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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-01/0029
Bazaine, Mac Mahon und Felix Douay. Dieser General lagerte mit einem Korps
bei Mülhausen und erwartete Zuzug aus Dijon, um das Oberelsaß und die
Burgundische Pforte zu sichern. Die Niederlage bei Wörth erschütterte aber
auch den Widerstandswillen der Franzosen am Oberrhein. Douay wich ohne
Kampf fluchtartig von Mülhausen auf Beifort, um sich dann vom hier noch
weiter nach Chalons an der Marne zurückzuziehen und den Kampf um die
Pforte allein der Garnison von Beifort zu überlassen. 17 000 Mann unter dem
Befehl des Obersten Denfert-Rochereau verteidigten zäh vom 1. November
1870 bis zum 18. Februar 1871 die Festung gegen die deutschen Belagerungstruppen
des Generals von Treskow; die Zivilbevölkerung der Stadt betrug
damals rund 4000 Seelen. Das republikanische Frankreich versuchte im Januar,
Beifort zu entsetzen und ein Heer unter General Bourbaki von der Loire in die
Burgundische Pforte zu schicken. Doch die tapferen badischen Regimenter und
die pommersche Landwehr des Generals Werder wiesen die Franzosen am 15.,
16. und 17. Januar 1871 am strategisch wichtigen, nordsüdlichen; Flußufer der
Lisainie, nur wenige Kilometer westlich von Beifort, zurück; Werder trieb Bourbaki
in die verschneiten Juraschluchten und zwang ihn schließlich zum Ubergang
in die Schweiz. So mußte Oberst Denfert-Rochereau jede Hoffnung auf
Entsatz aufgeben; dennoch ergab er sich erst nach Abschluß des Waffenstillstandes
am 18. Februar und erhielt zur Anerkennung seiner Tapferkeit ehrenvollen
Abzug gewährt. Zur Erinnerung an die Verteidigung von Beifort wurde
am Fuß der Zitadelle das gewaltige Löwendenkmal errichtet. Die deutschen Truppen
hielten die Festung bis 1873 besetzt; Beifort und die Burgundische Pforte
aber blieben bei Frankreich, als Bismarck im Frankfurter Frieden das Elsaß
und Lothringen für das neue Reich gewann. — Im ersten Weltkrieg versuchten
die Franzosen 1914, durch die Pforte nach Osten vorstoßend, in Süddeutschland
einzufallen. Sie wurden aber durch die Schlacht bei Mülhausen daran gehindert.
Die späteren, hartnäckigen Stellungskämpfe vom Hartmannsweilerkopf bis zur
Schweizer Grenze verhinderten jede weitere Offensivbewegung, so daß die
Burgundische Pforte damals nicht unmittelbar Kriegsschauplatz wurde. Frankreich
hatte seit dem Jahre 1903 die Befestigungsanlagen von Beifort aufs
stärkste ausgebaut. Eine große Anzahl Forts, weit im Vorgelände, waren gebaut
worden, und besonders die Flußtäler der Savoureuse und der Lisaine waren zu
starkem Widerstand gegen jeden Feind aus dem Osten ausersehen. Als Frankreich
nach dem ersten Weltkrieg die Maginotlinie baute, wurde die Festung
Beifort zum Mittelpunkt einer mit allen Möglichkeiten befestigten Zone, die
sich von Altkirch bis Hericourt und von Masmünster am Vogesenrand bis
nach Delle an der Schweizer Grenze erstreckte. Frankreich hatte also das
Menschenmögliche geleistet, um die Burgundische Pforte im Falle einer neuen
Auseinandersetzung mit Deutschland hermetisch zu sperren. Dennoch konnten
auch diese neuesten Werke der Festungsbaukunst es nicht verhindern, daß die
deutschen Truppen, welche im Mai und Juni 1940 Frankreich eroberten, auch
die Burgundische Pforte von Osten und von Westen zugleich aufsprengten und
am 17. Juni 1940 Beifort einnahmen.

Der Besitz des Völkertores am Fuße der Vogesen wurde schon mehrmals im
Laufe der Geschichte für das Schicksal ganz Mittel- und Westeuropas entscheidend
. Möge die Burgundische Pforte in Zukunft im Zeichen der Europa-Union
nur mehr friedlicher Verständigung dienen!

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