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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-01/0015
Zwei der vornehmsten Ritter führten ihr Pferd am Zügel. Auf der Brust
trugen sie die gestickten Zeichen des Reiches, Österreichs und Steiers. Der eine
war Hugo von Bucheck. Er war dem Kaiser kurz vor dessen Tode bei Florenz
von Rom aus zu Hilfe geeilt und hatte zu Pisa an der Seite Katharinas an der
Bahre seines Herrn gestanden. Nun führte er sie dem neuen Gemahl entgegen.
Er blieb auch in ihrer Ehe mit dem Herzog von Kalabrien als ihr Hofmeister
an ihrer Seite, bis zu ihrem am 25. Januar 1324 erfolgten Tode.

Der andere war Graf Eberhard von Kyburg, ein Kommilitone des Mathias
von Neuenburg. Freudig und stolz mögen sich beide an diesem Tage zugewinkt
haben. Im 44. Kapitel seiner Chronik schildert Mathias später die Lebensumstände
Eberhards, die ihm nur bekannt sein konnten aus freundschaftlich
vertrauten Stunden, in denen sein Freund ihm von den Sorgen erzählte, die
ihn bedrückten. Eberhard hatte einen Bruder Hartmann, der ein stolzer Ritter
war, während Eberhard Geistlicher werden wollte. Die Mutter liebte aber
Hartmann, weil er ihrem Geliebten, Senn von Münsingen, freundlich gesinnt
war, während der ernsthafte Eberhard seiner Mutter Vorhaltungen über ihren
Lebenswandel machte. „Als nun Eberhard in Bologna studierte, schickten sie
ihm die sechzig Mark, die sie ihm jährlich hätten schicken sollen, niemals zur
rechten Zeit, so daß er die Hälfte davon durch Schuldzinsen verlor. Mit
Schulden überladen, stellte er seine Mitschüler als Bürgen und reiste ab; da
er aber seinen Anteil an der Herrschaft begehrte, wurde er von seiner Mutter
und seinem Bruder verlacht." Hartmann belastete die Herrschaft durch sein
verschwenderisches Leben mit vielen Schulden. Eberhard aber erwarb das
Bürgerrecht von Bern. Da ein Teil der Bewohner des brüderlichen Herrschaftsbereichs
Eberhard anhingen, versuchte Hartmann, seinen Bruder zu beseitigen.
Als sie einst zusammen auf ihrer Burg im gleichen Bette übernachteten, stürzte
sich Hartmann mit gezücktem Messer auf seinen Bruder. Er nahm ihn gefangen
und führte ihn gebunden halb nackt auf die Burg Rochefort. Hartmann wollte
seinem Bruder einen Vertrag aufnötigen, nach welchem Eberhard nur die Burg
Thun erhalten sollte und dazu noch von seinem geistlichen Einkommen als
Domherr zu Straßburg und zu Köln und als Rektor mehrerer Kirchen drei
Viertel an Hartmann abgeben sollte zur Deckung von dessen Schulden. Als
der Vertrag am 31. Oktobere 1322 auf der Burg Thun unterschrieben werden
sollte, griff Eberhard zur Waffe, verwundete seinen Bruder und ließ ihn durch
einen seiner Ritter auf den Burghof hinabstürzen. Nun griffen die Bewohner
der Stadt ein. Die Berner kamen ihrem Mitbürger zu Hilfe. Durch ihre Unterstützung
machte Eberhard sich zum Herrn seiner Gebiete. Mathias berichtet
noch, daß Eberhard Susanna (Anastasia), die Tochter Ulrichs von Siegenau,
heiratete. „Er erzeugte mit ihr viele Söhne und Töchter". Mit Stolz berichtet
Mathias, „daß er für einen ganz tüchtigen Mann galt. So wuchs sich das Lamm
zu einem Löwen aus".

In Bologna ergab sich eine andere für Mathias bedeutungsvolle Verbindung.
In der Liste der Immatrikulierten erscheint 1316 ein Peter Münch, Kustos von
Lautenbach, aus dem Basler Sprengel. Später vermählte sich Mathias mit
Elisabeth aus dem reichen und mächtigen Geschlecht der Münch (Mönch).

Hier lernte er auch Markward von Randeck kennen, der später Bischof von
Augsburg wurde. 1335 traf er ihn wieder am päpstlichen Hofe zu Avignon.
So ist es verständlich, daß Mathias durch diese Verbindungen einen weiten
Blick in das Geschehen seiner Zeit erhielt.

Mathias hatte sich in Bologna zu einem wissensreichen und geschäftsgewandten
Kenner des kanonischen Rechtes ausgebildet. Es brauchte große
Kenntnisse, um sich in den Bräuchen und Rechtsordnungen an den Officialaten

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