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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0023
sich die Schweizer auch in den Jahren nach 1477 noch gelegentlich Glieder des
Reiches nennen.

Der Burgunderkrieg hatte die Eidgenossen in eine schwierige Lage gebracht
Von den Fürsten, die um ihre Freundschaft warben, wurden sie als unabhängiges
Volk betrachtet, während sie dem Namen nach noch zum Deutschen
Reich zählten. Weil laber das Haus Österreich fortwährend auf Unterdrückung
ihrer Freiheit sann, so zogen sie die Verbindung mit Frankreich schließlich der
zweideutigen „Gnade" des Kaisers vor. Die Schweizer vertrauten dazu ihrer
eigenen Kraft schließlich mehr als dem Schutze der Kaiser aus dem Hause
Österreich, durch deren Intrigen sie der gesamtdeutschen Nation entfremdet
wurden. Im Jahre 1488 hatte Kaiser Friedrich den sogenannten Schwäbischen
Bund gegründet, der aus Fürsten, Freiherrn und Städten bestand und dessen
Zweck die Aufrechterhaltung des Landfriedens unter Leitung des Hauses
Österreich sein sollte. Man suchte nun auch die Schweizer für den Bund zu
gewinnen, doch hielten diese sich ablehnend beiseite, denn sie fürchteten die
Rückkehr österreichischer Herrschaft in neuer Gestalt. Ihr Mißtrauen wuchs, als
das habsburgische Machtgebiet durch Kaiser Maximilian nach Italien zu vergrößert
wurde und ihr Land nun von allen Seiten umfaßte. Eifersüchtiger denn
je wollten sie ihre Freiheit wahren und sich nicht mit dem Schwäbischen Bund
einlassen. Der Fluch der deutschen Zwietracht, den die Machtpolitik des Hauses
Habsburg über den Oberrhein herabgerufen hatte, zerschlug nun auch den
schwäbisch-alemannischen Volksstamm in zwei voneinander abgekehrte Hälften.
So wurden „Schwaben" und Schweizer zu Todfeinden. Erbittert über die Absonderung
der Eidgenossen, über ihren rauhen und stolzen Freiheitssinn, ließen
die „Schwaben" ihrer Zunge freien Lauf gegen die Schweizer. In Liedern,
Spottnamen und gehässigen Schimpfwörtern wurden sie als ein rohes, lasterhaftes
Volk geschildert, das man züchtigen und Gehorsam lehren müsse. Als
die Eidgenossen sich weigerten, die durch die Reichsreform Kaiser Maximilians
notwendigen Maßnahmen zu treffen, als sie die Zahlung der Reichssteuer, des
„gemeinen Pfennigs", verweigerten und die gegen Franzosen und Türken
geforderte Hilfe abschlugen, drohte der heißblütige Kaiser Maximilian mit
Krieg. Die Schweizer aber ließen sich nicht einschüchtern, und einer ihrer
Gesandten erklärte am Hofe zu Innsbruck, im Falle persönlicher Teilnahme
„würde ihr grobes Volk sogar der Krone des Kaisers nicht schonen."

So entbrannte im Jahr 1499 der sog. „Schwabenkrieg", der letzte Krie^
zwischen Habsburg und der Eidgenossenschaft, der die Schweiz auf der ganzen
Strecke von Konstanz bis Basel zu neuen Siegen führte, von denen die Schlacht
von Dornach bei Basel die Entscheidung brachte. Bei Dornach wurde vollendet,
was 1315 bei Morgarten begonnen wurde. Der Freiheitsgedanke der Eidgenossen
hatte sich stärker erwiesen als das Gefühl staatlicher Einordnung in
das große Ganze. Aus der Trennung des „oberen Schwaben" vom Hause
Habsburg war durch Habsburgs Politik auch eine solche vom Reich geworden.
Die Schweizer suchten nun ihre Freiheit außerhalb des Reiches. Der Basler
Friede von 1499 spricht die Unabhängigkeit der Schweiz vom Reiche zwar
nicht rechtlich aus; als aber Maximilian in den Friedensvertrag den Satz aufnehmen
wollte, daß er die Eidgenossenschaft „als ein Glied des Heiligen
Römischen Reiches zu Huld und Gnaden kommen lassen werde", verlangten
die Schweizer die Beseitigung dieser Worte. Der Schlußstrich unter die Trennung
der Schweiz vom Deutschen Reich war gezogen, der Hochrheinlauf wat
zur Staatengrenze geworden. Erst der Westfälische Friede hat dann die Eidgenossenschaft
als eigenen, vom Reich gelösten Staat anerkannt. Im 16. Jahr
hundert ließen sich die Schweizer noch dreimal ihre Freiheiten vom Kaiser

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