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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-01/0020
trägt heute rund 45 000; die Bevölkerung der Verwaltungseinheit des Belforter
Territoriums wuchs vom Jahre 1871 bis 1931 von 57 000 auf 99 000 Menschen.
Diese Vermehrung ist in erster Linie der menschenansaugemden Wirkung der
modernen Industrie zu verdanken. Die Ortsbürtigkeit ist daher auch recht
gering . . . die Hälfte ungefähr der Bewohner ist außerhalb der Pforte geboren,
und im Jahr 1931 bestand ein Zehntel aus zugewanderten Polen, Italienern,
Schweizern, Tschechen usw., die das französische Bürgerrecht zwar noch
nicht erworben hatten, mit deren Einbürgerung aber zu rechnen war. — Der
germanische Anteil der Bevölkerung ist in diesem Übergangsgebiet zu allen
Zeiten ein außerordentlich großer gewesen. In der Völkerwanderungszeit, im
15. und 16. Jahrhundert, da sächsische, bairische und Tiroler Bergarbeiter zuwanderten
, in den vergangenen Jahrzehnten, in denen zahlreiche Elsässer ihren
Wohnsitz nach Beifort verlegten — stets ergoß sich hier ein deutscher Menschen-
strom in das Meer französischen Volkstums. Die deutsch-französische Sprachgrenze
ist im Belforter Territorium im wesentlichen unverändert geblieben. Sie
lehnt sich im Gebiet der Pforte an die menschenleere Zone an, die sich auf der
Wasserscheide zwischen Rhein und Rhone über die stark bewaldeten, mit
Teichen und Sümpfen übersäten Hügel hinzieht. Es ist dieselbe Hinderniszone,
die ja auch den Wert von Beifort als Festung besonders verstärkt hat. Verhängnisvoll
hat sich — wie auch sonst in Frankreich — die wachsende Landflucht
aus den Dörfern in die vier Industriebezirke der Pforte ausgewirkt. Das Land
entvölkerte sich, die Bevölkerungszahl der Städte, besonders Beiforts, wuchs
unverhältnismäßig rasch, obschon die Industrialisierung bereits ihren Höhepunkt
überschritten hat. In den beiden ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts
wuchs die Bevölkerung von Beifort jährlich im Durchschnitt um 800 bis 1000
Einwohner, die größtenteils aus der ländlichen Umgebung stammten. Allein im
Belforter Industriegebiet wohnen heute über 60% aller Einwohner des sogenannten
Territoriums von Beifort, das mit seinen 599 qkm nur wenig
größer ist als die Fläche des Bodensees.

Die Burgundische Pforte ist wegen ihrer geographischen Lage immer von
besonderer Bedeutung für den Handel gewesen, obschon der Warenverkehr
noch stark gesteigert werden könnte, wenn der Rhein-Rhone-Kanal leistungsfähiger
wäre. So aber übertrifft auch heute noch der Personenverkehr den
Güterverkehr. Beifort ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt der Linien
Paris—Basel—Gotthard—Mailand und Basel, bzw. Straßburg—Lyon—Marseille.
Die Stadt hat neben ihrer Bedeutung in Textil- und Maschinenindustrie von
jeher eine besondere Rolle gespielt als Hauptstapelplatz für Frankreichs Weinhandel
nach Deutschland und der Schweiz. — Die gewaltigen, neuen Befestigungen
, die Frankreich nach dem ersten Weltkrieg auf allen die Stadt umgebenden
Höhen anlegte, der Bau der zahlreichen Kasernen, Arsenale und
Forts verstärkten noch den ausgeprägt militärischen Charakter dieses Industriezentrums
, in dem sich eine ständige Garnison von 12 000 Mann befand. Auf
Beiforts kriegerische Vergangenheit weisen die Denkmäler hin, welche der
Kolmarer Bildhauer Bartholdi zur Erinnerung an die tapfere Verteidigung der
Festung im vorigen Jahrhundert schuf, und die zu Wahrzeichen der Stadt geworden
sind: Das sog. „Denkmal der drei Belagerungen" und der gewaltige
Löwe aus rotem Sandstein am Fuße des Kalkfelsens, auf dem sich die Zitadelle
erhebt.

IL

Europas abwechslungsreiches Relief und seine reiche Gliederung sind das
Ergebnis der gebirgsbildenden Kräfte, der Faltungen und Hebungen, wie auch
von Senkungen und Einbrüchen. Mehrere Faltenwellen, von denen in erster

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