfig gesetzet", dachte er sogar an einen Reichskrieg gegen sie
und verbot er bei kaiserlicher Ungnade jedwedem im Reich, den Schweizern
zu Hilfe zu kommen, so erkannte doch der eigentliche Herr der österreichischen
Vorlande am Rhein, Herzog Sigmund, bald die ungeheure Gefahr, die auch
diesen durch die burgundische Verpfändung drohte. Er sah endlich ein, daß

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