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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1953-01/0036
Taglöhner, die schon vor einiger Zeit zum Dreschen in den Breisgau gezogen
waren. Im Hof des Ladhof-Wirtshauses wurden nach der
Verlesung die Leute aufgestellt, und vom Fenster der hinteren Stube aus,
gewöhnlich Konferenzstube genannt, richtete Hofrat und Landschreiber
M e n z e r an die Versammelten eine Ansprache und forderte sie zur Ablegung
ihrer Huldigung auf. Der Amtsaktuar verlas die Eidesformel,
worauf alle, einer nach dem andern, dem Bevollmächtigten des Landesregenten
die Handtreue ablegten. Darauf sprachen sie auf dem Platz vor dem
Wirtshaus mit erhobenen 3 Eidesfingern die vorgesprochenen Worte gemeinsam
nach. Mit der Ermahnung, ihrer Untertanenpflicht stets zu gedenken
und ihr niemals entgegenzuhandeln, schloß Landschreiber Menzer die
Feier.

Während die Herren Beamten und Ortsvorgesetzten von Prechtal vermutlich
im Wirtshaus tafelten, empfingen die Bauern und Taglöhner 1X«
Pfund Brot und 1 Maß Wein. Nach der ernsten Handlung ging es jetzt um so
lustiger und fröhlicher zu. Des öfteren konnte man das „Freudengeschrei"
hören: „Hei, lustig! Gesundheit! Es lebe unsere gnädigste Frau Fürstin Mag-
dalene und unser gnädigster Herr Regent!" Das Gelage dauerte bis in die
späte Nacht hinein fort, da sich viele für ihr Geld vom Wirt noch Wein reichen
ließen. Zum Schluß mußten die irdenen Gefäße, die die meisten zum
Empfang ihrer Weinportion mitgebracht hatten, herhalten; sie wurden
samt und sonders in Trümmer geschlagen und „damit ihre Bauernfreude
vermehret. In Summa, es war alles voller Lust und Freude."

An diesem Nachmittag begaben sich Forstknecht J u t z 1 e r und die beiden
Prechtaler Weidgesellen, begleitet von einigen andern Schützen, auf
die Jagd. Außer einem einzigen Hasen wurde nichts erbeutet.

Am Morgen des nächsten Tages mußten die Erblehenbauern des der
Herrschaft Baden-Durlach allein zustehenden Gschasihof es1), Martin
Herr und sein Sohn Matthias, allein vereidigt werden, weil sie am Tage
zuvor nicht rechtzeitig erschienen waren. Unterdessen hatten Burgvogt
Beck und Renovator D ö d e r 1 e i n unter Zuziehung der Richter B u r g e r
und G ö h r i n g die herrschaftlichen Güter in Augenschein genommen
. Die Jäger veranstalteten wieder eine Treibjagd, brachten aber wiederum
nur ein Häslein zur Strecke.

Am Nachmittag wurde unverzüglich die Rückreise nach Emmendingen
angetreten. Der evangelische Pfarrer Rheinberger und der katholische
Pfarrer Hummel, beide von Prechtal, begleiteten die Emmendinger
Herren bis W a 1 d k i r c h .

Der Propst von W a 1 d k i r c h war am 2. September von einer Reise zu
dem Weihbischof von Konstanz zurückgekehrt. Als er vernahm, daß das
Oberamt Emmendingen durch Waldkirch gereist sei und jetzt in P r e ch-
t a 1 weile, schickte er sofort durch einen Schnellboten ein eigenhändiges
Schreiben an Landschreiber Menzer und bat ihn „freundnachbarlich" um
die Ehre, bei der Rückreise mit den Herren seiner Begleitung bei ihm zum
Essen einzukehren, auf den Mittag oder Abend, ganz nach ihrem Belieben,
und mit „Hausmannskost" vorliebzunehmen.

5) Nach Mitteilung des Bürgermeisteramts Prechtal wurde der Gschasihof
vor etwa 100—200 Jahren abgerissen. Das Holz, aus welchem der Hof
bestand, wurde zu Tal gebracht und ein Häuschen davon errichtet,
welches heute noch das „GschasihäuFchen" genannt wird'. Die Liegenschaften
, aus welchen der Hof bestand, meistens Wald, werden von der
Domäne bewirtschaftet; es bestehen nur noch einige Waldwiesen von
dem ehemaligen Gschasihof.

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