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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-01/0016
Preiselbeeren, blühen Erika und roter Fingerhut; ganze Hänge flammen zur
Zeit der Ginsterblüte golden auf. Auffallend ist in den Vogesen, daß hier der
Charakterbaum Westeuropas, die Buche, wenn auch in krüppelwüchsigen, windzerzausten
und flechtenbehangenen Gestalten bis zum obersten Waldsaum herauf
vorkommt. Die höchsten Gipfel, die „Beleben", und die Rücken (von den
Franzosen „Hautes Chaumes" genannt) sind meist kahl. Das Zurücktreten der
Waldbäume in dieser Höhe beruht hier teils auf Windwirkung, teils auf Vermoorung
, teils auf künstlicher Zurückdrängung des Waldes zugunsten der
Weide. In dem niederen, kräuterreichen Gras der Hochweiden gedeiht eine
überraschend reiche Gebirgsflora, hier blühen tiefblaue Glockenblumen neben
den goldenen Sternen des Arnika und dem gelben Enzian. Auf den Weiden ertönen
von Mai bis September die Glocken der Rinderherden in der Nähe der
Vieh- und Sennhütten, die hier, im Wasgenwald, „Melkerei" genannt werden
(auf französisch „marcaire").

Der wasserundurchlässige Boden der Vogesen ist außerordentlich quellenreich
. An allen Hängen rieseln die klaren Gebirgswässer, fließen in rauschenden
Fällen der Savoureuse zu und treiben die Räder von Mühlen und Sägewerken,
von Webereien und Spinnereien. Zahlreich sind aber auch infolge der reichen
Niederschläge sowohl auf den Höhen wie in den Talenden Sümpfe, Moore und
Teiche. Der Wasserreichtum erleichtert die menschliche Besiedlung in den
Vogesentälern bis herauf über die Waldgrenze. Weit auseinandergezogene
Weiler ziehen sich in langgedehnten Talzinken in die Berge hinein, während im
oberen Einzugsgebiet der Savoureuse die Streusiedlung und die Einzelhöfe vorherrschen
. Der Ackerbau reicht im Gebiet des Elsässer Belchens nicht über die
Meereshöhe von 600 m hinaus. Er ist wenig ertragreich, denn der Boden ist zu
sandig oder steinig, und das Klima ist in der Höhe zu rauh. Man sieht daher
neben den fetten Wiesen im feuchten Talgrund und außer den Hochgebirgs-
weiden nur verhältnismäßig wenig Äcker, auf denen Roggen, Hafer und Rüben
angebaut werden. So finden denn viele Bewohner ihr Auskommen in der Holzverarbeitung
, durch Arbeit in Steinbrüchen und in den zahlreichen Textil-
fabriken, wie z. B. in Giromagny, Rougemont, Lepuix usw. . . . Anfang des
19. Jahrhunderts wurden in den Ausgängen der Vogesentäler Woll- und Baumwollwebereien
und Spinnereien begründet, zu denen Maschinen- und Uhrenfabriken
sowie Werke der chemischen Industrie und Mühlen traten. Die Industrie
hat sich hier in den südlichsten Vogesentälern, am Rande der Burgundischen
Pforte, ähnlich wie im Schwarzwald, auf den Trümmern alten Bergbaus
aufgebaut, der immer nur im Bereich des Grundgebirges von Bedeutung war.
Sächsische und bairische Bergleute waren im 14. Jahrhundert an den Südhängen
des Elsässer Belchens tätig und legten bei Auxelles, Giromagny und Lepuix die
Stollen an, aus denen Blei und Silber und später Flußspat und Kobalt gefördert
wurden. Im Jahr 1793 errichtete die französische Konventsregierung in Giromagny
eine eigene Bergbauschule. Da die Bergwerke nicht mehr genug Ertrag
lieferten, wurden sie im 19. Jahrhundert aufgelassen. Von besonderer Bedeutung
ist nach wie vor der Steinbruchbetrieb im roten Beichengranit und im
Diorit, aus denen Pflastersteine und Straßenschotter hergestellt werden. Bei
Ronchamp und Lure, am nordwestlichen Rand der Burgundischen Pforte, befinden
sich auch Steinkohlengruben, die aber recht wenig ergiebig sind; sie wurden
schon Ende des 18. Jahrhunderts in Betrieb genommen und seit 1882 durch
einen Zweigkanal westlich Beifort an den Rhein-Rhone-Kanal angeschlossen.

Die letzten Ausläufer der südlichen Vogesen aus paläozoischen Gesteinen,
bewaldete, abgerundete Kuppen, auf denen Ginster, Heidekraut und Heidelbeeren
wachsen, erheben sich vereinzelt noch vor den Toren der Stadt Beifort

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