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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-01/0034
Der Adliger im Schallbacher Bann war noch im 18. Jahrhundert Wittlinigen
zinsbar.

Wo haben wir nun die Flur „zem studen" zu suchen? 1284 erstmals erwähnt
, geht der Name ohne sich zu ändern 1486 verloren. Das Wort selbst
ist vieldeutig. Es kann Staude, Gestüt (von Stute, vergleiche Stuttgart), Wegweiser
, ja Galgen (wagende stud) bedeuten. Lassen wir zunächst die Deutung
Staude für Studen außeracht und betrachten wir, zu welchen Ergebnissen die
Gleichsetzung mit Gestüt, Wegweiser und Galgen führt!

Die Deutung stud = Galgen ist in unserem Falle nicht angebracht, da
nirgends bezeugt ist, daß Wittlingen (oder die Nachbarorte) je das Halsigericht
und damit einen Galgen innehatte. Somit bleiben die Lesarten stut = Gestüt
und stud = Wegweiser. Es ist bemerkenswert, daß beide Deutungen hinsichtlich
der Lagebestimmung des Studen zum gleichen Ergebnis führen. Südlich
der Hohlen Gasse (der Weg nach Schallbach von der Kander bis zur Gemar-
kungsigrenze) und angrenzend an den Heidel liegt die Flur Roßgarten, derer
schon 1772 (Rosengarten) und 1787 Erwähnung getan wird. Roßgarten, wie
die Flur heute noch heißt, kann demnach ein umzäuntes Gestüt nud damit
Studen bedeuten. (Der Form Rosengarten^, auch Rosenwuhr, kommt für uns
keine Bedeutung zu, da anläßlich der Anlage von Entwässerungsgräben! keinerlei
Spuren eines Friedhofes gefunden wurden und das Wort Rose nur auf die
Umzäumung eines solchen durch einen Rosenhag, wie dies im Mittelalter allgemein
üblich war, hinweisen könnte.) Liegt dem Studen aber das alemannische
Wort Stud = Wegweiser zugrunde, so ist diese Flur ebenfalls nur im Gebiet
des heutigen Roßgartens zu finden. Ein Wegzeichen hat offenbar nur Sinn an
einer Wegkreuzung oder -abzweigung. Damals etwa vorhandene Wegweiser
im Ortsetter konnten keinem Gewann den Namen geben, da bei ihnen keine
Flur liegen konnte. Außerhalb des Dorfes ist aber die Kreuzung der uralten
Straße Binzen-Hammerstein mit jener von Wittlingen nach Schallbach die einzige
Stelle, wo ein „stud" gestanden haben könnte. (Der erste Plan einer Talstraße
von Kandern nach Rümmingen scheiterte 1798 am Widerstand von
Wittlingen und Wollbach. Ein Wegweiser konnte sich demnach nur an der einzigen
bestehenden Straßenkreuzung, „auf der Eck", befunden haben). Unmittelbar
unter der obenbezeichmeten Kreuzung liegt aber der Roßgarten. Bemerkenswert
erscheint auch, daß an dieser Wegkreuzung noch vor einigen Jahrzehnten
ein Wegweiser stand, welcher allgemein „Der Stud" genannt wurde.

Ein andere Überlegung führt uns zum gleichen Ergebnis. Da die Fluren in
den Berainen trotz sonstiger Abänderungen stets in gleicher Reihenfolge, aber
weder nach ihrer Größe, noch alphabetisch noch nach dem Zinsertrag geordnet
erscheinen, sind sie sehr wahrscheinlich so aufgeführt, wie sie der Reihe nach
lagen. Beginnen, wir mit dem Letten und umwandern die Gemarkung im
Gegenzeigefsinn, so folgen auf den Letten der Bönnler mit dem ölbach und
dem Dorna, der Moosgraben, der Nollen und der Adliger (unter dem Graben).
Fügen wir nun zwischen dem Nollen und dem Adliger den Studen ein, wozu
wir nach dem Gang der bisherigen Untersuchungen berechtigt zu sein glauben,
so erscheinen die Fluren in derselben Reihenfolge wie im Berain von 1284.
Damit ist aber die Wahrscheinlichkeit sehr groß, daß der Studen die Lücke
zwischen dem Nollen und dem Heidel zum Ringe schließt.

Im Letten war die Kirche noch um 1787 begütert, am Gebette liegt der
Michelsacker, also (ehemaliges) Kirchengut, beim Studen finden wir die Flur
Himmelreich (1483), und ebenso besaß die Kirche im Gebiet des Adligers ausgedehnte
Güter. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich beim Zinisrodel von
1284 um eine Besteuerung des Kirchemgutes handelt und Arnold Zerbach und

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