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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1954-01/0004
heulte, wo das Wildschwein und der Auerochs sich suhlten, Dachs und Fuchs
ihre Höhlen hatten und all das kleine Raubzeug wie Marder, Iltis und Wiesel,
Luchs und Wildkatze ihre bösen Wege gingen und in der Höhe der Adler
und der Habicht kreiste, in dunklen Klüften der Uhu und die ganze Sippe
der Eulenfamilie unheimlich heulte. Die Namen Hirschkopf und Hirschgarten,
Tiergrüble und Tiermättle, Hirzenmoos, Wolfsacker und Wolfsgrube, Dachseck
und Fuchswald, Falkenwald und Eulenwald, Sperbersgraben und Säurain
erzählen davon. Da der Wald Tal und Berg bedeckte und keinen Raum
gab für Feld und Matten, mußte der Mensch, der dieses Tal zur Wohnung
sich gewählt hatte, zuerst den Wald verschwinden lassen. „Schweinen" nannte
man diese Arbeit, daraus sind die Flurnamen Tunauer Schweine, Wiedner
Schweine entstanden. Der Platz, wo der Wald verschwunden war, hieß
eine „Schwand", daher die vielen Flurnamen Schwand in unseren Gemarkungen,
Entenschwand, Ittenschwand, Herrenschwand, Feuerschwand, Bühlschwand,
Geschwend, das Geschwend Holz usw. Gelegenheit zum Verkauf des Holzes
gab es nicht; soweit das Holz zum Bau des Eigenheims und zur Feuerung
nicht benötigt wurde, war es wertlos und nur ein Hindernis. Darum wurden
ganze Waldungen in Brand gesteckt, wobei die Asche des Waldes vorzüglich
den Boden düngte. Solche Felder und Matten tragen heute noch davon
ihre Bezeichnung wie Brand, Brändle, Buchenbrand, Brandenberg, Brenthalde.
Oft mußten die Wurzelstöcke ausgegraben werden, das nannte man reuten
oder rütten, daher die vielen Flur und Ortsnamen Rütte, Eggenrütte, Michelrütte
, Rüttele, Todtnauberger und Wiedener Rütte. An den hohen Waldbergen
blieben die Wolken hängen, über dem Waldtale lag stets eine feuchtigkeitsvolle
Luft, darum war der Wasserreichtum unserer Berge viel größer
als heute. Durch die Seitentäler stürmten die Wildbäche zu Tal, der Wiese zu.
Diese ergoß sich in ungeregeltem Lauf, durch Felsen gehemmt, durch herabgewälzte
Steine und Erdmassen gestaut, bald in geeintem, bald zerteiltem
Bett durchs Tal und bildete da und dort Stauungen und Wasserwirbel und
Auen. Diese Gumpen und Wirbel werden in den alten Berainen „Waage"
genannt. Da gab es einen Hirsch- und Kreuzwaag bei Geschwend, einen Schönenbuchen
-, Sand- und Haselwaag bei Schönau, einen Wendwaag, das heutige
Wembach, einen Finster- und Bärenwaag und einen Pfaffenwaag gegen die
Fröhnd zu. Die Auen waren von Wasserläufen umspülte und durchbrochene
Talkessel. So mag auch unser Schönau damals gewesen sein. Ein Fleck Land
im tiefen Tal, zu dem allseits die Bergwasser herniederrannen und durch das,
vom Felsenriff des Buchenbrandes in drei Flußarme geteilt, die Wellen der
Wiese eilten. Die fleißige Hand der Siedler hat den Flußlauf geordnet, die
Schuttmassen entfernt, die Löcher ausgefüllt, das Land geebnet und entsumpft,
bis unter unsagbarer Mühe die Au zur schönen Au geworden war. Nicht
inmitten des Talkessels siedelten die ersten Bewohner der schönen Au sich
an, sondern am trockenen und sonnigen Bergfuß. Das alte Schönau reichte
nur bis zur Kirche. Was unterhalb der Kirche im 14. und 15. Jahrhundert
gebaut wurde, trägt heute noch den Namen die „Neustadt". Bei der „Sonne",
oder „Am oberen Markt", wo an der Stelle der heutigen Apotheke die
wichtige Metzig stand und später das andere Eckhaus zum Talvogteihaus
wurde, und „Auf dem Felsen" standen die ersten Wohnungen.

„Silva Schounowa" Wald Schönau hieß mit Recht unser Tal, als zum erstenmal
eine Hand den Namen dieser Gegend in einer Urkunde eintrug. Wer
mag zuerst in diesen Waldbergen gewohnt haben? Die Menschen der Steinzeit
haben an den sonnigen und fruchtbaren Hängen der Schwarzwaldvor-
berge die Spuren ihrer Niederlassungen und Beschäftigung hinterlassen. Auf

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