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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1956-01/0041
1789 die Pfarrei Wieslet erhielt, daß man an den Dichter zwecks Übernahme
einer Pfarrei herangetreten ist, bekundet ein im allgemeinen wenig beachtetes
Brieffragment, das an Hebels ehemaligen Lehrer und Gönner August Gottlieb
Preuschen in Karlsruhe gerichtet sein dürfte, im Original aber leider verloren
ist. Der Schreiber erklärt, wie anhaltendes Sprechen ihm große Schmerzen verursache
, wegen derer er sich „weit aussehender ärztlicher Behandlung" zu
unterwerfen habe; „das Informieren schade ihm jedoch nicht, wenn er sich
vor Schreien und Zorn hüte". Hebel fährt sodann fort:

„Gesetzt, ich wollte auch eine weniger beschwerliche Pfarrei in der ungewissen
Hoffnung annehmen, daß mich das Predigen, wenn ich nicht dabei
informiere, weniger angreifen werde, so verbietet mir doch mein Gewissen
und meine Ruhe, so lange ich nicht gesichert vor einem frühen Tode oder
einem elenden Leben bin, zu heiraten und — was ist ein lediger Pfarrer in
einem abgelegenen Dorfe, der der Haus- und Landwirtschaft unerfahren ist!"

Weshalb zeigte Hebel damals so geringe Neigung, den Schuldienst zu verlassen
und sich einer Pfarrei zu widmen? Das nächste Gesuch, das der Präzep-
toratsvikar nach Karlsruhe sendet, läßt deutlich erkennen, wonach seine Hoffnungen
zielten: auf das Prorektorat des Lörracher Pädagogiums. Ein naher
Wechsel stand überdies in Aussicht, denn Tobias Günttert hatte seinen jüngeren
Freund gewiß bereits davon unterrichtet, daß er demnächst die Schulpflichten
mit der Seelsorge zu vertauschen gedenke. Hebels Bewerbungsschreiben hat
folgenden Wortlaut:

Durchlauchtigster Markgraf, Gnädigster Herr und Fürst,

Bald sind es sieben Jahre, daß ich als Präceptoratsvikarius an dem Pädagogium
zu Lörrach in Euer Hochfürstlicher Durchlaucht Diensten stehe und
dem Unterricht der Jugend meine Zeit und Kräfte widme. Ich wage daher
die untertänigste Bitte, im Fall daß mit dem Prorektorat an diesem Pädagogium
eine Veränderung vorgehen sollte, daß Euer Hochfürstliche Durchlaucht die
Stelle eines Prorektors mir in Gnaden zuzuwenden geruhen mögen, der ich
zu höchsten Hulden mich untertänigst empfehle und in tiefster Ehrfurcht
verharre

Euer Hochfürstlichen Durchlaucht untertänigster

Lörrach, den 6ten Dez. 1789 J. P. Hebel

Der Wechsel, mit dem Hebel gerechnet hatte, trat im Jahre 1790 ein.
Tobias Günttert wurde als Nachfolger Friedrich August Sieverts, der Pfarrei
und Dekanat in Auggen erhielt, nach Weil berufen. Jetzt schien der Weg zum
Prorektorat gebahnt, zumal im Votum des Kirchenrates J. L. Walz in Karlsruhe
folgender vielversprechende Satz zu lesen war: „Zum Prorectorat Lörrach
ist nun offenbar der Tüchtigste der Praeceptorats-Vikarius Hebel, der sich
auch darum gemeldet hat". Der Fürsprache des Lörracher Dekans Christian
Adam Wagner war Hebel gewiß; sie ist tatsächlich in einem dem Gesuch des
Dichters beigefügten Begleitschreiben erfolgt. Trotzdem sollten sich die Hoffnungen
nicht erfüllen. Gewiß hatte Hebel nach mehr als siebenjähriger Tätigkeit
am Lörracher Pädagogium und bei der Bestätigung „untadelhaften Wandels
" (Wagner) berechtigten Anspruch, aufzusteigen, zumal auch Tobias Günttert
vom Präzeptoratsvikar zum Prorektor befördert worden und dieser Vorgang
in der Geschichte der Lehranstalt auch vorher nicht ohne Beispiel war. Der
Dichter wird nach Güntterts Berufung, die laut Dekret vom 17. Juni 1790 vor
sich gegangen war, sich geschmeichelt haben, sein im Dezember des Vorjahres
eingereichtes Gesuch werde nicht ohne Wirkung bleiben. Seiner Sache sicher,

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