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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1952-01/0030
nehmen, auch hatte der Schmied nichts dagegen, wenn er bei einer solchen
Gelegenheit einige Batzen für „Reparatur der zusammengebrochenen Kutsche
des Herrn Kirchenrats" einsäckeln konnte.

Ohne Zehrungen, d.h. Bewirtungen, ging es schon damals nicht. Da saß
man nach Neubesetzung der Ämter beim Wirt und Metzger Schwarzwälder
und trank Wein, sicher nicht von „Rebstücken, so gar bös!" An Ämtern war
ja kein Mangel. Neben Vogt und Richtern (Geschworenen) gab es „Kühhürt",
Feldhüter mit Hund und Bammert mit Gewehr und Aufstelilgabel. Diese
hüteten, knallten und waren vor allem schatzungsfrei. Der Stabhalter verwaltete
die Güter der Herrschaft, und der Salzstädler Sütterlin hatte manche Sorge
mit Salzkasten, Waage und Gewichten. Auch Marchstangen, Mehlzange, Mehl-
stab und Hohlmasse aus Kupfer und Zinn waren vom Marchrichter zu verwalten
und kamen zum „Fechten und Sinnen" (Eichen) nach Lörrach. Damals
schrieb der Röttier Oberamtmann von Leutrum über unser Dorf (im Auszug):
„In diesem Ort befinden sich ziemlich viel Arme. Sie haben mittelmäßige
Güter, ernähren sich kümmerlich und brauchen alles, was auf Äckern, Matten
und Reben wächst, zu eigener, höchster Notdurft. Roggen wird sehr wenig
gebaut, Kraut gedeiht wegen des schlechten Bodens keines. Die Gemeinde hält
keinen Eber, sie unterhält jedoch das Wuchervieh. Sie leiden großen Schaden
vom Gewild, denn oft reißet dieses aus dem Röttier Wald in die anstoßenden
Felder. Auch stecken sie tief in der Schätzung. An Gemeindeeinkünften ist
wenig oder nichts vorhanden. Das Dorf hat 47 Häuser. Das hohe und niedere
Jagdrecht hat der Markgraf. Bestienweide und Äckerich hat die Gemeinde im
Röttier Wald. Mit der Fischerei ist es sehr schlecht bestellt, da das Wasser
durch das Erzwäschen (im Wollbacher Tal) trüb und bös gemacht wird. Die
Wittlinger werden „Kirbsenfresser". genannt, vermutlich aus Armut und weil
sie keine «besseren Früchte zu pflanzen sonderlich imstande sind."

Ganz ähnlich heißt es auch im Frevelgericht von 1781: „Der Ort besteht
aus ungefähr 60 Bürgern, woselbst die Einwohner größtenteils ihre Haupternährung
haben. Ordnung wird daselbst gehalten, als worauf der Pfarrer
sowohl als auch der dortige Viertelvogt genau Obsorge tragen. Der Nahrungsstand
ist gut, da sie alles, was sie zum Unterhalt nötig haben, bauen,
auch durch Futterkräuter dasjenige ersetzen, was ihnen an Matten abgeht. Dem
Wildschaden kann nicht abgeholfen werden ohne vollkommene Austilgung des
Wildes, da der Ort an den Röttier Wald grenzt. Das Vieh ist von solch guter
Beschaffenheit wie größtenteils in unserer Gegend, daß es schwerlich besser
gehalten werden kann. Es gibt bloß Zinswaldungen unter oberamtl. Aufsicht;
ohne Erlaubnis wird kein Holz geschlagen."

Gewiß handelt es sich bei dem Erzählten nie um welterschütternde Dinge,
und gerade deshalb wird es uns heimelig beim Durchforschen der alten Berichte
. Sie sprechen zu uns wie alte, kraftvolle Holzschnitte.

Nach den Gefällbüchern 1769/71.
Gemeinderechnungen 1713—1800.
Plan von Schmauß 1742.
Hausinschriften.

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