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führte ihn nach Berlin; als er hier Major geworden war, holte er sich die Prinzessin
Hilda von Nassau in Schloß Hohenburg zur Gemahlin, eine Verbindung
aus reinster Neigung, die bis an beider Lebensende dauerte.
1885—1902 gehörte er dem 5. bad. Infanterieregiment Nr. 113 in Freiburg
an, dann folgte abermals Berlin, um 1893 als Generalleutnant die 29. Division
in Freiburg zu übernehmen. 1897 kommandierte er als General der Inf anterie das
VIII. Armeekorps in Koblenz. 1902 kehrte er nach Karlsruhe zurück, um dem
75 Jahre alten Vater nahe zu sein, abwechselnd in Karlsruhe und Badenweiler
sich aufhaltend. Der Kaiser ernannte ihn zum Chef des J. R. 113.
Er trat am 28. September 1907 nach dem im ganzen Volk betrauerten
Heimgang des Vaters die Regierung an. „Im Sinn und Geist des verewigten
Großherzogs will Ich feststehen zu Kaiser und Reich und treu der Verfassung
die Regierung führen. Es wird stets meine Aufgabe sein, in den bewährten
Bahnen maßhaltenden Fortschritts die Wohlfahrt des Landes auf allen Gebieten
der staatlichen Tätigkeit, des geistigen und wirtschaftlichen Lebens zu
fördern. Von Ihnen, edle Herren und liebe Freunde, erwarte Ich mit Zuversicht
, daß Sie Mir in Meinem Bestreben allezeit eine feste Stütze sein
werden." Das war das Programm Friedrichs II.
Er selbst lebte sehr bescheiden. Er besaß eine große Herzensgüte, die alle
zu spüren bekamen, die ihn aufsuchten. Die bitterste Zeit erfuhr er in den
Tagen der Revolution, als überhitzte Menschen das bewohnte Schloß beschossen,
wüste Schmährufe ausstießen, so daß seine greise Mutter, die Großherzogin
Hilda und er selbst, bereits auf einem Auge erblindet, aus dem Schloß flüchten
mußten. Graf Robert Douglas stellte den hohen Herrschaften sein Schloß Langenstein
bei Stockach zur Verfügung. Der Regierung entsagte er in Worten, die den
tiefen Grund seiner Liebe zum Volk erkennen lassen, aber auch den Schmerz
dieses Entschlusses. Es darf indessen hervorgehoben werden, daß alle Parteien
des Landes, auch die radikalste, ihm ihre Achtung und ihren Dank nicht
versagt haben und ihn und seine Familie in den Schutz des Staates nahmen.
In stiller Zurückgezogenheit lebten sie dann im Palais in Freiburg, zuweilen
in Schloß Zwingenberg, besonders gern in Badenweiler. Dort durfte er viele
Beweise treuer Anhänglichkeit erfahren. 1926 verschlimmerte sich das Augenleiden
und das Herzleiden, die er mit großer Geduld unter der liebevollen
Pflege der Großherzogin Hilda ertrug. Ein großes Gottvertrauen ließ ihn
dem Ende gefaßt entgegensehen. Völlig erblindet ist er am 8. August 1928 in
Badenweiler entschlafen. In der nächtlichen Fahrt zur fürstlichen Ruhestätte
in Karlsruhe säumte das dankbare Volk aus Dörfern und Städten in stiller
Ergriffenheit die Straße des Trauerzuges.
Würdigungen, Reden, Berichte, Erlasse, persönliche Erinnerungen, Briefe
und Presseäußerungen sind beigegeben, desgleichen Bilder in guter Wiedergabe
.
Es ist notwendig und muß zum menschlichen und politischen Anstand
gerechnet werden, dem Lebenswerk der beiden letzten Großherzöge in allen
Dingen die Bedeutung zuzuerkennen, auf die sie gerechterweise Anspruch
haben. Ihr Andenken steht im Segen.
Den Älteren unter uns aber klingt beim Lesen dieses Lebensbildes die alte
badische Fürstenhymne mit ihrer heiteren Melodie noch in den Ohren:
Heil Friedrich, unserm Großherzog, des Deutschen Friedrich Sohn,
Heil ihm, dem hohen Zähringsproß auf Badens Fürstenthron!
Des Vaters Erbe hält er fest in starker, milder Hand,
Ihm jubelt zu, in Liebe treu, das ganze Badnerland
Wie heut', so allezeit, von Schwarzwaldbergen weit
Bis an des Rheins Gewog: Heil unserm Großherzog!
Seith.
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