Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0022
nur gemeinsames Vorgehen mit den Schweizern das hiabs burgische Alemannenland
vor dem dauernden Zugriff Burgunds retten konnte. Und so kam
es 1474 zu dem aus der Not geborenen sogenannten „ewigen Frieden" zwischen
den Eidgenossen und Herzog Sigmund, in dem dieser die Besitzungen der
Schweizer anerkannte und freundliche Nachbarschaft verhieß. Schon lag auch
die zur Auslösung der Pfandschaft nötige Geldsumme, die der Herzog selbst
nicht hatte aufbringen können, bereit. Die von Karl dem Kühnen und seinem
gewalttätigen Landvogt bedrohten Reichsstädte im Elsaß streckten sie vor, das
Volk erhob sich gegen die Bedrücker, und der Vogt Hagenbach wurde in
Breisach enthauptet. Auch Boten von Basel, Bern und Luzern nahmen an dieser
Gerichtsverhandlung teil. Herzog Sigmund brachte so seine Erblande mit Hilfe
eidgenössischer Söldner wieder in seinen Besitz. Der eben genannte „ewige
Friede" aber, der zwischen Eidgenossen und Österreich abgeschlossen worden
war, und in welchem dieses endgültig auf die Herrschaft, die es verloren, verzichtete
, rief in allen Landen am Hochrhein und im Alpenvorland eine tiefe
Bewegung wach. Als Herzog Sigmund in der Osterwoche über Zürich nach
Einsiedeln ritt, bereitete ihm das nun auch äußerlich von der habsburgischen
Territorialgewalt befreite Volk einen herzlichen Empfang.

Kaiser Friedrich III., der erbittertste Feind des eidgenössischen Bundes, hat
die feierliche Aussöhnung mit den Schweizern, die sein Vertreter Sigmund besiegelte
, nie anerkannt; seine geheime Hoffnung bei den beginnenden schweren
Kämpfen derselben mit Burgund kam zum Ausdruck in den Worten: „Es ist
als angesehen, die Schweizer sollent erschlagen werden"! Diesen frommen
Wunsch hegte er, obschon er sie als Mitkämpfer gegen den immer anmaßenderen
Herzog von Burgund brauchte, als die Kurfürsten schließlich gegen
diesen den Reichskrieg forderten. Die Schweizer wurden in dem Aufgebot zum
Kriege wieder als „getreue Glieder des Reiches" bezeichnet und bewährten
sich auch als solche. Sie-erklärten Karl dem Kühnen den Krieg und teilten ihm
mit, daß sie gegen ihn zögen, um der Mahnung des Kaisers, des Herzogs Sigmund
und der mit ihnen verbündeten Fürsten, Herren und Städte Folge zu
leisten. Als Hierzog Karl sich mit seinen gewaltigen Hilfsmitteln gegen die
Eidgenossen warf, zog sich der Kaiser — nur auf seinen eigenen Vorteil und
den des Habsburger Hauses bedacht — von dem Bunde mit ihnen zurück, das
Reich schloß Frieden mit Burgund und verriet so ein weiteres Mal deutsche
Reichsglieder, die immer noch vermeint hatten, „ihrem allergnädigsten Herren
Friederichen als Zuglieder des Heiligen Reiches mit Untertänigkeit begegnen
zu müssen", wie sie sich ausdrückten. Umso lauter war der freudige Nachhall,
welchen dann die großen Siege der Schweizer und ihrer Verbündeten über
Karl den Kühnen erzeugten. Konstanz und die vier Waldstädte am habsburgischen
Hochrhein standen den Eidgenossen bei zum Dank für deren Hilfe
gegen Burgund. Uber 1 000 Mann vom Hegau, Schwarzwald und Rhein, auch
aus dem Markgräflerland, zogen in treuer Waffenbrüderschaft heran, wußten
sie doch iaus eigener Erfahrung, welch' Elend burgundische Fremdherrschaft
mit sich brachte. Die Siege von Grandson, Murten und Nancy bezeugen den
Eintritt der Schweiz in die große europäische Politik; ihr militärisches Ansehen
war gewaltig gestiegen und nährte nun natürlich ihr Streben nach Selbständigkeit
und endgültiger Loslösung von dem habsburgischen Kaiser und von dem
Reich, von dem sie nur Verrat und Mißgunst erwarten durften. Die Eidgenossen
betonen nun nach den Burgunderkriegen, kein Interesse mehr iam Reich zu
haben. Sie erklären: „Nachdem, der Kaiser uns allwegen ein ungnädiger Herr
gewesen, sind wir nit willig, sölicher Ungnad also wyter zu erwarten!" Die
Boten der Eidgenossen erscheinen nicht mehr auf den Reichstagen, wenngleich

19


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0022