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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1955-02/0023
minder wert der Erhaltung und der Pflege. Sehr zu erwähnen ist die K i r c h e,
einst St. Gallus geweiht und im Besitz des Stifts St. Peter in Basel. Alt ist der
dreistöckige Turm mit Satteldach und großen gotischen Fenstern im dritten
Stockwerk, mit Mauerschlitzen im ersten und zweiten. In der Turmhalle
bemerkt man eine große Schießscharte, die auf den Charakter der Festungskirche
hinweist, liegt das Gotteshaus doch von der Straße her auf einer kleinen
Anhöhe. Im Chor befindet sich ein großes Sakramentshäuschen aus Sandstein
mit Eselsrücken, neben dem Verschluß zwei Engel, die ein Spruchband halten
mit der Inschrift „ecce panis angelorum" (Hier ist das Engelsbrot).

Fragen wir uns, warum gerade in Otlingen so viel Mittelalterliches an
Gebäuden vorhanden ist, so gehen wir wohl nicht fehl, wenn wir auf die
Unwegsamkeit des Geländes hinweisen. Heute bietet die Zufahrt von der Lücke
her nicht einmal das Bild eines gepflegten Vicinalweges, von der Talseite der
Kander her und von Haltingen aus hat ein Gespann erhebliche Steigungen zu
überwinden und andere Zufahrtswege gibt es nicht. Ferner ist noch darauf
hinzuweisen, daß Basler Geschlechter und Klöster, nach 1529 die Stadt, sehr
große Liegenschaften und Höfe besaßen, Zehnt- und Grundrechte, Abgaben
und Leistungen anzusprechen hatten, so daß bei politischen und kriegerischen
Verwicklungen, in die das Land vor ihren Toren hereingerissen wurde, Bürgermeister
und Rat mit allen Mitteln der Verhandlung zu erreichen versuchten,
ihren „Brotkasten und Weinkeller" sowohl im Elsaß als auch im Land der
Markgrafen von allzuschweren Kontributionen zu verschonen und von ausraubenden
Plünderungen zu bewahren. Es kam ihr nicht darauf an, die Kommandanten
der einfallenden Truppen durch Deputationen von Ratsherren zu
begrüßen und sie mit Geschenken ihren Wünschen geneigt zu machen.

Weitaus am größten war im Dorf und Bann Otlingen der Grundbesitz des
Klosters der Frauen von Klingental.

B.
I.

Das Frauenkloster Klingental.

Wir gehen zunächst auf seine Vorgeschichte ein.

In den 1230er Jahren wurde in Häusern bei Pfaffenheim im Kreis
Kolmar im Elsaß ein Frauenkloster gegründet, angeblich durch vier andächtige
Matronen aus Mülhausen. Es war dem hl. Leonhard geweiht, und die Nonnen
lebten nach der Regel Augustins. 1246 wurde es durch Papst Innocenz IV. in
seinem Besitz bestätigt und der Leitung des Predigerordens unterstellt.4)

1253 verließen die Nonnen Häusern, das zum Basler Bistum gehörte, und
zogen über den Rhein ins W e h r a t a 1. Diese Verlegung geschah auf Veranlassung
des Edelherrn Walter von Klingen, des Minnesängers, von dem
die Manessische Handschrift 8 Lieder erwähnt. Die Stammburg des Geschlechts
war die Burg Altenklingen im Thurgau; es erbaute später die Burg Hohen-
klingen ob Stein am Rhein. Die Edelherren waren auch die Gründer der Stadt
Klingnau, der Klöster Kalchrein im Thurgau und Feldbach, besaßen auch Burg
und Stadt Rheinfelden.5) Hatte Walter von Klingen schon 1249 Gut und
Kirchensatz in Maulburg an das Cistercienserkloster Wettingen ge-

4) R. Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel. I. Bd. Basel 1907. S. 212. — „Das
Reichsland Elsaß-Lothringen", herausgegeben vom Statist. Bureau des Ministeriums für
Elsaß-Lothringen. III. Teil. Straßburg 1901/03. S. 378.

5) Kindler von Knobloch. Oberbadisches Geschlechterbuch. II. Bd. S. 297.

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