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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-01/0011
Unter denen, die als Einwanderer in das Markgräflerland hereinkamen, sind
drei Gruppen zu unterscheiden:

a) solche, die seßhaft werden,

b) solche, die lediglich auf der Durchreise sind, entweder als Bettler, Tag-
löhner und fahrende Händler oder als Soldaten und Soldatenangehörige,

c) solche, die in die Pfarreien an der eidgenössisch-badischen Grenze, vor
allem in die Pfarreien Grenzach und Weil hereinkommen, lediglich zu dem
Zweck, sich trauen zu lassen und dann, versehen mit dem Heiratschein,
zurückzukehren ins warme heimatliche eidgenössische Nest, zumeist Paare, die
verschiedenen Bekenntnissen angehörten — weil sie verschiedenen Herrschaften
entstammten —, deren Zusammengehen in der Schweiz nicht, wohl aber bei
uns möglich war. Bekanntlich bestand dieses Verhältnis noch am Ende des
18. Jahrunderts, zur Zeit Johann Peter Hebels, dessen Eltern — er reformierten,
sie lutherischen Bekenntnisses — nicht in Basel, sondern im Markgräflerdorf
Hauingen getraut wurden, und auch die Vereinigung von Feldbergs lieblicher
Tochter, der Wiese, mit Gotthards starkem Sohn sollte nach dem Vorschlag
des väterlichen Freundes der Wiese in Weil stattfinden. Für unsere Untersuchung
kam nur die erstgenannte Gruppe in Betracht.

Den Typus für den Neuaufbau der Bevölkerung des Markgräflerlandes
bietet uns das Dorf Gallenweiler, bei Staufen im Breisgau gelegen. Es
war damals markgräflich baden-durlachische Exklave im Gebiet des vorderösterreichischen
Breisgaus und der Johanniterherrschaft Heitersheim und als
Filiale eingepfarrt nach Laufen bei Müllheim. Dieses Dorf Gallenweiler war
am Ende des Dreißigjährigen Krieges menschenleer. Anno 1648 zieht als erster
Bewohner ein Michel Widmer von Signau (Bernbiet) ein. Etliche andere
Schweizer folgen nach. Wir treffen bis 1730 Namen wie Ammann, Büß (von
Wenslingen, Baselbiet), Erismann, Graf (Bernbiet), Ott (von Ricken, Bernbiet),
Christen (von Arisdorf, Baselbiet), Fischer (von Minnigheim, Luzern), Walis
(von Hochstetten, Bernbiet), Huntzinger (von Kulm, Bernbiet), Werkmann
(von Fechingen), Jäcki, der Zimmergesell (von Höllstein, Baselbiet), Neff (von
Aarburg), Riß, Greiter, König, Gasser, Falb (von Wohlen), Schultheiß, Spittler,
Graber, Müller (von Sissach), Zimmerlin (von Lotzwyl), Schneeberger, mit ihren
Schweizer- oder Markgräflerfrauen. Sie bebauen das Feld, und es wirft wieder
einen Ertrag ab. Der Erfolg der Wiederbesiedlung kommt dem Markgrafen
zu Ohren, und er setzt als Steuereinnehmer einen Meier namens Hans Dörf-
linger von Demberg aus dem kleinen Wiesental hin. Von ebendaher folgen
ihm die Geschlechter Leisinger und Pfeifer, und auch der Schulmeister Bechtel
ist in jener Gegend beheimatet. Dazu treten die Namen Güntert aus der Nachbargemeinde
Laufen und Winter von Schallbach bei Lörrach. Im Jahre 1662
befinden sich wieder sieben Familien im Dorf. Nun beginnen die Heiraten
der herangewachsenen Kinder dieser Familien, die auch Töchter aus den
benachbarten markgräflichen Dörfern herbeiholen, und so bildet sich aus den
verschiedenen Elementen, unter denen die Berner bei weitem überwiegen, die
neue Bevölkerung des Dorfes Gallenweiler. Ähnlich verläuft der Prozeß in allen
anderen Gemeinden des Landes, wenn auch leichter, weil immerhin noch ein
gewisser Stamm eingesessener Bevölkerung vorhanden ist.13)

Es verdient aber festgehalten zu werden, daß alle
Gemeinden des Markgräflerlandes Schweizer Einwanderer
aufgenommen haben und daß es kaum ein Dorf im

) Kirchenbücher der ev. Pfarrei Laufen.

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